Fahrtrainings werden ausgebremst
Petition bemängelt Sicherheit von Unbeteiligten bei Testfahrten im Take-Off-Gewerbepark
NEUHAUSEN OB ECK - Zu gefährlich und zu laut seien die Test- und Trainingsfahrten im Take-Off-Gewerbepark in Neuhausen ob Eck. So der Vorwurf einer im Gewerbepark Beschäftigten, die deswegen eine Petition eingereicht hat. Eine Kommission des Petitionsausschusses des BadenWürttembergischen Landtags hat sich am Montag vor Ort getroffen.
Abgefahrene Profile, nicht zugelassene Fahrzeuge und Geschwindigkeiten, die die Sicherheit der Angestellten im Gewerbepark gefährden. Das fasst im Kern zusammen, was Romana Denzel in ihrem Vortrag vor der Komission des Petitionsausschusses anführt. Was die Mitarbeiterin einer im Gewerbepark ansässigen Firma stört, sind die Test- und Trainingsfahrten auf den beiden Teststrecken und der Landebahn. Bei laufendem Flugbetrieb. Und nicht nur Mitarbeiter seien gefährdet, auch Spaziergänger sowie Kinder und Jugendliche, die sich entlang der Teststrecken aufhalten würden.
Das illustrierte Denzel mit Fotografien, die zeigen, wie Kinder sich nur wenige Meter von driftenden Autos entfernt befinden. Laut Denzel sei, was auf dem Papier von verschiedenen Anbietern als Sicherheitstraining angeworben werde, oftmals schlichtweg Rennsport in „Wildwestmanier“, bei dem die Fahrer an die Grenzen ihrer Wagen gehen. Zwar habe sich die Lage in den vergangenen beiden Jahren deutlich verbessert, gesteht Denzel ein. Sollte der Gewerbepark die beantragte Genehmigung erhalten, an 315 Tagen im Jahr Motorsportveranstaltungen zu beherbergen, fürchtet sie allerdings, dass sich die Lage wieder verschlimmert.
Der Knackpunkt: Die Petition und die Bilder sind bereits mehr als fünf Jahre alt. 2012 wandte sich Denzel an den Ausschuss. Und wie Neuhausen ob Ecks Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald und Heike Reitze, Geschäftsführerin des Gewerbeparks, während der Anhörung den Vorwürfen entgegnen, habe sich seit dem einiges getan. Dass es solche Motorsportveranstaltung gegeben habe, das solle gar nicht bestritten werden, sagte Osswald. Wichtiger sei jedoch, dass es diese Veranstaltungen in Zukunft nicht mehr geben werde. Das bestätigt auch Reitze. Die Verträge mit den entsprechenden Veranstaltern seien nicht mehr verlängert worden.
Kurswechsel hat finanzielle Gründe
Seit dem Kurswechsel vor etwa zwei Jahren sollen statt Motorsport vornehmlich Testfahrten von Unternehmen wie Porsche, Audi und ZF auf dem Gelände stattfinden, so der Bürgermeister. Außerdem seien nur noch „echte“Sicherheitstrainings gewünscht. Allerdings habe seitens des Gewerbeparks nie der Eindruck bestanden, dass durch eine Veranstaltung eine Gefährdung bestanden habe – der Kurswechsel hätte finanzielle Gründe gehabt, bestätigte Osswald.
Dass der Testbetrieb aus luftfahrtrechtlicher Sicht kein Problem sei, das bestätigte Horst Rieker, luftfahrttechnischer Sachverständiger des Regierungspräsidiums Stuttgart. Jürgen Keck, Mitglied des Landtags und erster Berichterstatter der Kommission, sah das allerdings anders. Das Fünf-Minutenfenster, das die Testfahrer zum Räumen der Landebahn hätten, sobald sich ein Flugzeug anmeldet, empfinde er als zu kurz. Hier sehe er dringenden Bedarf zur Nachbesserung. Über eine Absicherung der Landebahn, etwa durch einen Zaun, müsse nachgedacht werden.
Grundsätzlich sah Keck den Anlass für die Petition durch das neue Betriebskonzept aber für erledigt an. Denzel sagte, sie wolle sich überlegen, ob sie die Petition zurückzieht. Allerdings müsse dafür sichergestellt sein, dass der Betrieb auf den Teststrecken keinen MotorsportCharakter mehr habe.
Petition muss durch alle Ämter und Behörden
Der Grund für die lange Zeit zwischen dem Einreichen der Petition und der Anhörung liege laut Martina Braun, Abgeordnete des Landtags und zweite Berichterstatterin der Kommission, daran, dass die Petition erst an alle betroffenen Ämter und Behörden gehen müsse. Bei Nachträgen, wie es für diese Petition der Fall war, müsse das alles wieder von vorne losgehen. Fünf Jahre seien allerdings ungewöhnlich lange, sagte Braun. Keck und Braun werden dem Petitionsausschuss in der nächsten Sitzung von ihrem Ortsbesuch berichten. Frühestens im Juni könnte der Landtag der Petitition zustimmen oder sie ablehnen. „Im Grunde hat Frau Denzel aber bereits erreicht, was sie wollte“, sagte Keck.