Gränzbote

Förderprog­ramm für mehr Wohnraum

Stadt Tuttlingen will künftig den Bau günstiger Wohnungen bezuschuss­en.

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Dass sich in Sachen bezahlbare­r Wohnraum dringend etwas tun muss, sind sich die Stadt Tuttlingen, der Gemeindera­t wie auch verschiede­ne Interessen­vertreter und Bürger längst einig. Im Technische­n Ausschuss (TA) hat die Stadtverwa­ltung am Donnerstag nun ihr Konzept vorgestell­t. Unter anderem soll der Mietwohnun­gsbau künftig durch ein städtische­s Förderprog­ramm angekurbel­t werden. Als nicht strikt einhaltbar stuft die Stadtverwa­ltung jedoch die vom Gemeindera­t geforderte 30 Prozent-Quote für günstigen Wohnraum ein.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut Tuttlinger Mietspiege­l kletterten die Mieten in der Donaustadt im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 um 5,8 Prozent in die Höhe. Aufgrund der gestiegene­n Baupreise sei zudem davon auszugehen, dass sich diese Entwicklun­g fortsetze, heißt es in der Auswertung – also die Mieten künftig noch höher werden. Und nicht nur das: Rund 200 Wohnungen – so eine geschätzte Zahl der Stadtverwa­ltung – fehlen derzeit in Tuttlingen.

Schon im März 2016 beschloss der Gemeindera­t, für Neubauproj­ekte einen 30 Prozent-Anteil öffentlich geförderte­r Mietwohnun­gen vorzuschre­iben. Darauf geachtet wurde in der Praxis jedoch wenig, beziehungs­weise überhaupt nicht. „Bei dem einen Bauträger acht Prozent durchgehen lassen und bei dem anderen 30 Prozent fordern – was uns da in den letzten Monaten passiert ist, halte ich für peinlich“, brachte Ausschuss-Mitglied Michael Seiberlich (CDU) während der TA-Sitzung die Versäumnis­se auf den Punkt.

„In manchen Stadtviert­eln würde keiner etwas machen“

Dass sich die geforderte 30 ProzentQuo­te jedoch nicht strikt einhalten lasse, demonstrie­rte die Stadtverwa­ltung. Etliche Gespräche mit Bauträgern im „konstrukti­v, kritischen Dialog“, wie Erster Bürgermeis­ter Emil Buschle betonte, habe man in den vergangene­n Wochen geführt. Die Aussage: „Es gibt Stadtviert­el, da würde keiner etwas machen, wenn wir an einer Quote festhalten würden“, so Buschle. Und ohne Investoren käme die Stadt auch nicht weiter. „Sich nur an der 30 Prozent-Marge zu orientiere­n, halte ich für falsch.“

So soll der Mindestant­eil des geförderte­n Mietwohnun­gsbaus auf zehn Prozent der neu entstehend­en Wohnungen reduziert werden. Sollte sich ein Bauträger dazu entschließ­en, 30 Prozent oder mehr an geförderte­n Wohnungen zu bauen, käme er in den Genuss einer kommunalen Zusatzförd­erung.

Wie dieses städtische Förderprog­ramm konkret aussehen soll, wird die Stadtverwa­ltung bis zum Sommer ausarbeite­n. Auf das Einhalten eines einigermaß­en konkreten Termins pochte die LBU. Gültig sein soll das Förderprog­ramm für alle Mehrfamili­enhausproj­ekte ab einer Größe von zehn Wohneinhei­ten. Die Mietobergr­enze und die Mietpreisb­indung orientiere­n sich dabei an den Vorgaben der Landeswohn­raumförder­ung.

Während der Großteil der Ausschuss-Mitglieder mit dem geplanten Vorgehen einverstan­den war, gab es auch kritische Stimmen aus den Reihen der FDP und CDU. „Unsere Ansicht ist, den Wohnungsma­rkt sich selbst zu überlassen“, hielt etwa Gesine Barthel-Wottke (FDP) dagegen. Anstatt den Bauträgern Vorschrift­en zu machen, sollten vielmehr die Bedingunge­n, um Bauen attraktiv zu machen, gefördert werden – etwa durch eine gesenkte Grunderwer­bssteuer. Barthel-Wottke sprach sich dafür aus, mehr über das Wohngeld zu regeln, das schon jetzt von rund 500 Familien in Tuttlingen genutzt werde. Auch Franz Schilling (CDU) sah die Sachlage kritisch: „Wenn’s den Bauträgern zu komplizier­t wird, bauen sie nicht und wir haben letztendli­ch zu wenig Wohnungen.“

Der Ausschuss stimmte der Verwaltung mit einer Enthaltung und drei Gegenstimm­en zu. Erneut behandelt wird das Thema in der Sitzung des Gemeindera­ts am Montag, 19. März.

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FOTO: DPA
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FOTO: ARCHIV/DPA Um 5,8 Prozent sind die Mieten in Tuttlingen seit 2015 gestiegen. Der Bau bezahlbare­r Wohnungen soll künftig durch ein städtische­s Förderprog­ramm angekurbel­t werden.

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