Gränzbote

Kühle Gratulatio­n aus Berlin

Steinmeier spricht von „Entfremdun­g“– Debatte über Sanktionen gegen Schröder

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BERLIN (her/AFP) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat Wladimir Putin zur Wiederwahl gratuliert. „Heute ist es mehr denn je wichtig, den Dialog untereinan­der weiterzufü­hren und die Beziehunge­n zwischen unseren Staaten und Völkern zu fördern“, heißt es in einem Schreiben Merkels. „Auf dieser Grundlage sollten wir uns darum bemühen, wichtige bilaterale wie internatio­nale Herausford­erungen konstrukti­v anzugehen und tragfähige Lösungen zu finden.“

Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier wünschte Putin „eine glückliche Hand“, verwies aber auch auf die Probleme im Verhältnis zwischen Berlin und Moskau: Er hoffe, „dass es gelingen wird, der Entfremdun­g auf unserem Kontinent und zwischen den Menschen in Russland und Deutschlan­d entgegenzu­wirken.“Deutlicher wurde Bundesauße­nminister Heiko Maas: „Von einem fairen politische­n Wettbewerb, wie wir ihn kennen, kann sicherlich nicht in allen Punkten die Rede sein“, erklärte der SPD-Politiker am Montag in Brüssel. Dass die Wahl auch auf der völkerrech­tswidrigen Krim stattgefun­den habe, sei „nicht akzeptabel“. Mit seiner harten Haltung setzt sich Maas von seinem Amtsvorgän­ger Sigmar Gabriel (SPD) ab. Gabriel hatte sich noch kürzlich für einen Abbau der EU-Sanktionen gegen Russland ausgesproc­hen.

„Der wichtigste Oligarch Putins“

Unterdesse­n brachte der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawlo Klimkin Sanktionen gegen Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ins Spiel. Klimkin sagte der „Bild“-Zeitung, Schröder sei „für Putin weltweit der wichtigste Lobbyist“. Daher solle „geprüft werden, wie die EU hier handeln kann“. Angesichts der zunehmende­n Spannungen sei es „wichtig, dass es Sanktionen nicht nur gegen russische Regierungs­mitglieder und russische Staatsunte­rnehmen gibt, sondern auch gegen diejenigen, die im Ausland Putins Projekte vorantreib­en“. In einem Meinungsbe­itrag des „Wall Street Journal“war Schröder als „der wichtigste Oligarch Putins“bezeichnet worden. Er wirft die Frage auf, warum die EU bislang keine Sanktionen gegen Schröder diskutiert habe. Der CDU-Außenexper­te Elmar Brok sagte der „Bild“: „Das ,Wall Street Journal‘ hat in weiten Teilen recht.“Es sei „ein Skandal, dass ein ehemaliger Kanzler jetzt die Interessen von Putin vertritt“. Es sei „erstaunlic­h“, dass dies „bislang noch ohne Konsequenz­en in der öffentlich­en Diskussion geblieben ist“.

Merkel zeigte sich zurückhalt­ender. Natürlich habe man Differenze­n mit Russland. Dennoch sei „der nicht abreißende Gesprächsf­aden mit der russischen Staatsführ­ung, auch mit dem Präsidente­n persönlich, immer sehr wichtig“.

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FOTO: DPA Gerhard Schröder

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