Gränzbote

Mehr Wohnraum statt Leerstand

Stadt Tuttlingen und Caritas-Diakonie-Zentrum starten Umfrage in Innenstadt.

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Der Tuttlinger Gemeindera­t hat sich in seiner Sitzung am Montagaben­d mit der Sanierung der beiden städtische­n Gymnasien befasst. Dabei wurde deutlich, dass inzwischen Kosten in Höhe 70 Millionen Euro drohen. Zur Finanzieru­ng dieser Aufgabe plant die Stadt, die Gewerbeste­uer temporär zu erhöhen. Als Grundlage für die weitere Planung wurde die Variante 5 einstimmig festgelegt. Damit sollen die beiden Schulen im Bestand saniert werden. Ein Abbruch des Turms des Immanuel-Kant-Gymnasiums ist damit vom Tisch (Variante 6).

Nach der Kostenschä­tzung beziffern sich die Kosten für Variante 5 auf 52,18 Millionen Euro, für die Variante 6 auf 54,85 Millionen Euro. Inkludiert sind dabei noch nicht die Kostenstei­gerungen am Bau. Derzeit beziffern sich diese laut Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck auf sechs bis acht Prozent jährlich. Bei acht Prozent müsste die Stadt mit weiteren Kosten in Höhe von mehr als 18 Millionen Euro rechnen.

Beck betonte, dass die Stadt die Sanierung mit Eigenmitte­ln in Höhe von 15 Millionen Euro finanziere­n würde. Dazu kommen anvisierte Zuschüsse in Höhe von 6,5 Millionen Euro. Diese müssen laut Kämmerer Uwe Keller bis Ende des Jahres beantragt werden. Nach jetzigem Stand würden 31 Millionen Euro als Darlehen aufgenomme­n werden.

Zur Finanzieru­ng soll daher der Gewerbeste­uer-Hebesatz für einen bestimmten Zeitraum erhöht werden. Wie hoch dieser sein würde, das muss der Gemeindera­t zu einem späteren Zeitpunkt bestimmen. Laut Keller müssten diese Mehreinnah­men nicht zu einem Gutteil als Umlage abgeführt werden, sondern verblieben zu hundert Prozent bei der Stadt.

Verständni­s der Unternehme­n?

„Bildung und Wirtschaft haben unmittelba­r etwas miteinande­r zu tun“, sagte Beck. Er geht davon aus, dass sich die Unternehme­n in dieser Sache in die Pflicht nehmen lassen. Eines sei aber klar: „Jede weitere Verzögerun­g macht das Bauen noch teurer“, sagte der Oberbürger­meister. Ein Mehr an Gewerbeste­uer-Einnahmen in diesem Jahr würde bereits für die Sanierung der Gymnasien beiseitege­legt werden. In den Jahren 2022 und 2023 würden alle erwirtscha­ftetet Eigenmitte­l für die Sanierung der beiden Schulen verwendet.

Mit dem Darlehen in Höhe von 31 Millionen Euro für 20 Jahre käme auf die Stadt laut Beck eine jährliche Belastung in Höhe von bis zwei Millionen Euro zu. Derzeit kalkuliere die Stadt für Baumaßnahm­en mit vier Millionen Euro pro Jahr: „Wir können dann nicht mehr so viel machen“, sagte Beck.

Zum Finanzieru­ngsvorschl­ag könne die CDU noch nichts sagen, meinte ihr Sprecher, Hans Roll. Die Fraktion habe darüber noch nicht diskutiere­n können. „Wir haben das gerade erst erfahren“, sagte Roll. Er denkt aber, dass das der richtige Weg sei. Auch die SPD würde den Weg laut ihres Sprechers Hellmut Dinkelaker mitgehen. Schon im Jahr 2008 habe es Pläne am IKG für eine Sanierung gegeben: „Die Kollegen sind froh, dass es jetzt losgeht“, sagte er. Die Variante 5 sei dem Kollegium plausibel erklärt worden, daher lege er seinen Widerstand dagegen ab, betonte Dinkelaker. Für ihn hätte die Variante 6 große Vorteile gehabt. Auch er sagte, dass die Fraktion den Vorschlag mit der Erhöhung des Gewerbeste­uer-Hebesatzes erst noch diskutiere­n müsse: „Es klingt logisch, dass diejenigen, die stark sind, mithelfen.“

Plan B nicht vorhanden

Carl-Roland Henke (FW) sieht aufgrund von Instandhal­tungsmaßna­hmen, Abschreibu­ngen und der Darlehensr­ückzahlung auf die Stadt jährliche Kosten in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro zukommen. Keller betonte allerdings, dass die Stadt mit geringeren Unterhalts­kosten als bisher aufgrund der Sanierung rechne. Stichwort: Energieein­sparung. Zudem fragte Henke nach einem Plan B, falls die Gewerbeste­uer-Einnahmen mal nicht mehr so sprudeln würden: „Einen Plan B haben wir nicht“, sagte Beck.

Michael Seiberlich (CDU) geht davon aus, dass die 52,18 Millionen Euro als zu niedrig angesetzt sind. Einsparung­en seien im Laufe der Bauphase nicht zu erwarten. Er könne sich an kein Beispiel erinnern, bei dem das so gewesen sei: „Das Gegenteil ist der Fall“, sagte Seiberlich.

Hans-Peter Bensch (FDP) fragte, ob angesichts einer möglichen Kostenstei­gerung von 20 bis 30 Prozent, wie sie in der Sitzungsvo­rlage notiert worden sind, die 2,6 Millionen Euro Preisvorte­il für Variante 5 im Vergleich zu Variante 6 ausschlagg­ebend gewesen seien. Die Stadt hatte sich wie berichtet im Vorfeld der Sitzung für die Variante 5 stark gemacht. „Dann ist der Vorteil der Variante 5 weg“, meinte Bensch.

Hans-Martin Schwarz (LBU) betonte, dass die Verschuldu­ng der Stadt durch die Sanierung drastisch steigen werde. Trotzdem müssten Stadt und Gemeindera­t Kurs halten: „Jetzt sind die Gymnasien dran. Wir müssen anderes dann sein lassen“, sagte er. 40 Prozent Eigenfinan­zierung sei aber auch ein Wort.

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ARCHIV-FOTO: DIETER ASSMANN
 ?? FOTO: CHRISTIAN GERARDS ?? Der Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums soll erhalten bleiben. Das hat der Tuttlinger Gemeindera­t am Montag einstimmig beschlosse­n.
FOTO: CHRISTIAN GERARDS Der Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums soll erhalten bleiben. Das hat der Tuttlinger Gemeindera­t am Montag einstimmig beschlosse­n.

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