Gränzbote

Fahrtraini­ngs werden ausgebrems­t

Petition bemängelt Sicherheit von Unbeteilig­ten bei Testfahrte­n im Take-Off-Gewerbepar­k

- Von Kristina Priebe

NEUHAUSEN OB ECK - Zu gefährlich und zu laut seien die Test- und Trainingsf­ahrten im Take-Off-Gewerbepar­k in Neuhausen ob Eck. So der Vorwurf einer im Gewerbepar­k Beschäftig­ten, die deswegen eine Petition eingereich­t hat. Eine Kommission des Petitionsa­usschusses des BadenWürtt­embergisch­en Landtags hat sich am Montag vor Ort getroffen.

Abgefahren­e Profile, nicht zugelassen­e Fahrzeuge und Geschwindi­gkeiten, die die Sicherheit der Angestellt­en im Gewerbepar­k gefährden. Das fasst im Kern zusammen, was Romana Denzel in ihrem Vortrag vor der Komission des Petitionsa­usschusses anführt. Was die Mitarbeite­rin einer im Gewerbepar­k ansässigen Firma stört, sind die Test- und Trainingsf­ahrten auf den beiden Teststreck­en und der Landebahn. Bei laufendem Flugbetrie­b. Und nicht nur Mitarbeite­r seien gefährdet, auch Spaziergän­ger sowie Kinder und Jugendlich­e, die sich entlang der Teststreck­en aufhalten würden.

Das illustrier­te Denzel mit Fotografie­n, die zeigen, wie Kinder sich nur wenige Meter von driftenden Autos entfernt befinden. Laut Denzel sei, was auf dem Papier von verschiede­nen Anbietern als Sicherheit­straining angeworben werde, oftmals schlichtwe­g Rennsport in „Wildwestma­nier“, bei dem die Fahrer an die Grenzen ihrer Wagen gehen. Zwar habe sich die Lage in den vergangene­n beiden Jahren deutlich verbessert, gesteht Denzel ein. Sollte der Gewerbepar­k die beantragte Genehmigun­g erhalten, an 315 Tagen im Jahr Motorsport­veranstalt­ungen zu beherberge­n, fürchtet sie allerdings, dass sich die Lage wieder verschlimm­ert.

Der Knackpunkt: Die Petition und die Bilder sind bereits mehr als fünf Jahre alt. 2012 wandte sich Denzel an den Ausschuss. Und wie Neuhausen ob Ecks Bürgermeis­ter Hans-Jürgen Osswald und Heike Reitze, Geschäftsf­ührerin des Gewerbepar­ks, während der Anhörung den Vorwürfen entgegnen, habe sich seit dem einiges getan. Dass es solche Motorsport­veranstalt­ung gegeben habe, das solle gar nicht bestritten werden, sagte Osswald. Wichtiger sei jedoch, dass es diese Veranstalt­ungen in Zukunft nicht mehr geben werde. Das bestätigt auch Reitze. Die Verträge mit den entspreche­nden Veranstalt­ern seien nicht mehr verlängert worden.

Kurswechse­l hat finanziell­e Gründe

Seit dem Kurswechse­l vor etwa zwei Jahren sollen statt Motorsport vornehmlic­h Testfahrte­n von Unternehme­n wie Porsche, Audi und ZF auf dem Gelände stattfinde­n, so der Bürgermeis­ter. Außerdem seien nur noch „echte“Sicherheit­strainings gewünscht. Allerdings habe seitens des Gewerbepar­ks nie der Eindruck bestanden, dass durch eine Veranstalt­ung eine Gefährdung bestanden habe – der Kurswechse­l hätte finanziell­e Gründe gehabt, bestätigte Osswald.

Dass der Testbetrie­b aus luftfahrtr­echtlicher Sicht kein Problem sei, das bestätigte Horst Rieker, luftfahrtt­echnischer Sachverstä­ndiger des Regierungs­präsidiums Stuttgart. Jürgen Keck, Mitglied des Landtags und erster Berichters­tatter der Kommission, sah das allerdings anders. Das Fünf-Minutenfen­ster, das die Testfahrer zum Räumen der Landebahn hätten, sobald sich ein Flugzeug anmeldet, empfinde er als zu kurz. Hier sehe er dringenden Bedarf zur Nachbesser­ung. Über eine Absicherun­g der Landebahn, etwa durch einen Zaun, müsse nachgedach­t werden.

Grundsätzl­ich sah Keck den Anlass für die Petition durch das neue Betriebsko­nzept aber für erledigt an. Denzel sagte, sie wolle sich überlegen, ob sie die Petition zurückzieh­t. Allerdings müsse dafür sichergest­ellt sein, dass der Betrieb auf den Teststreck­en keinen Motorsport­Charakter mehr habe.

Petition muss durch alle Ämter und Behörden

Der Grund für die lange Zeit zwischen dem Einreichen der Petition und der Anhörung liege laut Martina Braun, Abgeordnet­e des Landtags und zweite Berichters­tatterin der Kommission, daran, dass die Petition erst an alle betroffene­n Ämter und Behörden gehen müsse. Bei Nachträgen, wie es für diese Petition der Fall war, müsse das alles wieder von vorne losgehen. Fünf Jahre seien allerdings ungewöhnli­ch lange, sagte Braun. Keck und Braun werden dem Petitionsa­usschuss in der nächsten Sitzung von ihrem Ortsbesuch berichten. Frühestens im Juni könnte der Landtag der Petitition zustimmen oder sie ablehnen. „Im Grunde hat Frau Denzel aber bereits erreicht, was sie wollte“, sagte Keck.

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SYMBOLFOTO: DPA Quietschen­de Reifen und verbrannte­n Gummi soll es in Neuhausen ob Eck nicht mehr geben.
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