„Du solltest Lehrerin werden“
Maria-Luise Eberle leitet seit mehr als einem Jahrzehnt die Gosheimer Lembergschule
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GOSHEIM - Maria-Luise Eberle leitet die Lembergschule in Gosheim seit gut zehn Jahren mit viel Herzblut. Obwohl es schwer ist, als Lehrer die eigenen Erfolge zu messen, freut sich die engagierte Schulleiterin schon über die ganz kleinen Erfolge. Wenn es ihr zusammen mit ihrem KollegenTeam gelingt, einen Schüler in die Regelschule zurückzuschulen oder einen Schulabgänger erfolgreich ins Berufsleben einzugliedern, ist sie glücklich. Denn ihre Lembergschule ist als Förderschule eine besondere Schule und trägt die Zusatzbezeichnung SBBZ. Das heißt Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum.
Maria-Luise Eberle selbst ist das beste Beispiel dafür, dass ein Hauptschulabschluss den Absolventen nicht von vornherein ins Abseits stellt. Sie selbst hat es mit Hauptschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg geschafft, Abitur zu machen, Sozialpädagogik zu studieren und Lehrerin zu werden. „Eigentlich wollte ich Chemie studieren; aber mein früherer Schulleiter meinte: ‘Du solltest Lehrerin werden‘“. Eberle stammt aus dem kleinen Dorf Unterhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Lichtenstein im Landkreis Reutlingen. Über verschiedene Zwischenstationen ist sie wieder auf der Schwäbischen Alb gelandet und glücklich darüber, weil sie die Landschaft und die Leute mag.
„Über 20 Jahre lang war ich in Schulen für Körperbehinderte tätig“, erzählt die Pädagogin, „zunächst in Villingen, dann vier Jahre als Entwicklungshelferin in Kamerun. Schließlich bin ich bei Mutpol Tuttlingen in ein neues Arbeitsfeld eingestiegen, weil mein Körper das jahrelange Heben - bei Körperbehinderten muss man viel Hebearbeit leisten – nicht mehr mitgemacht hat.“Volker Schmid, der frühere MutpolSchulleiter und Gründer der „Schule des Lebens“, habe ihr dort die Berufsschul-Abteilung ans Herz gelegt, wo sie mit dem Berufsprojekt „Führen eines Cafés“betraut wurde. „Das hat mir viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich gern zurück.
Als Winfried Fiebig zum Ende des Schuljahres 2006/2007 in den Ruhestand verabschiedet wurde, entschied sich die damals 51-Jährige für einen Wechsel an die Lembergschule und für die Nachfolge Fiebigs als Schulleiterin. „Das Schulhaus hatte es mir sofort angetan - der Blick in die Weite aus allen Fenstern gefiel mir“, schwärmt sie, „und Bürgermeister Bernd Haller hat mir alle nötige Unterstützung versprochen – und seine Versprechen auch bis heute gehalten. Zusammen mit meinem damaligen Kollegen Lothar Jauch habe ich das Netzwerk, das er bereits aufgebaut hatte, weiter ausgebaut. Es ging unserem ganzen Team nur darum, den uns anvertrauten Kindern eine Lebensperspektive zu geben in einem guten wirtschaftlichen sozialen Umfeld.“
Für jede und jeden ihrer derzeit 30 Schülerinnen und Schüler macht sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen einen ganz individuellen Plan. An ihrer Schule, wo es kein Konkurrenzdenken unter den Kindern gibt, geht es allein darum, den Kindern die Ängste zu nehmen, ihnen wieder Freude am Lernen zu vermitteln und und sie so zu stärken, dass sie ihren Weg finden können. „Bästle“(Zusammenbasteln) nennt die Schulleiterin in aller Bescheidenheit die maßgeschneiderten Konzepte, die sie für jeden Einzelnen mit großer Leidenschaft und Kreativität entwirft und dann verfolgt.
Wenn ein Kind leidet
Eberles größtes Problem ist es, wenn die Eltern, auf deren Mithilfe sie und ihr Team dringend angewiesen sind, nicht mitziehen. „Wenn ein Kind leidet wie ein Tier, weil es jahrelang in die falsche Schule gesteckt wurde, leide ich mit.“Väter und Mütter nähmen sogar bisweilen gravierende Eheprobleme in Kauf, um im Freundesund Bekanntenkreis nur nicht sagen zu müssen: „Unser Kind geht in die Lembergschule“.