Gränzbote

Donauwehr: Kompromiss zeichnet sich ab

Bei einem Vorort-Termin gibt es Austausch und neue Vorschläge.

- Von Dorothea Hecht, Ingeborg Wagner und Simon Schneider

TUTTLINGEN - Deutet sich nun ein Kompromiss in Sachen Donauwehr an? Die Stadt Tuttlingen hat beim Landratsam­t den Bau einer sogenannte­n „Rauen Rampe“beantragt, die das Wehr an der Groß Bruck für Fische und andere Lebewesen durchlässi­g machen soll. Bei einem Treffen am Dienstag mit Vertretern von Umweltbehö­rden, Stadt und Bürgerinit­iative wurde deutlich, dass die Donau nach einer Entscheidu­ng des Landratsam­ts Tuttlingen zumindest teilweise wieder aufgestaut werden darf. Vorerst bleibt das Wehr jedoch unten.

Wie berichtet, ist die Erlaubnis des Landratsam­ts, die Donau in Tuttlingen aufzustaue­n, am 31. Dezember vergangene­n Jahres ausgelaufe­n. Die Stadt Tuttlingen hat einen entspreche­nden Folgeantra­g gestellt, das Landratsam­t will im Mai oder Juni eine Entscheidu­ng gefunden haben.

Bis dahin wird das Wehr aber unten bleiben, das sagte Oberbürger­meister Michael Beck beim CDUFrühsch­oppen am Sonntag: „Alles was ich mache oder veranlasse, braucht eine Erlaubnis.“Die Stadt Tuttlingen habe die Erlaubnis verloren, „abgelaufen, basta!“, so der OB. Bis zum Juni wird Tuttlingen damit wohl nur ein Rinnsal statt eines Flusses haben, das ist auch dem OB bewusst: „Für viele ist es ärgerlich, wenn es drei oder vier Wochen lang nicht regnet. Dann sieht man dieses ganze Elend, rund um die Themen Bäume, Grundwasse­r und Optik.“

„Den Schwebezus­tand beenden“

Am Dienstag fand zu dieser Problemati­k ein Gespräch mit Vertretern von Stadt, Landratsam­t, der Initiative „Erhaltensw­ehr(t)“, den Gemeindera­tsfraktion­en und Vereinen statt. Landrat Stefan Bär und der Erste Landesbeam­te Stefan Helbig sollen sich in dem Gespräch versöhnlic­h gezeigt haben: „Wir wollen den Schwebezus­tand so schnell wie möglich beenden“, so Landrat Stefan Bär in einer Stellungna­hme. Im Interesse der Stadt sei es sinnvoll, die Entscheidu­ng des Landratsam­tes abzuwarten und nicht, das Wehr einfach hochzufahr­en: „Sie hätten damit widerrecht­liche Fakten geschaffen. Das wäre eine Provokatio­n gewesen, die weder Tuttlingen noch der Donau genutzt hätte.“

Hilfreiche­r sei dagegen das, was die Stadt Tuttlingen jetzt eingeleite­t habe: Sie beantragte vorsorglic­h den Bau einer sogenannte­n „Rauen Rampe“. Das ist eine Art Wassertrep­pe, die mit Steinen gebaut wird. Sie könnte dafür sorgen, dass die Lebewesen auch bei einer gestauten Donau den Fluss durchwande­rn können. Diese mangelnde Durchlässi­gkeit war von den Umweltbehö­rden immer wieder als Argument gegen einen erneuten Aufstau der Donau, wie in den vergangene­n Jahren üblich, genannt worden.

Eine entspreche­nde Voruntersu­chung einer „Rauen Rampe“sei laut Stadtsprec­her Arno Specht beim Landratsam­t eingereich­t worden, am Mittwoch wurde eine genaue Planung in Auftrag gegeben, inklusive der Varianten für verschiede­ne Wasserhöhe­n. Daraus den Schluss zu ziehen, dass eine „Raue Rampe“alle Probleme lösen würde, dem widerspric­ht Landrat Stefan Bär: „Es ist eher so, dass es für eine Genehmigun­g notwendig ist, die Durchlässi­gkeit nachzuweis­en. Das gehört zur Frage der Klärung.“Offen ist damit nach wie vor, in welcher Höhe die Donau – ein positiver Bescheid des Landratsam­ts vorausgese­tzt – aufgestaut werden könnte. Kommt die wiederholt in Aussicht gestellte Variante, dass der Aufstau um einen Meter gesenkt wird, wirke sich das im Uferbereic­h um fast zwei Meter aus, wie Regierungs­präsidenti­n Bärbel Schäfer bei einem Vorort-Termin in Tuttlinen sagte.

Vertraulic­hkeit vereinbart

Weitere Details des Treffens am Dienstag wollen die Beteiligte­n nicht nennen. Man habe Vertraulic­hkeit vereinbart, heißt es. Für die DonauIniti­ative ist das Vorgehen des OBs aber grundsätzl­ich nachvollzi­ehbar. „Wir können verstehen, dass man erst einmal den Bescheid abwartet“, sagt Thomas Kienzle aus dem Leitungste­am der Initiative. Die Stadt könne sich nicht über rechtliche Vorgaben hinwegsetz­en.

Thomas Hauser, Vorsitzend­er der DLRG, sieht das ähnlich. Dennoch bedeute es für seinen Verein in den kommenden Monaten eine Umstellung. „Wir müssen jetzt unsere Übungen außerhalb des Landkreise­s machen“, sagt Hauser. Rettungsüb­ungen mit Boot hätten bislang auf der Donau stattgefun­den. Jetzt werde man an den Bodensee umziehen müssen. Das sei nicht nur logistisch aufwändige­r, dazu brauche es auch eine Zulassung.

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FOTO: DOROTHEA HECHT
 ?? FOTO: D. HECHT ?? Das Donau-Wehr an der Groß Bruck ist offen. Das bleibt so, bis das Landratsam­t eine Entscheidu­ng mitteilt. Je nachdem, wie diese ausfällt, wird die Stadt Tuttlingen beim Verwaltung­sgericht dagegen klagen.
FOTO: D. HECHT Das Donau-Wehr an der Groß Bruck ist offen. Das bleibt so, bis das Landratsam­t eine Entscheidu­ng mitteilt. Je nachdem, wie diese ausfällt, wird die Stadt Tuttlingen beim Verwaltung­sgericht dagegen klagen.

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