Frust und Freude über Serien-Ende
Handball: Schiri-Ärger bei Donautal-HSG – Rietheim-Weilheim kann doch noch siegen
TUTTLINGEN - Der sonntägliche Sonnenschein dürfte auch bei Martin Irion und Dirk Salmen die Laune verbessert haben. Einen ersten Stimmungsaufheller erhielten die Trainer der HSG Baar und der HSG Rietheim-Weilheim bereits am Abend zuvor. Die Handball-Landesligisten feierten nicht erwartete Heimsiege und punkteten im Abstiegskampf. Auch die HSG NTW gewann in der Frauen-Landesliga. Die Herren der HSG Fridingen/Mühlheim mussten sich nach langer Zeit wieder geschlagen geben. Die Damen aus dem Donautal retteten einen Punkt.
Württembergliga Herren TSV Zizishausen – HSG Fridingen/ Mühlheim 28:24 (15:13). Die Siegesserie der Donautäler ist gerissen. Nach sechs Erfolgen ging die HSG beim Tabellenführer leer aus. Die Schuldigen hatte Trainer Mike Novakovic schnell ausgemacht: Die Schiedsrichter Stefan Banzhaf und Freddy Ernst von der SG Ober-/Unterhausen. „So eine Entscheidung ist eine Schande“, ereiferte sich Fridingen/Mühlheims Trainer.
Gemeint war die Rote Karte gegen HSG-Spielmacher Daniel Hipp nach 13 Minuten. „Das bricht uns das Genick“, sagte Novakovic. Rund 20 Meter vor dem Tor hatte Hipp versucht, den Angriff der Hausherren zu stören und beim Prellen den Ball ins Aus befördert. Regelgerecht, wie Novakovic betont. Mehr als ein Einwurf habe es dafür nicht geben dürfen, erklärte der HSG-Trainer, der den Zweikampf aus unmittelbarer Nähe sah. Zizishausens Spieler sei direkt aufgestanden, um weiterzuspielen. Als die Rote Karte gezogen wurde, habe er sich wie im falschen Film gefühlt.
Dabei waren die Gäste auf einem guten Weg, dem Ersten ein Bein zu stellen. Nach fünf Minuten stand es 4:0 für die Gäste. „Ein sensationeller Anfang. Die Jungs haben gearbeitet, wie noch nie. Hinten gekämpft, vorne konsequent. Das war ein Feiertag für die Augen“, sagte Novakovic. Nach der Roten Karte für den „wichtigsten Spieler“hätten die Gäste lange unter Schock gestanden, meinte Fridingen/Mühlheims Trainer. Auch wenn die Leistung in der zweiten Halbzeit nicht mehr gut gewesen sei, habe sich das Team 50 Minuten ohne Daniel Hipp und nur mit vier Toren unterlegen ein Lob verdient.
Nach der Disqualifikation (6:8) kam der TSV schnell zum 9:9 und lag zur Pause in Führung. Fridingen/ Mühlheim hielt bis zum 20:18 (42.) mit, schaffte die Wende aber nicht mehr. Tore: Fritz (8/6), Schick (7/2), Parlak (3), Efinger, D. Hipp (je 2), Merk, Rabus (je 1).
Landesliga Herren HSG Baar – VfL Pfullingen II 33:22 (17:12). Die Stimmung in der Hohenlupfen-Halle kannte zum Ende des Spiels kaum Grenzen. „Ihr seid nur ein Punktelieferant“, schallte es den Gästen von der Tribüne entgegen. „Das hat mich schon irritiert“, gab HSG-Trainer Martin Irion zu. Schließlich spielte der Drittletzte gegen den Vierten.
Weil die Gastgeber aber ein Spitzenteam am Ende mit elf Treffern Differenz zerlegten, sei die Euphorie in der Halle groß gewesen. „Es war dieses Mal auch kein Krimi. Wir konnten die Partie lässig zu Ende spielen“, meinte Irion, dessen Team einen „perfekten Tag“erwischte. „Die Abwehr- und Torhüterleistung war genauso wie das Verhalten beim Tempogegenstoß hervorragend. Aber auch im Positionsangriff haben wir die richtigen Antworten gefunden“, war Irion nach dem dritten Sieg in den vergangenen vier Partien rundum zufrieden
Nach ausgeglichenem Beginn (3:3) setzten sich die Gastgeber auf 6:3 ab und hielten den Vorsprung bis zum 9:6. Dann stellte Pfullingen II in der Abwehr auf Manndeckung gegen HSG-Spielmacher Thomas Ulrich um. Mit dieser Maßnahme, gab Irion zu, habe sein Team zu knabbern gehabt. Die Gäste kamen auf 9:8 heran.
Die Wende verhinderte Irion in einer Auszeit, als er das Offensivspiel seines Teams anpasste. „Wir haben den Kreisläufer aufgelöst“, sagte er. Mit drei Rückraumspielern und weiten Kreuzbewegungen habe die HSG dann die 5:1-Deckung des VfL ausgehebelt. Bis zur Pause setzten sich die Gastgeber mit fünf Toren ab und waren auch nach Wiederbeginn hellwach. Mit dem 20:12 durch Ulrich (33.) war bereits eine Vorentscheidung gefallen. Die Gastgeber bauten den Vorsprung aus und hatten nach 51 Minuten 13 Treffer zwischen sich und den Gast gelegt.
Ein gutes Heimdebüt gab Christoph Hermann, der im Winter von Württembergligist HSG Fridingen/ Mühlheim auf die Baar gekommen war. „Das war ein überragendes Spiel. Das Gute an Christoph ist, dass er mir mehr Optionen gibt. Ihn kannst du auch in der Deckung überall hinstellen, auch dort, wo es gerade brennt“, lobte Irion. Die HSG hat den Rückstand auf das rettende Ufer verkürzt. „Es bleibt aber noch ein weiter Weg“, sagte der Trainer. Tore: Hermann, T. Ulrich (je 7), Böhnig, Simmerer (je 5), Tafelmaier (4/1), Bechtold, A. Ulrich (je 2), Brenner (1). HSG Rietheim-Weilheim – HSG Böblingen/Sindelfingen 31:28
(14:13). Die Erleichterung war groß. Nach fünf Niederlagen haben die abstiegsgefährdeten Gastgeber wieder gewonnen. Und das ausgerechnet gegen den Tabellenführer. „Das tut gut“, freute sich Trainer Dirk Salmen. Der Sieg sei für die restliche Runde wichtig. „Wir haben Selbstvertrauen geschöpft und wissen: es geht doch noch“, meinte Rietheim-Weilheims Coach.
Den ersten Treffer der Partie erzielte das Spitzenteam aus Böblingen/Sindelfingen. Es gelang den Gästen aber nicht, sich abzusetzen. „Die Jungs waren richtig heiß. In den vergangenen Spielen hat jeder für sich gekämpft. Gegen Böblingen/ Sindelfingen hat die Mannschaft zehn bis 20 Prozent zugelegt. Egal, wer gespielt. Alle waren da“, lobte Salmen. Zum Kampfgeist kam an diesem Abend auch eine gute Abwehr und Torwartleistung sowie eine bessere Chancenverwertung. „Wir haben die Angriffe länger durchgespielt, hatten mehr Struktur im Spiel“, meinte Salmen.
Erst in der Schlussphase kamen die Gastgeber etwas vom Weg ab. „Wir hatten nicht mehr den Zug, nicht den Zugriff in der Abwehr“, monierte Salmen. Sofort setzten sich die Gäste auf 25:22 ab. Angesichts der drohenden Pleite besannen sich die Gastgeber aber und bogen die Partie noch um. Simon Storz (2) und Thorsten Haag machten den Erfolg in den letzten zwei Minuten perfekt. Der Sieg war umso wertvoller, weil einige Spieler der Heim-HSG immer noch angeschlagen waren. „Das Spiel war eine Charaktersache. Wir haben gezeigt, was wir können.“Tore: S. Storz (9), Aicher, Hermle (je 5), Renz (3/2), Haag, S. Huber (je 3), Wenzler (2/1), Marquardt (1).
Württembergliga Frauen SG Hegensberg-Liebersbronn – HSG Fridingen/Mühlheim 24:24 (14:13). Am Ende mussten die Gäste froh sein, wenigstens einen Punkt mitnehmen zu dürfen. Clara Frankenstein erzielte erst zwei Sekunden vor der Schlusssirene das 24:24. „Das ist ein Punktgewinn“, meinte HSGTrainer Frank Rohrmeier.
Soviel Spannung hätte es aus seiner Sicht gar nicht gebraucht. Die Donautälerinnen hätten die Partie vorzeitig entscheiden können. „Wir haben zuviele einfache Chancen liegen gelassen“, ärgerte sich Rohrmeier. So blieb es 60 Minuten lang ein enges Spiel, in dem sich keine Mannschaft wirklich absetzen konnte.
Nach dem 0:1-Rückstand sorgten Vanessa Fritz und Rebecca Maurer für die Gästeführung (4.). Hegensberg-Liebersbronn gelang anschließend die Wende. Dann hatte die SG meist die Nase vorne. Erst in der 21. Minute brachte Frankenstein die Donautälerinnen wieder 11:10 in Führung. Den Vorsprung nahmen die Gäste aber nicht mit in die Kabine. „Wir sind in der ersten Hälfte bewusst bei der ersten Welle Risiko gegangen, haben bei den schnellen Gegenstößen aber zuviele technische Fehler gemacht“, sagte Rohrmeier, der die Taktik im zweiten Durchgang änderte.
Mit einer offensiven 5:1-Deckung unterband die HSG den Spielfluß der SGHL erfolgreich. „Die Umstellung hat Wirkung gezeigt“, war Rohrmeier zufrieden. Obwohl Fridingen/ Mühlheim oft in Ballbeseitz war und sich viele Chancen erarbeitete, blieb das Spiel ausgeglichen. „Wir haben die einfachsten Chancen ausgelassen“, sagte der Trainer. Die Abwehr habe funktioniert, war präsent. Das Manko war die Chancenverwertung. So mussten die Gäste letztlich froh sein, wenigstens einen Zähler gerettet zu haben. Tore: Frankenstein, Rebholz (je 5), Maurer (4), Schwarz (3), Gresser, Gögelein (je 2), K. Marquardt, Fritz, Maier (je 1).
Landesliga Frauen HSG Nendingen/Tuttlingen/ Wurmlingen – TSV Neuhausen/F. 22:9 (12:3). Die Gastgeberinnen schafften die Wiedergutmachung für die 12:27-Pleite in der Vorwoche in Remshalden. Dabei verlebte Trainerin Zeljana Pfeffer einen entspannten Nachmittag. Der Vorletzte aus Neuhausen/F. hielt bis zur zwölften Minuten (4:3) mit. Bis zur Pause gelang den Gästen dann kein Treffer mehr. Die HSG konnte die Punkte beinahe verbuchen.
Nach dem Seitenwechsel baute Nendingen/Tuttlingen/Wurmlingen den Vorsprung zweistellig auf 15:5 und 22:8 aus. Das letzte Wort hatten dann die Gäste. Dies dürfte den Tabellenzweiten nicht wirklich gestört haben. Tore: Beiswenger (7/5), Epple (4), Hauser, Gebhardt (je 3), Anic, Hipp (je 2), L. Kupferschmid (1).