Ihre Welt sind die Bücher
Heidrun Elsäßer engagiert sich seit 40 Jahren ehrenamtlich in der Bücherei Rietheim-Weilheim
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RIETHEIM-WEILHEIM - Die Bücherei in Rietheim-Weilheim ist für Lesebegeisterte ein beliebter Ort, für Heidrun Elsäßer ist sie wie ein zweites Zuhause. Seit 40 Jahren engagiert sie sich dort – anfangs zusammen mit ihrer Mutter, Anfang der 1980er-Jahre hat sie die Leitung übernommen.
Die Tür zur Bücherei im evangelischen Pfarrhaus geht auf, Erwachsene und Kinder mit Bücherstapeln kommen herein. Elsäßer begrüßt sie mit Namen, hält ein bisschen Smalltalk, berät eine Kundin und greift zielstrebig in ein Regal, um ein gewünschtes Buch herauszuholen. „Eine schöne Osterzeit“, ruft Elsäßer der Frau hinterher, die mit neuem Lesematerial die Bücherei verlässt.
Die Arbeit mit Büchern liegt Elsäßer im Blut. „Ich habe als Kind Buchhandlung und Bücherei gespielt und schon immer leidenschaftlich gern gelesen“, erinnert sie sich. Ihr Mann teile die Leidenschaft, zu Hause würden sich die Bücher stapeln, berichtet die Büchereifachfrau. Krimis, Liebesromane oder Politisches – Elsäßer liest alles, was sie interessiert. So sind vergangenes Jahr gut 90 Bücher zusammengekommen.
„Von meinem ersten Taschengeld habe ich mir einen Band von Shakespeare gekauft“, erinnert sich die Büchereifachfrau. Und später während ihrer Lehre zur zahnärztlichen Helferin habe sie sich Auswahlbände von Readers Digest zugelegt.
In die Arbeit in der Bücherei sei sie „so reingerutscht“, berichtet Elsäßer. Als sie und ihr Mann 1974 nach Rietheim-Weilheim gezogen sind, hat der damalige Pfarrer Müller mit seiner Frau die Bücherei geleitet. „Beide waren berufstätig und konnten die Bücherei nicht so führen, wie sie wollten“, erzählt die Büchereifachfrau. Und so kam es, dass ihre Mutter, eine gelernte Buchhändlerin, die Bücherei übernommen hat. Elsäßer unterstützte sie. Mit der Zeit wurden aus Lesern Helfer. „Allmählich hat sich dann ein Kreis von Ehrenamtlichen entwickelt“, sagt Elsäßer rückblickend. Mittlerweile sind es insgesamt 16 Helfer.
Ohne ehrenamtliche Helfer geht es nicht
„Meine Mutter hat von 1978 bis 1998 immer mit Hand angelegt“, berichtet sie. Anfang der 1980er-Jahre hat sie die Leitung der Bücherei, die es seit 1911 gibt, übernommen. Aus etwa 3500 Bilderbüchern, Comics, Romanen, Krimis, Erzählungen, Gedichten, Biografien und vielem mehr können Lesebegeisterte auswählen. Die Ausleihe ist gratis. „Einmal im Jahr machen wir einen Großputz, bei dem 200 bis 250 Bücher aussortiert werden“, sagt Elsäßer. Etwa die gleiche Menge werde im Lauf des Jahres wieder neu angeschafft. Der Träger der Bücherei, die evangelische Kirche, und die Kommune steuern Geld bei, mit dem neue Bücher, Etiketten, Aufkleber, Buchstützen und viele weitere Materialien gekauft werden können. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, werden die Ehrenamtlichen bei Aus- und Fortbildungen sowie Seminaren unterstützt. Ohne die Helfer geht es nicht, das steht für die Büchereileiterin fest. Seit 2009 werden der Bestand und die Ausleihe digital geführt. Allein die ganzen Daten einzupflegen, sei eine riesige Arbeit gewesen, berichtet Elsäßer. Auch die ganzen Veranstaltungen, wie Krimiabende für Kinder, der literarische Seniorentreff, Buchvorstellungen und so weiter, müssen organisiert und durchgeführt werden. Hinzu kommen die Pflege der Bücher und viele Verwaltungsaufgaben.
Vergangenes Jahr, so schätzt Elsäßer, sind 300 Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammengekommen. Ab nächstem Jahr wolle sie etwas kürzer treten und ihre Aufgaben auf ein Leitungsteam verteilen, sagt sie. In der Bücherei wird sie aber weiter anzutreffen sein.
Die öffentliche Bücherei im evangelischen Pfarrhaus in RietheimWeilheim ist dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. In den Ferien ist manchmal geschlossen.