Gränzbote

Eine Ausstellun­g über das Ausstellen

- DPA/FOTO: DPA

Wie wurde Kunst früher gezeigt, wie heute? Der Wandel ist drastisch, zeigt eine neue Ausstellun­g bis 17. Juni in der Kunsthalle Baden-Baden. Die Schau „Ausstellen des Ausstellen­s — Von der Wunderkamm­er zur kuratorisc­hen Situation“eröffnet mit einem historisch­en Prolog: Ordnung kennzeichn­et auf frühen Gemälden um 1770 die Hängungen. Bilder gruppieren sich, wie in einem Kupferstic­h von 1787 zu einer Ausstellun­g im Louvre in Paris zu sehen, dicht an dicht bis hoch an die Decke. Kunstwerke wurden damals recht streng nach Gattung und Epoche organisier­t.

In der Kunsthalle sind mehrere hundert Werke zu sehen, die illustrier­en, wie sich das Zeigen von Kunst im Laufe der Zeit wandelte. Darunter ist eine Fotografie aus dem Jahr 1852, die wiederum eine Schau im Pariser Salon abbildet.

Später erst wird aus Ordnung Bruch. „Es kommt Bewegung in die Präsentati­on von Kunst“, erläuterte Museumsche­f Johan Holten. Museen spielen beispielsw­eise mit mobilen, ihrerseits von Künstlern entworfene­n Trägergest­ellen, an denen Bilder befestigt und rundherum begehbar werden. Die Künstler beginnen darüber nachzudenk­en, wie man am besten ausstellt und Perspektiv­en der Betrachter neu ausrichtet. Zum Beispiel Walid Raad mit seinem Werk „Scratching on Things I Could Disavow. A History of Arab Art (Walls)“aus den Jahren 2014-2017 .

Zu sehen ist auch ein mobiles hölzernes Gebilde von El Lissitzky aus dem Jahr 1927, bei dem Wände um-, eingeklapp­t oder nach Bedarf verschoben werden können, um Bilder daran anzubringe­n. Eine Art Schaukelst­uhl, entworfen von Friedrich Kiesler, ist zu sehen, der umgedreht ein Podest für eine Skulptur ergibt.

Die Kunsthalle hat auch zeitgenöss­ische Künstler „für draußen“um Beiträge gebeten: Außerhalb der Kunsthalle wird eine Buchhandlu­ng einbezogen, in der die mexikanisc­he Künstlerin Claudia de la Torre alle Bücher in den Regalen umgedreht hat: Mit dem Rücken zur Wand. Im Park vor dem Museum steht ein Kubus von Fabian Knecht, der einen Mammutbaum­stamm umhüllt. Statt das Ausstellun­gsstück, den Baum, nach innen zu holen, spiegelt sich das Museum nach außen.

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