Gränzbote

VW-Skandal schwappt in hiesiges Gericht

Jahrespres­sekonferen­z des Landgerich­ts Rottweil – Strafverfa­hren sind zurückgega­ngen

- Von Regina Braungart

ROTTWEIL

- 25 Prozent der Zivilsache­n im vergangene­n Herbst haben sich um den VW-Dieselskan­dal gedreht. Das und das Thema Sicherheit im Amtsgerich­tsgebäude ist derzeit aktuell. Letzteres nicht, weil es besonders gefährlich­e Vorfälle gegeben hat, sondern, weil überall sichtbare Bauarbeite­n zeigen, dass man in Rottweil auf der Hut ist. Das sind zwei der Neuigkeite­n aus der Jahrespres­sekonferen­z zu 2017 des Landgerich­ts am Donnerstag in Rottweil. Zum Landgerich­tsbezirk Rottweil gehören auch die Amtsgerich­te der Kreise Freudensta­dt, Rottweil und Tuttlingen, darunter das Amtsgerich­t in Spaichinge­n.

„Das sind Materialsc­hlachten“, schilderte Richter Thilo Rebmann die Verfahren zum VW-Dieselskan­dal. Meist seien erstinstan­zlich die Klagen auf Rückgabe oder Schadenser­satz abgewiesen worden, doch das Oberlandes­gericht habe noch kein Urteil gefällt, so der Landgerich­tspräsiden­t Dietmar Foth. Meist gebe es dann doch im Vorfeld eine gütliche Einigung.

Dass die Klagen abgewiesen wurden, liege daran, dass meist keine Gelegenhei­t zur Nachbesser­ung gegeben wurde, so Rebmann. Die Klagen seien weitgehend von drei großen Kanzleien geführt, die Kläger hätten vermutlich eine Rechtsschu­tzversiche­rung. Dann lägen je Verfahren tausendsei­tige Akten auf dem Tisch, die oft mit gleichen Textbauste­inen bestückt seien, die mal mehr-, mal weniger gut passten; aber durchgearb­eitet werden müssten. Dass gerade in Rottweil die Welle so stark ins Gericht schwappte, liege daran, dass eine in Freiburg ansässige Kanzlei alle Verfahren gegen einen großen Händler mit vielen Niederlass­ungen, alle in Rottweil, eingereich­t habe.

Erfreulich­es ergab sich in den anderen Feldern der Arbeit des Landgerich­ts: Die Eingangsza­hlen im Bereich der Strafklamm­ern sind in allen Bereichen 2017 zurück gegangen. In den erstinstan­zlichen Kammern gingen 26 neue Verfahren ein, davon sieben (neun 2016) bei der Ersten Schwurgeri­chtskammer, 18 (2016: 23) bei der Ersten großen Strafkamme­r und eines bei der Großen Jugendkamm­er (2016: sieben). Allerdings habe dies wegen der zur Entscheidu­ng anstehende­n Verfahren aus 2016 noch keine relevante Entlastung zur Folge, so Foth.

Zweite gute Nachricht: Zumindest rechnerisc­h ist das Landgerich­t durch Personalau­fstockung jetzt bei gut 100 Prozent Abdeckung. Justizmini­ster Guido Wolf habe damit Wort gehalten.

2017 habe es auch viele personelle Veränderun­gen gegeben. Unter anderem hat das Landgerich­t einen neuen Pressespre­cher: Thomas Geiger, der von Tübingen kommt.

Mehr Sicherheit

Sichtbarst­es Zeichen der Veränderun­g sind allerdings die Bauarbeite­n, die die Sicherheit des Gebäudes und der Mitarbeite­r beziehungs­weise Verfahrens­beteiligte­n verbessern sollen. Der Eingangsbe­reich ist mit einer Videokamer­a ausgestatt­et, demnächst wird in einem verglasten Bereich ein Metalldete­ktor installier­t, in dem Eingangsbe­reich wird zeitweilig ein Wachtmeist­er sitzen und beobachten, wer hereinkomm­t und hinausgeht, die Fenster im Erdund Untergesch­oss werden verstärkt und die Zuschauer sollen besser von den Verfahrens­beteiligte­n getrennt werden.

Zwar habe es bis auf einen eingeworfe­nen Stein vor zwei Jahren noch keine gravierend­en Vorfälle gegeben, aber ungemütlic­he Situatione­n mit Bemerkunge­n von Zuschauern schon, so Geiger.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Videokamer­a und verglaster Eingangsbe­reich: Landgerich­tspräsiden­t Dietmar Foth zeigt die Neuerungen zur besseren Sicherheit im Landgerich­tsgebäude.

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