Gränzbote

Starke Frau aus der Bibel

„Maria Magdalena“: Moderner Bibelfilm über eine besondere Freundscha­ft

- Von Aleksandra Bakmaz

M● aria Magdalena gilt als eine der facettenre­ichsten Figuren der Bibel. Treue Weggefährt­in von Jesus und Jüngerin, die den Evangelien zufolge unter den Frauen an erster Stelle stand. Sie war nicht nur während der Kreuzigung dabei, sondern auch die erste Zeugin der Auferstehu­ng und Verkünderi­n der Frohen Botschaft. Doch Maria Magdalena wurde in Überliefer­ungen auch als Sünderin, gar als Prostituie­rte dargestell­t. Erst 2016 stellte der Vatikan sie mit den Aposteln gleich.

Nun bringt Hollywood ihre Geschichte auf die Leinwand. Doch „Maria Magdalena“ist nicht nur eine beeindruck­ende und überlegte filmische Annäherung an eine biblische Figur, sondern zeigt auch einen starken Menschen dahinter. US-Schauspiel­erin Rooney Mara („Verblendun­g“) spielt die Rolle der selbstbewu­ssten Maria, die ihre Berufung nicht im Ehefrau- und Mutterwerd­en sieht. Damit stößt die junge Frau an gesellscha­ftliche Grenzen. Sie lehnt sich gegen Konvention­en auf und sagt sich von ihrer Familie los. Ein Verhalten, das Vater und Bruder als Besessenhe­it interpreti­eren. Um ihre Dämonen auszutreib­en, greifen die beiden zu harten Mitteln. Letztlich rufen sie einen besonderen Heiler mit übernatürl­ichen Fähigkeite­n zu Hilfe: Jesus.

Gespielt wird der charismati­sche Mann aus Nazareth von Joaquin Phoenix. Der Hollywood-Star zeigt sich als nachdenkli­cher, zerbrechli­cher Prophet, als „Rabbi“, wie ihn seine Jünger nennen. Die Begegnung von Maria und Jesus verläuft anders als von der Familie gedacht und bleibt nicht folgenlos. Die junge Frau schließt sich der Gruppe auf ihrer missionari­schen Reise nach Jerusalem an und kehrt der Heimat Magdala den Rücken. Sie zieht an der Seite von Jesus los. Seine Gefährten – darunter Petrus (Chiwetel Ejiofor) und Judas (Tahar Rahim) – sind nicht besonders begeistert über die weibliche Begleitung. Es entwickelt sich ein Konkurrenz­kampf. Erfolgsreg­isseur Garth Davis („Lion“) vermeidet bei seiner Darstellun­g der besonderen Nähe zwischen Maria und Jesus sexuelle Anspielung­en. Es bleibt bei einer innigen Freundscha­ft, einer platonisch­en Liebe. Die fiktionale Biografie zeigt auf unaufgereg­te Weise die Geschichte einer starken Frau, die sich nicht kleinkrieg­en lässt. Die sich Gleichstel­lung mit Männern wünscht und Konvention­en hinterfrag­t. Der Film befasst sich auf sehr moderne Weise mit einer schon fast verdrängte­n Geschichte. Dabei liefert die Produktion einen neuen Zugang zur Jesus-Geschichte. Sie sorgt auf subtile Art für die Rehabilita­tion einer biblischen Figur, der in Kunst und Filmen lange das Sünderinne­nImage angeheftet wurde. (dpa)

Maria Magdalena. Regie: Garth Davis. Mit Rooney Mara und Joaquin Phoenix. USA 2017, 120 Minuten, FSK ab 6.

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FOTO: DPA Maria Magdalena (Rooney Mara) folgt Jesus (Joaquin Phoenix) und seinen Jüngern.

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