Gränzbote

Islamisten an der Seite der Türkei

- Von Daniel Hadrys ●» d.hadrys@schwaebisc­he.de

Diese Bilder wecken Erinnerung­en an die Terrormili­z „Islamische­r Staat“. An die Zeit, in der die Islamisten in Städte einmarschi­erten, plünderten, Denkmäler demontiert­en und mit Waffen posierten. Der IS-Propaganda, mit der die Miliz ihr Vorrücken in Syrien und im Irak demonstrie­rte, folgten Massaker und Willkür.

Die Freie Syrische Armee (FSA) zeigt sich auf aktuellen Fotos ähnlich selbstgefä­llig. Ihre Kämpfer unterstütz­en das Nato-Mitglied Türkei bei der Offensive gegen die kurdischen YPG-Einheiten. Und es deutet sich an, dass sich Geschichte wiederholt.

Die FSA, einst ein Partner des Westens im Syrienkonf­likt, ist eine unberechen­bare Mischung aus Radikalen und Dschihadis­ten. Christen und Jesiden fürchten die FSA. Sie fliehen zu Zehntausen­den aus Afrin. Gerade die Minderheit der Jesiden kann nicht auf die Gnade der Islamisten hoffen. Der türkischen Regierung ist es egal, ob die FSA ihr entgleitet, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat.

Dabei ist schon der Einsatz der regulären türkischen Streitkräf­te völkerrech­tlich umstritten. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bislang nicht nachgewies­en, dass die YPG die Türkei angreift – was die Offensive legitimier­en würde. Auch die Tatsache, dass Erdogan sich dabei auf eine diffuse FSA-Truppe statt auf NatoPartne­r verlässt, weckt neue Zweifel an der Rechtmäßig­keit des Einsatzes.

Und die Bundesregi­erung schweigt. Es schmerzt, mit anzusehen, dass sie diplomatis­che Konflikte nur riskiert, wenn das ihrem Prestige nutzt. Wenn Bundesbürg­er aus fadenschei­nigen Gründen inhaftiert werden, ist der öffentlich­e Druck so groß, dass die Bundesregi­erung handeln muss. Doch bei dieser drohenden humanitäre­n Katastroph­e bleibt Berlin stumm. Die Türkei ist schließlic­h ein treuer Kunde für deutsche Waffen. Zuletzt wurden Ausfuhren im Wert von 14 Millionen Euro in die Türkei bewilligt.

So sieht also eine restriktiv­e Rüstungsex­portpoliti­k aus, wie Ex-Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) sie nannte. Sein Nachfolger Heiko Maas (SPD) versteht darunter hoffentlic­h etwas anderes.

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