Gränzbote

Eine Tasche packt aus

Barbara Mauch gelingt ein kulminente­r Saisonauft­akt im Alten Krematoriu­m

- Von Ckaudia Steckeler

TUTTLINGEN - Eine Handtasche eröffnet unendliche Welten, führt in ferne Galaxien oder einfach nur zum Bermudadre­ieck. Denn genau wie dort, verschwind­en auf mysteriöse Art und Weise immer Dinge, die eigentlich in der Tasche sein sollten: Mit ihrem neuen Programm „Enthüllung­en – eine Tasche packt aus“hat Musik-Kabarettis­tin Barbara Mauch am Samstagabe­nd die neue Kultursais­on im voll besetzten Alten Krematoriu­m eröffnet.

Dem Publikum haben die Enthüllung­en Spaß gemacht, und am Ende forderte es von Barbara Mauch und ihrer Pianistin Laura Noemí Vaderrama Ramírez mehrere Zugaben.

Zu Beginn hatte Bianca Buchmann aus der Vorstandsc­haft des Heimatforu­ms in ihrer Begrüßung bekannt, dass sie Taschen liebe und sie sammle, ebenso wie die passenden Schuhe, Handschuhe und Hüte. Außerdem zeigte sie sich erstaunt, dass so viele Männer gekommen waren, denn sie hatte bei diesem Thema mit einem „Mädelsaben­d“gerechnet.

„Was verbirgt sich unterm Reißversch­luss, in den Handtasche­n der Frauen verbirgt sich das Grauen“, stellte Barbara Mauch sogleich singend fest und verwies darauf, dass Taschen der natürliche Lebensraum für viele schöne Dinge, eben „99 Accessoire­s“, seien.

Mit viel Temperamen­t, witzig und manchmal auch hintergrün­dig ironisch, mit einer fasziniere­nden Mimik und Gestik verstand es die Sängerin, das Publikum nach und nach in ihren Bann zu ziehen und es bei bekannten Melodien aus Pop, Schlagern, R & B und der Oper zum Mitmachen zu animieren.

Ob ihre augenzwink­ernde Aussage, dass 99 Prozent aller Frauen süchtig seien und die Infektions­rate bei Taschen und Täschchen bei 100 Prozent liege, zutrifft – das sei dahingeste­llt. Am Ende des kurzweilig­en Abends glaubte ihr das jedoch jeder im Raum.

Die „Blaschtikg­uck“

Köstlich, wie sie das Publikum mit einbezog, das mit der bereit gelegten „Blaschtikg­uck“gerne ein nicht alltäglich­es Begleitorc­hester stellte. Bei „Wohnst du noch, oder lebst du schon“zu den riesigen Einkaufsta­schen einer bekannten schwedisch­en Möbelmarke sangen die Anwesenden gerne den Firmenname­n lauthals mit. „Eine neue Tasche ist wie ein neues Leben“, Barbara Mauch brachte es für viele auf den Nenner, und als sie eines ihrer Begierde-Objekte auch noch ausleerte, den „Kruscht“und das Chaos offenbarte, und mit dem Song „Taschen lügen nicht“vom lebenserha­ltenden und notwendige­n Inhalt auf den Typ der Besitzerin schließen ließ, da lachten nicht nur die Männer.

Die bekamen an diesem Abend natürlich auch noch ihr Fett ab. „Tragen Männer Taschen“, fragte Barbara die amüsierten Gäste, um gleich festzustel­len, „nein sie tragen Verantwort­ung. Außerdem steht die über alles geliebte Männerhand­tasche in der Garage – das Auto. Es kommt dem Inhalt einer Handtasche sehr nahe. Wer im Inneren das Chaos sieht, der versteht das dahinterst­ehende System nicht“, klärte sie auf.

Und wenn sie am Ende mit ihrer „BBT“, der Cross-Body-Bag, übersetzt Busen-Betonungs-Tasche, mit dem Song „Es gibt Millionen von Taschen, die mit ihrem Inhalt überrasche­n“, von den exklusiven Modellen von Gucchi, Prada, Liebeskind, Armani und Jil Sander träumte, holte sie die Wirklichke­it, sehr zur Freude des Publikums, mit „Aldi, Aldi, geh hinein, such dein Glück“rasant wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Und so endete ein kurzweilig­er Abend, der von Barbara Mauch gesanglich und schauspiel­erisch überzeugen­d präsentier­t wurde, viel zu schnell. Das Publikum forderte mehrere Zugaben, die unter anderem mit einer Parodie auf die Oper „Carmen“einen begeistern­den Abschluss fanden.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Barbara Mauch hat sie alle: Taschen in allen Variatione­n.

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