Donauwehr: Kompromiss zeichnet sich ab
Bei einem Vorort-Termin gibt es Austausch und neue Vorschläge.
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TUTTLINGEN - Deutet sich nun ein Kompromiss in Sachen Donauwehr an? Die Stadt Tuttlingen hat beim Landratsamt den Bau einer sogenannten „Rauen Rampe“beantragt, die das Wehr an der Groß Bruck für Fische und andere Lebewesen durchlässig machen soll. Bei einem Treffen am Dienstag mit Vertretern von Umweltbehörden, Stadt und Bürgerinitiative wurde deutlich, dass die Donau nach einer Entscheidung des Landratsamts Tuttlingen zumindest teilweise wieder aufgestaut werden darf. Vorerst bleibt das Wehr jedoch unten.
Wie berichtet, ist die Erlaubnis des Landratsamts, die Donau in Tuttlingen aufzustauen, am 31. Dezember vergangenen Jahres ausgelaufen. Die Stadt Tuttlingen hat einen entsprechenden Folgeantrag gestellt, das Landratsamt will im Mai oder Juni eine Entscheidung gefunden haben.
Bis dahin wird das Wehr aber unten bleiben, das sagte Oberbürgermeister Michael Beck beim CDUFrühschoppen am Sonntag: „Alles was ich mache oder veranlasse, braucht eine Erlaubnis.“Die Stadt Tuttlingen habe die Erlaubnis verloren, „abgelaufen, basta!“, so der OB. Bis zum Juni wird Tuttlingen damit wohl nur ein Rinnsal statt eines Flusses haben, das ist auch dem OB bewusst: „Für viele ist es ärgerlich, wenn es drei oder vier Wochen lang nicht regnet. Dann sieht man dieses ganze Elend, rund um die Themen Bäume, Grundwasser und Optik.“
„Den Schwebezustand beenden“
Am Dienstag fand zu dieser Problematik ein Gespräch mit Vertretern von Stadt, Landratsamt, der Initiative „Erhaltenswehr(t)“, den Gemeinderatsfraktionen und Vereinen statt. Landrat Stefan Bär und der Erste Landesbeamte Stefan Helbig sollen sich in dem Gespräch versöhnlich gezeigt haben: „Wir wollen den Schwebezustand so schnell wie möglich beenden“, so Landrat Stefan Bär in einer Stellungnahme. Im Interesse der Stadt sei es sinnvoll, die Entscheidung des Landratsamtes abzuwarten und nicht, das Wehr einfach hochzufahren: „Sie hätten damit widerrechtliche Fakten geschaffen. Das wäre eine Provokation gewesen, die weder Tuttlingen noch der Donau genutzt hätte.“
Hilfreicher sei dagegen das, was die Stadt Tuttlingen jetzt eingeleitet habe: Sie beantragte vorsorglich den Bau einer sogenannten „Rauen Rampe“. Das ist eine Art Wassertreppe, die mit Steinen gebaut wird. Sie könnte dafür sorgen, dass die Lebewesen auch bei einer gestauten Donau den Fluss durchwandern können. Diese mangelnde Durchlässigkeit war von den Umweltbehörden immer wieder als Argument gegen einen erneuten Aufstau der Donau, wie in den vergangenen Jahren üblich, genannt worden.
Eine entsprechende Voruntersuchung einer „Rauen Rampe“sei laut Stadtsprecher Arno Specht beim Landratsamt eingereicht worden, am Mittwoch wurde eine genaue Planung in Auftrag gegeben, inklusive der Varianten für verschiedene Wasserhöhen. Daraus den Schluss zu ziehen, dass eine „Raue Rampe“alle Probleme lösen würde, dem widerspricht Landrat Stefan Bär: „Es ist eher so, dass es für eine Genehmigung notwendig ist, die Durchlässigkeit nachzuweisen. Das gehört zur Frage der Klärung.“Offen ist damit nach wie vor, in welcher Höhe die Donau – ein positiver Bescheid des Landratsamts vorausgesetzt – aufgestaut werden könnte. Kommt die wiederholt in Aussicht gestellte Variante, dass der Aufstau um einen Meter gesenkt wird, wirke sich das im Uferbereich um fast zwei Meter aus, wie Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bei einem Vorort-Termin in Tuttlinen sagte.
Vertraulichkeit vereinbart
Weitere Details des Treffens am Dienstag wollen die Beteiligten nicht nennen. Man habe Vertraulichkeit vereinbart, heißt es. Für die DonauInitiative ist das Vorgehen des OBs aber grundsätzlich nachvollziehbar. „Wir können verstehen, dass man erst einmal den Bescheid abwartet“, sagt Thomas Kienzle aus dem Leitungsteam der Initiative. Die Stadt könne sich nicht über rechtliche Vorgaben hinwegsetzen.
Thomas Hauser, Vorsitzender der DLRG, sieht das ähnlich. Dennoch bedeute es für seinen Verein in den kommenden Monaten eine Umstellung. „Wir müssen jetzt unsere Übungen außerhalb des Landkreises machen“, sagt Hauser. Rettungsübungen mit Boot hätten bislang auf der Donau stattgefunden. Jetzt werde man an den Bodensee umziehen müssen. Das sei nicht nur logistisch aufwändiger, dazu brauche es auch eine Zulassung.