Spenden erleichtern Elisas Alltag
Dreijährige leidet an seltener Krankheit – Familie schafft neues Fahrzeug an
● HAITERBACH/WURMLINGEN - Das Schicksal der dreijährigen Elisa Stannecker aus Haiterbach, die an einer schweren Form der seltenen genetisch bedingten Krankheit SMA (Spinale Muskelatrophie) leidet, berührt. Umso dankbarer sind ihre Eltern Christina und Frank, der gebürtig aus Wurmlingen kommt, über die große Hilfsbereitschaft, die sie nun erfahren durften.
Spinale Muskelatrophie bedeutet, vereinfacht erklärt, dass alle Muskelfunktionen im Körper schleichend schwächer werden, bis am Ende auch die Atmung erlischt. Wann das bei Elisa der Fall sein wird, ist ungewiss. Experten gehen davon aus, dass der Verlauf schwerwiegender ist, je früher die Krankheit ausbricht. Bei Elisa traten die Symptome bereits im Alter von neun Monaten auf, wenig später kam die Diagnose, die die Welt der Stanneckers, wozu neben Elisa und ihren Eltern auch die große Schwester Mia zählt, aus den Angeln hob: SMA, Typ II. Elisa wird nie laufen können, da ihre Muskeln nicht ausreichend versorgt werden und langsam abbauen.
Doch die fröhliche und gläubige Familie ließ sich nicht unterkriegen. Trotz all der Tage, „an denen Du nur heulen kannst“, wie Mama Christina schildert, sind da auch unzählige Momente des Glücks, in welchen „wir einfach dankbar sind, dass wir Elisa haben“. Und die junge Familie meistert ihr von vielen Herausforderungen geprägtes Leben zwischen Therapien und Krankengymnastik, Untersuchungen und Kontrollen mit einer Fröhlichkeit und Wärme, die ihr Umfeld oft tief beeindruckt.
Familie stößt finanziell an Grenzen
Das Leben im und mit dem Rollstuhl ist kein einfaches. Und es brachte die Stanneckers finanziell an ihre Grenzen. Der mehrere zehntausend Euro teure Treppenlift und all die anderen nötig gewordenen Anschaffungen von Steh-Orthese bis hin zum Therapiestuhl zehrten das Gesparte auf.
Als die Stanneckers dann auch noch ein neues Auto als Ersatz für den zehn Jahre alten Familienkombi brauchten, der wegen Elisas Fuhrpark und Therapiegeräten an seine Grenzen gestoßen war, war guter Rat wahrlich teuer. Sie waren an einem Punkt angekommen, an dem sie auf Unterstützung anderer hofften – und die hatten sie dann reichlich gefunden.
Die deutsche Muskelstiftung hatte ein Spendenkonto für Elisa eingerichtet, auf dem sich nach der Berichterstattung, unter anderem im Gränzboten, die Hilfsbereitschaft summierte. Klein und Groß, Alt und Jung halfen auf ihre Weise mit. Die Klasse 9b der Realschule Altensteig veranstaltete einen Sponsorenlauf, ein Teil des Erlöses kam Elisa zugute. Die Kollegen und Chefs von Frank Stannecker oder die Stiftungen öffneten ihre Geldbeutel, und Mitschüler der großen Schwester Mia – das sind die Zweitklässler der Burgschule in Haiterbach – leerten ihre Klassenkasse für Elisa.
Selbst der einst unbekannte Mann, dem Frank Stannecker einst als Knochenmarkspender zur Seite gestanden hat, trug seinen Teil dazu bei, indem er einen Kuchenverkauf für Elisa organisierte. So gab es viele Aktionen und Spenden von Gebern. Und obendrauf ganz viele Gebete und moralische Unterstützung, die die Familie erfahren durfte. „Wir waren total baff“, erzählt Christina Stannecker, die erleichtert ist, seit die Familie ihr neues Fahrzeug, einen VW Caddy Maxi, erhalten hat, das behindertengerecht mit Heckeinstieg umgebaut worden ist.
Elisa kann beinahe selbst in die neue Familienkutsche rollen, in die endlich auch der elektrische Rollstuhl passt. Mit dem Schwergewicht rollt sie zur Heckklappenöffnung herein und wird festgezurrt – das erleichtert den Alltag „ganz erheblich“, freut sich Vater Frank, und ist „für uns rückenschonender“.
„Das war nur möglich mithilfe von Spenden von verschiedensten Menschen.“Ihre Dankbarkeit können die Stanneckers kaum in Worte fassen. „Allen gilt unser herzlichster Dank“, sagen beide unisono, wohl wissend, dass sie dem Gros der fleißigen Spender und Unterstützer aufgrund der Anonymität ihrer guten Tat ihren Dank wohl niemals persönlich überbringen können.
Neue Therapie lässt Familie Hoffnung schöpfen
„Der Gesundheitszustand von Elisa hat sich seit dem letzten Sommer stabilisiert“, erzählt Papa Frank. Alle vier Monate bekommt Elisa nun ein Medikament in den Spinalkanal, direkt ins Nervenwasser, gespritzt. Die neue Therapie schürt bei allem Wissen um Elisas nach wie vor schlechte Prognose große Hoffnung: „Sie wird nicht mehr schwächer“, erzählt Christina Stannecker und zeigt ein Video von Elisa, das zum Lachen und Weinen gleichermaßen bringt.
Elisas Papa kommentiert mit Tränen belegter Stimme, was am Tag vor Heiligabend zu sehen war: „Elisa fährt alleine Bobbycar, ich kann es immer noch nicht fassen! Dass Elisa momentan nicht mehr schwächer wird, ist für uns bereits ein riesiger toller Erfolg, ein großes Wunder – sie wird sogar ganz langsam aber stetig ein bisschen stärker!“
Die wahre Stärke zeigt Elisa auf ganz andere Weise: Sie strahlt über das ganze Gesicht und begegnet ihrem Gegenüber mit großer Neugier und einem ansteckenden Lachen, selbst wenn dessen Augenmerk zunächst auf den Rollstuhl fällt, in dem sie sitzt.