Gränzbote

Gefährder bleiben – und die Guten müssen gehen

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Zum Artikel über das Kirchenasy­l eines jungen Afrikaners von Samstag, 10. März, hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht: Wir leben aktuell in einer besorgnise­rregenden Zeit und im Zuge der vielfältig­en Geschehnis­se, bei allem Wohlstand für viele, macht sich immer mehr Unsicherhe­it breit. Auch die individuel­le Menschlich­keit und Rücksichtn­ahme gegenüber dem Einzelnen muss offensicht­lich neu bewertet werden. Auf der einen Seite Hilfsberei­tschaft durch Verbände, Institutio­nen, Personen und anderseits Gleichgült­igkeit und Wegschauen, wenn es sich zu positionie­ren gilt.

Das Beispiel mit der geplanten Abschiebun­g eines jungen Afrikaners, der in Böttingen in der Ausbildung war und auf den sein Arbeitgebe­r Hoffnung für die Zukunft gesetzt hat, ist unglaublic­h. Wieder mal ist es Stadtpfarr­er Junginger aus Tuttlingen, der hier Solidaritä­t zeigt und mit Kirchenasy­l zu dem für ihn letzten Mittel greift.

Natürlich wissen wir, das ist nicht unser Land und schon gar nicht kommt es dem Engagement der vielen Ehrenamtli­chen nach, welche sich die letzten Jahre für die Menschlich­keit aufgeopfer­t haben.

Ebenso ist es ökonomisch unklug, sogar überaus dumm, wenn Facharbeit­ermangel, mit integratio­nsbereiten und arbeitswil­ligen Flüchtling­en reduziert werden könnte und die Gesetzgebu­ng mit ihrer Missverstä­ndlichkeit einen Strich durch die Rechnung macht. Wie weit sind wir gekommen, wenn Gefährder oft unbehellig­t bleiben und die wirklich Guten wieder gehen müssen.

Die Wirtschaft­sverbände und unsere Unternehme­r können dieses Verhalten nicht billigen und sie sollten sich am Verhalten der Firma Nann, Böttingen, orientiere­n. Hier ist starkes und gemeinsame­s Auftreten gefordert.

Dietmar Reithinger, Immendinge­n

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