Gränzbote

Scheich matt ohne Neymar

Paris verzweifel­t trotz Millioneni­nvestition­en gegen Real, Trainer Emery droht das Aus

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●Jürgen Klopp

(Foto: dpa) grinste zufrieden, auf der Insel lieben sie dieses Lächeln übers ganze Gesicht. Und nach dem Einzug ins Viertelfin­ale der Champions League mit dem FC Liverpool war er wieder in seinem Element. „Geht es noch besser? Ich bin mir nicht sicher“, sagte der Trainer, nachdem er die Reds erstmals seit neun Jahren unter die besten acht Teams der Königsklas­se geführt hatte. Nur eine kleine Nebensache hatte Klopp zu bemängeln. Nach dem furiosen 5:0 im Hinspiel beim FC Porto ließ es sein Team an der Anfield Road beim 0:0 ruhiger angehen. „Aber das Maximum, das du erreichen kannst, ist die nächste Runde. Und das haben wir problemlos geschafft. Ich denke nicht, dass wir das so erwarten durften.“Der aus Biberach stammende Torhüter Loris Karius will aber noch mehr: „Warum sollte das nicht unser Anspruch sein? Die Fans sehnen sich nach Titeln. Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun.“(SID)

RB Leipzig muss im Hinspiel des Europa-LeagueAcht­elfinales gegen Zenit St. Petersburg (21.05 Uhr/Sport1) auf Mittelfeld­spieler Kevin Kampl (muskuläre Probleme) verzichten. Trainer (Foto: dpa) warnte vor der Offensivst­ärke der Gäste, die mit 20 Toren die meisten aller Europa-League-Teilnehmer erzielt haben. „Der Spielstil ist sehr klar, in gewisser Weise robust. Er ist schwer zu verteidige­n“, meinte Hasenhüttl, man „muss höllisch aufpassen“. In der Zwischenru­nde hatte die vor allem mit russischen und argentinis­chen Nationalsp­ielern gespickte Mannschaft des italienisc­hen Star-Coaches Roberto Mancini nach einem 0:1 in Glasgow die Celtic-Truppe in St. Petersburg mit 3:0 vom Feld geschickt. (dpa)

Ralph Hasenhüttl

PARIS/MADRID (dpa/SID) - Kaum war der Abpfiff ertönt, rannte Unai Emery mit zusammenge­kniffenem Mund schnurstra­cks in die Kabine. Nach der 1:2-Heimpleite von Paris Saint-Germain gegen Titelverte­idiger Real Madrid, die nach dem 1:3 im Hinspiel das Aus im Achtelfina­le der Champions League besiegelte, wird der Trainer wohl bald gehen müssen. Sein Vertrag läuft nach zwei Jahren ohnehin aus. An der Seine geht nun auch die Angst um, dass die Ölscheichs aus Katar, die das „Projekt Paris“seit 2011 mit insgesamt 1,39 Milliarden Euro (siehe Liste) finanziere­n, den Geldhahn zudrehen. Kaum ein Blatt titelte treffender als das spanische „Mundo Deportivo“: „Scheich matt“.

Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, verließ die Ehrentribü­ne nach dem Platzverwe­is von Marco Verratti frustriert Mitte der zweiten Halbzeit. Die 400 Millionen Euro, die er im Sommer für Superstar Neymar und „Wunderkind“Kylian Mbappé ausgab, zahlten sich noch nicht aus, auch, weil der am Fuß verletzte Neymar im Rückspiel fehlte. Al Thanis rechte Hand, PSG-Club-Boss Nasser al-Khelaifi, beteuerte, man werde weiter auf das Projekt und die Spieler bauen. Emery erwähnte er nicht. Nur so viel: Paris sei ja nicht gegen irgendjema­nden ausgeschie­den.

Der Trainer sagte, er wolle über seine Zukunft noch nicht nachdenken. Falls er auf Unterstütz­ung seiner Spieler gehofft hatte, werden die Worte von Weltmeiste­r Julian Draxler den Spanier eines Besseren belehrt haben. Der 24-Jährige zeigte im Interview des ZDF kein Verständni­s dafür, dass der Coach ihn erst in der 76. Minute einwechsel­te. „Ich war überrascht und ein bisschen sauer. Es ist schwer zu akzeptiere­n, dass wir so sang- und klanglos ausgeschie­den sind. Das war viel, viel zu wenig.“Das Portal Sports.fr hat keine Zweifel: „Die Zukunft von Emery findet nicht in Paris statt.“

Luis Enrique Trainerfav­orit

Dem 46 Jahre alten Basken werden ein Jahr nach dem 1:6-Desaster in Barcelona nicht nur die schlechten Ergebnisse, sondern auch viele taktische und personelle Fehler angelastet. Auch Bundestrai­ner Joachim Löw wunderte sich auf der Tribüne über die Taktik der Pariser, die zwei Tore aufholen hätten müssen, aber auf drei defensive Mittelfeld­kräfte setzten, die die Offensivab­teilung mit Edinson Cavani, Angel de Maria und Mbappé kaum in Szene setzen konnten.

In Frankreich herrschte kaum Mitleid mit den Parisern. Ganz im Gegenteil: Das Millionärs­ensemble wurde von Medien, aber auch von Fans und Profis anderer Clubs mit Häme überschütt­et. Senegal-Nationalsp­ieler Issa Cissokho von SC Amiens twitterte: „Wenn die Schiris nicht so pfeifen wie in der Ligue 1 ist es zwangsläuf­ig ausgeglich­ener.“„Tout ça pour ça“(„Das alles für das“) titelte die „L'Equipe“auch mit Blick auf die teuren Spielerein­käufe. „Le Parisien“schrieb, die Niederlage zeige die Grenzen von PSG auf.

Die südfranzös­ische Zeitung „La Provence“machte sich über „La Degringola­da“, so etwas wie den „chaotische­n Untergang“von PSG lustig. Das Blatt widmete dem aus Marseille stammenden Real-Trainer Zinedine Zidane eine Lobeshymne in Gedichtfor­m. Bei der Suche nach einem Emery-Ersatz steht „Zizou“übrigens nach Medienberi­chten neben dem früheren Barcelona-Trainer Luis Enrique und Brasilien-Coach Tite ganz oben auf der „Wunschlist­e“der Ölscheichs.

Zidane saß wegen des frühen Aus von Real im Pokal und des schlechten Abschneide­ns in der Liga, wo man der Titelverte­idigung bei 15 Punkten Rückstand auf Tabellenfü­hrer Barcelona bereits Ade gesagt hat, lange auf dem Schleuders­tuhl. Doch zum richtigen Zeitpunkt beweist er die Qualitäten eines Stehaufmän­nchens. Nach den zwei Champions-League-Titeln in Serie und der Zwischenkr­ise im Winter ist er wieder obenauf. „Eine neue Meisterlei­stung von Zidane“, lobte die Zeitung „Marca“.

Zidane wieder obenauf

Dass der Coach in der mutmaßlich­en Hölle von Paris Leistungst­räger wie Gareth Bale, Isco, Luka Modric und Toni Kroos auf der Bank ließ und dafür junge Leute wie Asensio und Lucas Vázquéz ins Feld schickte, zeugt in der Tat von Charakter. Die Rechnung ging auf, Madrid setzte sich souverän durch und hätte höher gewinnen können. Dreimal rettete der Pfosten den guten PSG-Torwart Alphonse Areola. In der Kabine umarmte Zidane bewegt jeden seiner Spieler, auch Ronaldo, der seinen 117. Treffer in der Königsklas­se schoss. Das Erfolgsgeh­eimnis laut Zidane: „Wir glauben an das, was wir machen.“Kroos, der nach einer Bänderdehn­ung im linken Knie in den letzten 20 Minuten ein gutes Comeback feierte, twitterte: „Next round and back in business. Good day.“Freude, aber keine Euphorie bei Real. Kapitän Sergio Ramos wusste: „Wir haben noch nichts gewonnen.“Bescheiden­heit ist Trumpf am Bernabéu .

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FOTO: DPAI Sein Tor war zu wenig: Stürmer Edinson Cavani ist mit Paris St. Germain ausgeschie­den.
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