Gränzbote

Von „Junkie-Häusern“und Mensafrust

Teil-Ergebnisse der Jugendumfr­age an Trossinger Schulen alarmiert Gemeinderä­te

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Flammt in Trossingen das Drogenprob­lem aus den 90er-Jahren wieder auf? Die Jugendbefr­agung des Stadtjugen­dreferats hat so manchen Gemeindera­t aufschreck­en lassen.

„Wir haben 837 Fragebögen an den Trossinger Schulen verteilt, 697 davon konnten bei der Auswertung berücksich­tigt werden“, so Lisa Nottmeyer, Leiterin des Trossinger Jugendrefe­rats. Die Umfrage soll Einblicke in die Lebenswirk­lichkeit der Jugendlich­en geben und aufzeigen, wo den Teenagern der Schuh drückt. Bei der Präsentati­on der Ergebnisse zeigte sich eine breite Spannweite von Anregungen, Problemen und echten Sorgen, die die Jungen und Mädchen aus den Klassen sieben bis zehn zu Papier gebracht haben.

Dass die Schüler das Essen in der Mensa des Gymnasiums bemängeln, sich ein Kino, ein Hallenbad oder mehr Mülleimer wünschen, das nahmen die Gemeinderä­te zur Kenntnis. Doch als das Thema Drogen angesproch­en wurde, zeigten sich einige Räte geschockt.

„Bitte macht was gegen das Drogenprob­lem. Es gibt zwei sogenannte Junkie-Häuser“, bat ein Schüler in der anonymen schriftlic­hen Umfrage. Ein anderer zum gleichen Thema: „Der Stadtpark ist verseucht mit gewalttäti­gen Jugendlich­en und Dealern.“Explizit wurden die Löhrschule und die Realschule von einzelnen Umfragetei­lnehmern mit den Drogen in Verbindung gebracht.

„Ist das Problem mit den Drogen wirklich so ein Thema?“, wollte Freie-WählerStad­trat Markus Santo wissen und bekam eine klare Antwort von Jugendrefe­rent Tobias Götz: „Das ist ein sehr großes Thema. Wir nehmen das sehr ernst. Auch wenn Drogen in unserem Dunstkreis nichts verloren haben, kriegen wir das live vor Ort mit.“

Welche „Junkie-Häuser“die Jugendlich­en meinen, wollte Clemens Henn (CDU) wissen. Eine Antwort konnten die Jugendrefe­renten nicht liefern. Gemeint seinen wohl „Orte, an denen Drogen angebaut und damit gedealt werde“, so die Einschätzu­ng der beiden Experten. Ob es solche Orte in Trossingen wirklich gibt, blieb unklar.

Werner Dressler, Gemeindera­t der Freien Wähler und Leiter des Trossinger Polizeipos­tens, konnte die Existenz solcher Häuser ebenfalls nicht bestätigen, betonte aber: „Sie kriegen in Trossingen alle Arten von Drogen, auch in jeder umliegende­n Gemeinde ist das so. Das Problem ist gegeben und nichts Neues.“Drastisch formuliert­e es Dieter Görlich (SPD), der bis zu seiner Pensionier­ung als Lehrer gearbeitet hat. „Am Schulzentr­um sind 1000 Schüler, 300 davon sind sicher aktive Konsumente­n.“Dieser Schätzung wollten sich Nottmeyer und Götz jedoch nicht anschließe­n. Wie groß das Drogenprob­lem tatsächlic­h ist, das sei schwer einzuschät­zen. Die Zitate der Schüler über Drogen seien in Jugendspra­che verfasst und einzelne wenige drastische Aussagen seien kein Beleg für ein flächendec­kendes Problem.

Genauere Antworten erhofft sich das Team des Jugendrefe­rats nun von Workshops. „Ich würde die Workshops gerne noch vor den Sommerferi­en veranstalt­en“, sagte Lisa Nottmeyer. Die Themen, die von den Jugendlich­en in der Umfrage als am wichtigste­n eingeschät­zt wurden, sollen dann in Arbeitsgru­ppen genauer beleuchtet werden. „Wir möchten Vorschläge aufnehmen und Wege finden, wie die Kommunikat­ion mit den Jugendlich­en möglich ist“, so Nottmeyer. „Wir würden uns freuen, wenn Gemeinderä­te an den Arbeitsgru­ppen teilnehmen würden.“Die Fraktionen signalisie­rten Bereitscha­ft, der Einladung zu folgen.

Bürgermeis­ter Clemens Maier betonte, dass die Umfrage nur eine Bestandauf­nahme gewesen sei. „Im nächsten Schritt schauen wir uns die Ergebnisse genauer an.“

„Bitte macht was gegen das Drogenprob­lem.“ Eine Antwort aus der anonymen Umfrage des Jugendrefe­rats.

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