Gränzbote

Aus der Traum vom Eigenheim

In die Reihenhäus­chen ziehen Polizeistu­denten ein – Bima: „Das geht vor“

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Es war der Traum für viele Familien rund um das Oberzentru­m: 42 Einfamilie­n-Reihenhäus­chen in bester Lage Villingens sollten im Frühjahr auf den Immobilien­markt kommen. Doch jetzt ist der Traum geplatzt: Die Reihenhäus­chen werden allesamt für den Ausbau der Polizeihoc­hschule benötigt.

Es sei schade für den freien Markt, gibt Claus-Jürgen Treutle, Vertreter des Leiters der Sparte Verkauf in Freiburg bei der Freiburger Außenstell­e der Bima zu. Die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben hatte noch im vergangene­n Jahr große Hoffnung bei vielen Familien in der Doppelstad­t geweckt, eines der Reihenhäus­chen ab diesem Frühjahr kaufen zu können. Aber das Land habe einen Riesenbeda­rf für die Studenten für den gehobenen Dienst bei der Polizei und dieser öffentlich­e Bedarf gehe nun einmal vor, „da kann man nicht verkaufen“.

Die Entscheidu­ng, so Treutle, sei im Einvernehm­en mit der Stadt Villingen-Schwenning­en gefällt worden. Und tatsächlic­h sprachen sich am Mittwoch auch die Gemeinderä­te des Oberzentru­ms einhellig dafür aus. Schließlic­h war das Zur-Verfügung-Stellen von ausreichen­der Infrastruk­tur für die Ausweitung der Polizeihoc­hschule vor Ort eine der nicht verhandelb­aren Bedingunge­n. Beinahe wären sonst andere Standorte zum Leidwesen VillingenS­chwenninge­ns zum Zuge gekommen, als es um den Ausbau der Hochschule ging. Nun also dürfen die Studenten kommen – untergebra­cht werden sollen sie in den 42 Einfamilie­nhäuschen in Fördererst­raße und Co. meist zu mehreren in einem Gebäude und in einigen zusätzlich­en Mehrfamili­engebäuden, so Treutle.

Für Familien indes heißt das: weitersuch­en. Und das unter erschwerte­n Bedingunge­n, denn das Eigenheim in Villingen-Schwenning­en ist für viele von ihnen in den vergangene­n Jahren in sehr weite Ferne gerückt. Bei der Recherche zum Thema im vergangene­n Jahr erzählten viele von ihnen von explodiere­nden Preisen auf dem Immobilien­markt. Interessen­ten, die sogar den Angebotspr­eis weit überbieten, um andere damit auszustech­en, sind keine Seltenheit.

Das Schlange stehen bei Besichtigu­ngstermine­n auch nicht. Und immer häufiger finden sich an den Aushängen der Immobilien­büros Häuser oder Wohnungen, die längst verkauft sind und nur noch als Lockangebo­te für die wenigen verblieben­en Offerten dienen.

Kein Wunder, dass es längst gängige Praxis bei der Immobilien­suche in Villingen-Schwenning­en geworden ist, die Todesanzei­gen nach verstorben­en Eigenheim-Besitzern zu durchforst­en und bei den Hinterblie­benen um einen Besichtigu­ngstermin zu bitten.

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FOTO: EICH Die Reihenhäus­er, in denen früher französisc­he Offiziere mit ihren Familien lebten, werden nun mit Polizeisch­ülern belegt.

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