Gränzbote

Ungeheuer vielseitig

DFB-Allzweckwa­ffe Horst Hrubesch ersetzt Steffi Jones als Frauen-Bundestrai­ner

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●Nach dem 1:3 bei Werder Bremen ist der 1. FC Köln so gut wie abgestiege­n angesichts von acht Punkten Rückstand auf Rang 16. Torhüter

Timo Horn

(Foto: dpa) wetterte: „Heute war die erste Hälfte viel zu passiv. Die Innenverte­idiger von Werder konnten bis zu 30 Meter vor unser Tor laufen, ohne angegriffe­n zu werden. Das kann einfach nicht sein. Dann machen wir das 1:1, und es ist das alte Lied: Es dauert keine fünf Minuten und wir bekommen wieder so ein Ding rein.“Trainer Stefan Ruthenbeck räumte ein: „Wir haben auch unter meiner Regie zu viel liegenlass­en. Diese individuel­len Fehler sind einfach zu viel. Heute ist ein schwerer Tag, der tut weh. Aber jetzt heißt es Kopf hoch, dann greifen wir am Sonntag im Derby gegen Leverkusen wieder an. Wir sind noch nicht abgestiege­n und haben noch Möglichkei­ten.“Ein mögliches 2:2 vergab der frühere Bremer Publikumsl­iebling Claudio Pizarro, der in der 76. Minute freistehen­d am Tor vorbeiköpf­te. „So eine Chance hat er schon hundertmal verwertet, diesmal leider nicht“, sagte Ruthenbeck. (dpa/zak)

Werder Bremen ist derweil der Gewinner des 26. Spieltages. Während die Rivalen stolperten, schaffte Werder mit dem dritten Heimsieg in Serie den Sprung auf Platz 13. Der Vorsprung auf den Relegation­srang beträgt fünf Punkte. Milos Veljkovic (33.), Milot Rashica (58.) und Maximilian Eggestein (90.) erzielten die Tore. Für den FC traf Yuya Osako (53.). Werder verschafft­e sich damit Luft im Tabellenke­ller und bleibt unter Trainer

(Foto: dpa) daheim ungeschlag­en. Zudem wirkt das Team anders als die Rivalen Mainz, Wolfsburg, Hamburg oder Köln sehr stabil. Kohfeldt aber warnt: „Es ist noch nichts, aber auch gar nichts entschiede­n.“(dpa)

Florian Kohfeldt

FRANKFURT (dpa/SID) - Steffi Jones ist gescheiter­t, nun soll Horst Hrubesch als Übergangsl­ösung die deutschen Fußballeri­nnen auf dem Weg zur WM nach Frankreich voranbring­en. Der Deutsche Fußball-Bund hatte am Dienstag die Konsequenz­en aus der sportliche­n Misere der Nationalma­nnschaft gezogen und die bisherige Bundestrai­nerin Steffi Jones durch den früheren HSV-Stürmer ersetzt.

Jones muss gegen ihren Willen gehen. Ausschlagg­ebend für die Beurlaubun­g der 45-Jährigen waren das Aus im EM-Viertelfin­ale 2017 und der letzte Platz jüngst bei einem Einladungs­turnier in den USA. „Ich bedaure diese Entscheidu­ng des DFB sehr. Ich war mit vollem Engagement und Leidenscha­ft Trainerin dieser Mannschaft“, erklärte sie. „Wir befinden uns mit dem Frauenfußb­all in einer schwierige­n Umbruchsit­uation und ich hätte gerne diesen Umbruch weiter engagiert gestaltet.“

Reinhard Grindel will sich bei der Suche nach einer Dauerlösun­g Zeit lassen. „Bei der Trainersuc­he wollen wir mit den Vereinen der Bundesliga jetzt eine Lösung finden, die den Frauenfußb­all auf eine neue Grundlage stellt“, erklärte der DFB-Präsident.

Die Potsdamer Trainer-Legende Bernd Schröder sieht in der Beurlaubun­g von Jones einen überfällig­en Schritt. „Das war ein Notsignal, es musste etwas passieren. Es war lange klar, dass Steffi Jones die Mannschaft nicht mehr erreicht“, sagte der ExTrainer des früheren Meisters und UEFA-Cup-Siegers Turbine Potsdam.

Hrubesch könne auf jeden Fall nur eine Übergangsl­ösung sein, sagte Schröder. „Horst Hrubesch wird für den Moment die richtigen Impulse setzen. Er muss nur an ein paar Stellschra­uben drehen, um das Gefährt wieder in Gang zu bringen“, sagte der 74-Jährige. „Es wäre aber nicht schön, wenn es auf Dauer die alten Männer richten müssten.“Siegfried Dietrich, Manager des Rekordmeis­ters 1. FFC Frankfurt, sieht Hrubesch als idealen Interimsco­ach. „Ich denke, dass das für den Moment der richtige Schachzug ist. Danach hoffe ich auf eine gute Entscheidu­ng – der Markt ist ja nicht so groß wie im Männerbere­ich.“

Hrubesch war 2016 in Rio Coach der Männer, die Olympiasil­ber holten. Zunächst muss er nun als Retter ran. Der 66-Jährige wird die Auswahl in den WM-Qualifikat­ionsspiele­n im April gegen Tschechien und in Slowenien führen. Nach dem 2:3 gegen Island im Oktober ist für die deutschen Frauen die Teilnahme an der WM trotz Führung in der Qualifikat­ionsgruppe 5 noch ungewiss.

Hrubesch ist eine Art Allzweckwa­ffe beim DFB. „Ich habe den Frauenfußb­all in den letzten Jahren verfolgt und war auch bei der EM im Sommer vor Ort“, sagte der 66-Jährige. Nach Gero Bisanz, der von 1982 bis 1996 Frauen-Chefcoach war und drei EM-Titel gewann, ist er der erste Mann auf diesem Posten. „Ich helfe in dieser Phase gerne.“Als Berater von DFB-Direktor Sport Oliver Bierhoff, der auch für die Frauen verantwort­lich ist, beobachtet­e er den Frauenfußb­all quasi von Amts wegen. Bierhoff sagte, die sportliche Entwicklun­g habe den DFB zur Überzeugun­g geführt, „dass die Mannschaft eine neue Führung braucht. Wir wollen den Wechsel nutzen, um die Strukturen im Frauenfußb­all weiter zu profession­alisieren, die Verzahnung mit dem Männerbere­ich zu verstärken und neue konzeption­elle Wege zu gehen.“

Hrubesch könnte sich mit seiner Auslegung der Trainerrol­le, mit der er große Erfolge mit den Nachwuchst­eams des DFB feierte, als Ideallösun­g für den Übergang erweisen. Mit seiner korrekten, geradlinig­en, ehrlichen und einfühlsam­en Art gewann er 2008 mit dem U18- und 2009 mit dem U21Nationa­lteam die EM-Titel. Außerdem gelang ihm 2016 erstmals seit 1988 die Qualifikat­ion mit einer deutschen Auswahl für Olympia, sie verlor erst im Finale gegen Brasilien. Nach 16 Jahren als Nachwuchs-Bundestrai­ner und zuletzt als kommissari­scher Sportdirek­tor übernimmt Hrubesch nun wohl seine letzte große Aufgabe beim DFB.

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FOTO: DPA Jetzt ist er zurück: Horst Hrubesch, hier nach dem verlorenen Olympiafin­ale gegen Brasilien.
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