E-Books kommen immer besser an
Stadtbibliothek bemerkt Verschiebung in Nutzergewohnheiten – Leiter geht in Ruhestand
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TUTTLINGEN - Lesegewohnheiten ändern sich. Das bemerkt auch das Team der Stadtbibliothek Tuttlingen. 2017 gingen die Ausleihen insgesamt um rund 12 600 Bücher und Zeitschriften zurück, auch die Zahl aktiver Nutzer schwand geringfügig (minus 116). Doch die Nachfrage nach elektronischen Medien, wie EBooks, E-Audio und E-Zeitschriften, erfährt einen Aufschwung: Knapp 3000 Ausleihen mehr gab es in diesem Bereich als im Vorjahr.
Stadtbibliothek-Leiter Martin Naber-Milz kennt sich aus: Seit 1984 ist er in der Stadtbibliothek Tuttlingen beschäftigt. Zum 1. April geht er in den vorgezogenen Ruhestand, seine Stellvertreterin Yvonne Grausam führt dann die Stadtbibliothek. Da die Stellvertreter-Position noch nicht besetzt ist, wird Naber-Milz aber acht weitere Wochen in Teilzeit mitarbeiten.
Nein, einen Rückblick auf seine jahrzehntelange Arbeit möchte er nicht in der Zeitung lesen. Aber zum Thema Lesen äußert er sich gerne: „Das ist ein bisschen schwieriger geworden“, findet er. Die Lesegewohnheiten änderten sich, der Druckbereich sei rückläufig. „Da halten wir mit anderen Angeboten dagegen“, sagt er. Im Fokus stehen dabei vor allem Kinder und Jugendliche, denen das Team der Stadtbibliothek aufzeigen möchte, was man mit Medien alles machen kann. Die Bibliothek soll ein Treffpunkt sein. Dazu zählen das Lesezelt und die Kindertheateraufführungen, ebenso wie die Klassenführungen. 42 gab es im vergangenen Jahr, mit fast 950 Schülern. „Es geht nicht darum, rund um die Uhr zu lesen“, findet Naber-Milz. Aber zu wissen, wo man ein qualifiziertes Angebot findet und wie man damit umgeht. So kämen regelmäßig Schülergruppen in die Räume der Schulstraße 6, um gemeinsam Präsentationen zu erarbeiten. Zahlenmäßig schlage sich das allerdings nicht nieder – „die Jugendlichen leihen ja kein Buch aus“.
Die Schwalbe ist attraktiv
Seit fünf Jahren gehört Tuttlingen zur Schwalbe – einem Onleihe-Verbund von 21 Bibliotheken im Bereich Schwarzwald-Alb. „Der Zuwachs ist immer noch spürbar“, sagt NaberMilz. Mittlerweile sind knapp 28 000 E-Medien im Angebot, (innerhalb eines Jahres stieg diese Zahl um 7000), fast ebenso rege ging die Zahl der Entleihungen nach oben. Spannend werde sein, wie sich das in den kommenden zehn, 15 Jahren entwickeln werde, sagt der Bücherei-Leiter. Allerdings glaubt er dabei fest an den Fortbestand des gedruckten Buches. Ein Buch in die Hand nehmen können, der besondere Geruch, das Umblättern, darauf wollen viele Nutzer der Stadtbibliothek nicht verzichten. Die E-Book-Reader oder Tablets kämen bei ebenso vielen parallel dazu zum Einsatz, zum Beispiel, wenn es in den Urlaub gehe. So können fünf, sechs dicke Schmöker einfacher im Tablet ins Gepäck wandern, als in gedruckter Form. Und man verliere den Lesestoff auch nicht so leicht.
Denn um die 20 bis 25 Bücher der Tuttlinger Stadtbibliothek kommen pro Jahr einfach abhanden. Nicht, weil sie aussortiert werden – deren Zahl beträgt nämlich zwischen 5000 und 6000 Stück – sondern weil der Hund sie gefressen hat, sie auf einem Nachttisch eines Hotels auf Mallorca liegen oder in einem Zug Richtung Hamburg fahren. Dann werden die Nutzer gebeten, die Bücher zu ersetzen. Doch 90 Prozent der Nutzer würden auf die erste Mahnung reagieren – und das Buch zurückbringen, wenn es denn auffindbar sei.
Seit Januar 2017 hat die Stadtbibliothek
eine App im Angebot für Apple oder Android-Geräte, die es ermöglicht, auf mobilen Geräten einen angepassten Zugang zum Online-Katalog einzurichten. Die App hat auch eine Erinnerungsfunktion, was wann abgegeben werden muss. Eine wertvolle Funktion, haben die Mitarbeiter festgestellt.