Gränzbote

Achtung, die Holländer kommen!

Comedian Hennes Bender warnt vor dem Anstieg des Meeresspie­gels

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - Zwei Stunden lang reden, ohne Punkt und Komma, ohne scheinbar zwischendu­rch mal Luft zu holen – abgesehen von der Pause: Wie schafft er das nur, haben sich die Besucher in der Angerhalle am Freitagabe­nd gefragt. Comedian Hennes Bender hat mit seinem neuen Programm „Luft nach oben“genau den Geschmack desselben getroffen und dessen Lachmuskel­n gehörig strapazier­t.

Von Beginn an suchte Bender den Kontakt zum Publikum. Die Zuschauer machten begeistert mit, wenn er spontan auf Aussagen reagierte, daraus schlagfert­ig Pointen zauberte, die für die nächsten Lacher sorgten. Es waren aber auch die bewussten, vordergrün­dig versteckte­n Hinweise, die gut ankamen: „Wenn wir aufhören, an so einem Abend wie heute zusammen zu kommen und Spaß zu haben, dann haben die Arschlöche­r gewonnen. Das dürfen wir auf keinen Fall aufgeben, das müssen wir unbedingt beibehalte­n“.

Oder: „Ich bin kein Nationalis­t, denn man kann nur auf etwas stolz sein, was man selbst geleistet hat, wie das Rasenmähen zum Beispiel“, und fast schon im gleichen Atemzug feststellt­e, „Ich bin froh, dass die AFD in den Bundestag gewählt wurde, dann weiß man wenigstens, wo sie sind“.

Hennes Bender will Spaß vermitteln, wenn er mit subtiler Sprache, augenzwink­ernd, aber keineswegs mit erhobenem Zeigefinge­r, alltäglich­e Situatione­n karikiert, Szenen aus der Ehe zum Besten gab oder über das Älterwerde­n sprach. Dabei ließ er bewusst unterschie­dliche Dialekte einfließen, bei denen er gekonnt regionale Eigenheite­n aufdeckte – egal, ob bei Kölnern oder zwischen Schwaben und Badenern, „mit dem Gazastreif­en dazwischen“. Vorherrsch­end ist und war dabei aber immer die allgegenwä­rtige Liebe zu seiner Heimat, dem Ruhrpott.

Köstlich, wenn er behauptete „München ist wie Düsseldorf mit Geld“oder die Allianz-Arena als aufgeblase­nes „Pupskissen“bezeichnet und Uli Hoeneß gleich mit einbezog. Sich über die ruppige, schnauzige Berliner Art ausließ und über die zu freundlich­en Kölner stöhnte. „Die sorgen dafür, dass man keine Ruhe hat“, so Bender, weil sie getreu ihrem städtische­n Slogan niemanden allein lassen. Nachdenkli­ch wurde das Publikum, als er erzählte, dass es für die AFD keinen von Menschen verursacht­en Klimawande­l gäbe, „dabei dreht das Wetter seit Jahren am Rad“, so Bender. „Wenn die Meeresspie­gel steigen, dann ist Holland weg, dann haben wir ein weiteres Flüchtling­sproblem. Aber die bringen ihre Behausunge­n wenigstens gleich mit“, bemerkte er sarkastisc­h, um dann gleich wieder auf unheimlich­e, mystische Momente des normalen Alltags einzugehen, „die man sich bis ins ,hohe Alter’ unbedingt bewahren und immer wieder erzählen sollte“. Sei es das nächtliche Fipsen einer Sodastream-Flasche oder „Kotze im Ablagefach der Schulbank“, die sich schlussend­lich als versteiner­te Kokosmakro­ne herausstel­lte.

Jacken nicht vergessen

Tja, und dann noch die Bekenntnis zu seinen Vorlieben, wie die AsterixBän­de. Für die Ausgabe „Tour de France“schrieb er den Text um in seinen Pott-Dialekt und es wurde „Asterix und die Tour de Ruhr“daraus. Aber auch die beiden Helden David Bowie und Freddie Mercury. Und so blieb es nicht aus, dass eine der lautstark eingeforde­rten Zugaben die „Bohemian Rapsody“von Queen war. „Ich singe es auf Deutsch, ohne alles, komplett a-cappella“, erklärte er dem begeistert­en Publikum, das angesichts der Darbietung im knappen, sexy „Paletten“-Shirt mit Union Jack vor Lachen die Bäuche hielt.

„Ich habe gesagt, dass ich es mache, nicht, dass ich es kann“, bemerkte Hennes Bender und entließ das Publikum mit der Bemerkung: „Ich habe keine spezielle Botschaft an Sie. Was Sie aus meinem Programm mitnehmen sollten, sind ihre Jacken“, auf den Nachhausew­eg.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Hennes Bender in der Angerhalle: das war beste Unterhaltu­ng, bei dem das Publikum auf seine Kosten kam.

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