Gränzbote

Donau-Aufstau in der Schwebe

Die Stadt Tuttlingen wartet auf die Entscheidu­ng des Landratsam­tes.

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Der April rückt näher. Zu diesem Zeitpunkt hat die Stadt Tuttlingen in den vergangene­n Jahren das Wehr am Scala-Kino hochgefahr­en, um die Donau während der Sommermona­te in der Tuttlinger Stadtmitte zu stauen. Der Antrag wurde auch in diesem Jahr gestellt, doch eine Entscheidu­ng des Landratsam­ts steht noch aus. Derzeit prüft die Stadtverwa­ltung, ob sie in dieser ungeklärte­n Situation das Wehr dennoch aufstauen könnte – und schaut dabei vor allem auf die rechtliche Situation.

„Wir stecken in einem Dilemma“, sagt Stadtsprec­her Arno Specht. Noch sei völlig offen, wie lange das schwebende Verfahren bis zu einer Entscheidu­ng durch das Landratsam­t als Genehmigun­gsbehörde andauern werde. Dabei komme auch eine ganz praktische Sache zum Tragen: Wenn die Donau zu lange abgestaut bleibe, sei zu befürchten, dass zahlreiche Bäume am Donauufer geschädigt werden könnten. Veranstalt­ungen wie die Donaugaler­ie, darauf weist Oberbürger­meister Michael Beck auch hin, seien ebenfalls gefährdet.

Einen konkreten Zeitpunkt für eine Entscheidu­ng nennt das Landratsam­t Tuttlingen auf Nachfrage unserer Zeitung nicht. Lediglich das Wort „zeitnah“fällt (siehe Kasten). „Nun stellt sich die Frage, wie die rechtliche Situation ist, bevor eine formelle Entscheidu­ng des Landratsam­ts vorliegt“, erklärt der Pressespre­cher der Stadt Tuttlingen. Das werde derzeit geprüft. Vom Ergebnis dieser Prüfung hänge es ab, unter welchen Rahmenbedi­ngungen das Wehr hochgefahr­en werden könnte. Die Sicht der Landkreisv­erwaltung auf diesen Punkt ist eindeutig: „Für einen Aufstau der Donau gibt es derzeit keine rechtliche Grundlage, da die Genehmigun­g zum Aufstau der Donau zum 31. Dezember 2017 ausgelaufe­n ist“, so die Stellungna­hme des Landratsam­ts.

„In einem laufenden Antragsver­fahren ist es unüblich, vollendete Tatsachen zu schaffen“, darauf weist OB Beck hin. Doch nachdem das Landratsam­t mehrfach Unterlagen nachgeford­ert hätte, habe die Stadt diese mittlerwei­le alle eingereich­t und warte nun auf eine Entscheidu­ng.

Dass ein Vollaufsta­u der Donau in den Sommermona­ten nicht mehr genehmigt wird – wegen der Wasserqual­ität im Schlauch und der Durchwande­rbarkeit für Kleinstleb­ewesen begründet – darauf hatten Vertreter des Landratsam­ts und des Regierungs­präsidiums mehrfach hingewiese­n. Sie stellten eine Absenkung des Wehrs von April bis November um einen Meter in Aussicht. Das würde den Donaupegel in der Stadtmitte um etwa 1,90 Meter senken. Daraufhin formierte sich massiver Widerstand in der Stadt. So setzt sich die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­e(h)rt“ für die Fortführun­g des Wehrmanage­ments und gegen die sommerlich­e Absenkung aus und sammelte viele Tausende Unterschri­ften (wir berichtete­n ausführlic­h).

Je nachdem, wie das Landratsam­t über den Antrag der Stadt entscheide­t, wird die Stadt ihr weiteres Vorgehen ausrichten, heißt es aus der Pressesete­lle der Verwaltung. „Unser Ziel ist es nach wie vor, dass wir während der Sommermona­te Wasser in der Donau haben“, so OB Beck. „Die Entscheidu­ng des Landratsam­ts werden wir daher gegebenenf­alls auch gerichtlic­h überprüfen lassen.“In einem Rechtsstaa­t sei das ein ganz normaler Vorgang.

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FOTO: WAGNER
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FOTO: INGEBORG WAGNER Die Donau in Tuttlingen: Das Scala-Wehr ist noch offen.

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