Gränzbote

Ihre Welt sind die Bücher

Heidrun Elsäßer engagiert sich seit 40 Jahren ehrenamtli­ch in der Bücherei Rietheim-Weilheim

- Von Alexandra Schneid

RIETHEIM-WEILHEIM - Die Bücherei in Rietheim-Weilheim ist für Lesebegeis­terte ein beliebter Ort, für Heidrun Elsäßer ist sie wie ein zweites Zuhause. Seit 40 Jahren engagiert sie sich dort – anfangs zusammen mit ihrer Mutter, Anfang der 1980er-Jahre hat sie die Leitung übernommen.

Die Tür zur Bücherei im evangelisc­hen Pfarrhaus geht auf, Erwachsene und Kinder mit Bücherstap­eln kommen herein. Elsäßer begrüßt sie mit Namen, hält ein bisschen Smalltalk, berät eine Kundin und greift zielstrebi­g in ein Regal, um ein gewünschte­s Buch herauszuho­len. „Eine schöne Osterzeit“, ruft Elsäßer der Frau hinterher, die mit neuem Lesemateri­al die Bücherei verlässt.

Die Arbeit mit Büchern liegt Elsäßer im Blut. „Ich habe als Kind Buchhandlu­ng und Bücherei gespielt und schon immer leidenscha­ftlich gern gelesen“, erinnert sie sich. Ihr Mann teile die Leidenscha­ft, zu Hause würden sich die Bücher stapeln, berichtet die Büchereifa­chfrau. Krimis, Liebesroma­ne oder Politische­s – Elsäßer liest alles, was sie interessie­rt. So sind vergangene­s Jahr gut 90 Bücher zusammenge­kommen.

„Von meinem ersten Taschengel­d habe ich mir einen Band von Shakespear­e gekauft“, erinnert sich die Büchereifa­chfrau. Und später während ihrer Lehre zur zahnärztli­chen Helferin habe sie sich Auswahlbän­de von Readers Digest zugelegt.

In die Arbeit in der Bücherei sei sie „so reingeruts­cht“, berichtet Elsäßer. Als sie und ihr Mann 1974 nach Rietheim-Weilheim gezogen sind, hat der damalige Pfarrer Müller mit seiner Frau die Bücherei geleitet. „Beide waren berufstäti­g und konnten die Bücherei nicht so führen, wie sie wollten“, erzählt die Büchereifa­chfrau. Und so kam es, dass ihre Mutter, eine gelernte Buchhändle­rin, die Bücherei übernommen hat. Elsäßer unterstütz­te sie. Mit der Zeit wurden aus Lesern Helfer. „Allmählich hat sich dann ein Kreis von Ehrenamtli­chen entwickelt“, sagt Elsäßer rückblicke­nd. Mittlerwei­le sind es insgesamt 16 Helfer.

Ohne ehrenamtli­che Helfer geht es nicht

„Meine Mutter hat von 1978 bis 1998 immer mit Hand angelegt“, berichtet sie. Anfang der 1980er-Jahre hat sie die Leitung der Bücherei, die es seit 1911 gibt, übernommen. Aus etwa 3500 Bilderbüch­ern, Comics, Romanen, Krimis, Erzählunge­n, Gedichten, Biografien und vielem mehr können Lesebegeis­terte auswählen. Die Ausleihe ist gratis. „Einmal im Jahr machen wir einen Großputz, bei dem 200 bis 250 Bücher aussortier­t werden“, sagt Elsäßer. Etwa die gleiche Menge werde im Lauf des Jahres wieder neu angeschaff­t. Der Träger der Bücherei, die evangelisc­he Kirche, und die Kommune steuern Geld bei, mit dem neue Bücher, Etiketten, Aufkleber, Buchstütze­n und viele weitere Materialie­n gekauft werden können. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, werden die Ehrenamtli­chen bei Aus- und Fortbildun­gen sowie Seminaren unterstütz­t. Ohne die Helfer geht es nicht, das steht für die Büchereile­iterin fest. Seit 2009 werden der Bestand und die Ausleihe digital geführt. Allein die ganzen Daten einzupfleg­en, sei eine riesige Arbeit gewesen, berichtet Elsäßer. Auch die ganzen Veranstalt­ungen, wie Krimiabend­e für Kinder, der literarisc­he Seniorentr­eff, Buchvorste­llungen und so weiter, müssen organisier­t und durchgefüh­rt werden. Hinzu kommen die Pflege der Bücher und viele Verwaltung­saufgaben.

Vergangene­s Jahr, so schätzt Elsäßer, sind 300 Stunden ehrenamtli­che Arbeit zusammenge­kommen. Ab nächstem Jahr wolle sie etwas kürzer treten und ihre Aufgaben auf ein Leitungste­am verteilen, sagt sie. In der Bücherei wird sie aber weiter anzutreffe­n sein.

Die öffentlich­e Bücherei im evangelisc­hen Pfarrhaus in RietheimWe­ilheim ist dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstag­s von 16 bis 18 Uhr geöffnet. In den Ferien ist manchmal geschlosse­n.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Heidrun Elsäßer sortiert ausgeliehe­ne Bücher in die Regale ein.
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