Eltern sehen Verdi-Aktion mit Kindern in Ulm kritisch
ULM (mö) - Im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft Verdi in Ulm einen Teil der Eltern gegen sich aufgebracht: Zu einem „Stadtspaziergang“, bei dem sie auf ihre Forderungen aufmerksam machen wollten, nahmen Erzieher der städtischen Kindertageseinrichtungen am Mittwoch Kinder mit. Für die Dauer der Aktion wollten sie ihre kleinen Schützlinge nicht unbeaufsichtigt lassen oder gar die Einrichtungen schließen.
Zwar hatten zuvor die meisten Eltern der Aktion zugestimmt, doch hat der Gesamtelternbeirat in der Donaustadt Bedenken, dass Kinder in der Auseinandersetzung instrumentalisiert würden.
Der Hintergrund: Die Gewerkschaft Verdi fordert für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Geld. Betroffen sind unter anderem Erzieher, Mitarbeiter von Müllabfuhr, Straßenreinigung, Krankenhäusern und Bundespolizei. Außer der prozentualen Erhöhung verlangen die Gewerkschaften einen Mindestbetrag von 200 Euro mehr pro Monat, was der Arbeitgeberverband komplett ablehnt.
Dass Kinder bei der Aktion „Stadtspaziergang“dabei sind, ist für Nadja Thoms problematisch: „Das liegt mir schwer im Magen“, sagt die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Ulm. Zwar seien die Eltern – wenn auch kurzfristig – vor der Aktion informiert worden, auch lägen Einverständniserklärungen vor. Freilich stand zuvor die Androhung des Gesamtelternbeirats im Raum, eine einstweilige Verfügung gegen die Aktion zu beantragen. Aber Thoms befürchtet, dass die Gewerkschaft die Kinder für ihre Interessen instrumentalisieren will: „Das ist immer noch bedenklich.“Auch kritisiert sie, dass in einzelnen Kitas mit Verdi-Demonstrationsmaterial gebastelt worden sei: „Das geht nicht.“
Von Warnstreiks will Doris Fuchs, Teamleiterin für Kindertagesstätten in Ulm und gleichzeitig Personalrätin, bei der Ulmer Aktion nicht sprechen: „Stadtspaziergänge sind niederschwelliger.“Eltern würden nicht belastet, denn es gebe keine Schließung. In Einzelfällen hätten Eltern ihre Zustimmung zur Teilnahme der Kinder verweigert: „Dann sind eben Erzieher in den Kitas geblieben.“