Achtung, die Holländer kommen!
Comedian Hennes Bender warnt vor dem Anstieg des Meeresspiegels
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TUTTLINGEN - Zwei Stunden lang reden, ohne Punkt und Komma, ohne scheinbar zwischendurch mal Luft zu holen – abgesehen von der Pause: Wie schafft er das nur, haben sich die Besucher in der Angerhalle am Freitagabend gefragt. Comedian Hennes Bender hat mit seinem neuen Programm „Luft nach oben“genau den Geschmack desselben getroffen und dessen Lachmuskeln gehörig strapaziert.
Von Beginn an suchte Bender den Kontakt zum Publikum. Die Zuschauer machten begeistert mit, wenn er spontan auf Aussagen reagierte, daraus schlagfertig Pointen zauberte, die für die nächsten Lacher sorgten. Es waren aber auch die bewussten, vordergründig versteckten Hinweise, die gut ankamen: „Wenn wir aufhören, an so einem Abend wie heute zusammen zu kommen und Spaß zu haben, dann haben die Arschlöcher gewonnen. Das dürfen wir auf keinen Fall aufgeben, das müssen wir unbedingt beibehalten“.
Oder: „Ich bin kein Nationalist, denn man kann nur auf etwas stolz sein, was man selbst geleistet hat, wie das Rasenmähen zum Beispiel“, und fast schon im gleichen Atemzug feststellte, „Ich bin froh, dass die AFD in den Bundestag gewählt wurde, dann weiß man wenigstens, wo sie sind“.
Hennes Bender will Spaß vermitteln, wenn er mit subtiler Sprache, augenzwinkernd, aber keineswegs mit erhobenem Zeigefinger, alltägliche Situationen karikiert, Szenen aus der Ehe zum Besten gab oder über das Älterwerden sprach. Dabei ließ er bewusst unterschiedliche Dialekte einfließen, bei denen er gekonnt regionale Eigenheiten aufdeckte – egal, ob bei Kölnern oder zwischen Schwaben und Badenern, „mit dem Gazastreifen dazwischen“. Vorherrschend ist und war dabei aber immer die allgegenwärtige Liebe zu seiner Heimat, dem Ruhrpott.
Köstlich, wenn er behauptete „München ist wie Düsseldorf mit Geld“oder die Allianz-Arena als aufgeblasenes „Pupskissen“bezeichnet und Uli Hoeneß gleich mit einbezog. Sich über die ruppige, schnauzige Berliner Art ausließ und über die zu freundlichen Kölner stöhnte. „Die sorgen dafür, dass man keine Ruhe hat“, so Bender, weil sie getreu ihrem städtischen Slogan niemanden allein lassen. Nachdenklich wurde das Publikum, als er erzählte, dass es für die AFD keinen von Menschen verursachten Klimawandel gäbe, „dabei dreht das Wetter seit Jahren am Rad“, so Bender. „Wenn die Meeresspiegel steigen, dann ist Holland weg, dann haben wir ein weiteres Flüchtlingsproblem. Aber die bringen ihre Behausungen wenigstens gleich mit“, bemerkte er sarkastisch, um dann gleich wieder auf unheimliche, mystische Momente des normalen Alltags einzugehen, „die man sich bis ins ,hohe Alter’ unbedingt bewahren und immer wieder erzählen sollte“. Sei es das nächtliche Fipsen einer Sodastream-Flasche oder „Kotze im Ablagefach der Schulbank“, die sich schlussendlich als versteinerte Kokosmakrone herausstellte.
Jacken nicht vergessen
Tja, und dann noch die Bekenntnis zu seinen Vorlieben, wie die AsterixBände. Für die Ausgabe „Tour de France“schrieb er den Text um in seinen Pott-Dialekt und es wurde „Asterix und die Tour de Ruhr“daraus. Aber auch die beiden Helden David Bowie und Freddie Mercury. Und so blieb es nicht aus, dass eine der lautstark eingeforderten Zugaben die „Bohemian Rapsody“von Queen war. „Ich singe es auf Deutsch, ohne alles, komplett a-cappella“, erklärte er dem begeisterten Publikum, das angesichts der Darbietung im knappen, sexy „Paletten“-Shirt mit Union Jack vor Lachen die Bäuche hielt.
„Ich habe gesagt, dass ich es mache, nicht, dass ich es kann“, bemerkte Hennes Bender und entließ das Publikum mit der Bemerkung: „Ich habe keine spezielle Botschaft an Sie. Was Sie aus meinem Programm mitnehmen sollten, sind ihre Jacken“, auf den Nachhauseweg.