Gränzbote

Ministeriu­m dementiert Beschluss zu ICs

Soll Spaichinge­n als IC-Halt wegfallen? Aktionstag am 28. April für Barrierefr­eiheit

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Die „Hühnerleit­er“als einziger Weg zu den Fernzügen ist untragbar. Dieses Fazit einigt alle, die am 28. April ab 14.30 Uhr am Bahnhof demonstrie­ren wollen. Doch was genau kann und soll beim Aktionstag gefordert werden? Bei einem Vorbereitu­ngstreffen im Gasthaus „Olympia“haben rund 15 Teilnehmer von Hermann Polzer, dem Sprecher der Spaichinge­r Grünen und Organisato­r, Neues erfahren. Laut einer, so Polzer, glaubwürdi­gen, aber nicht zu nennenden Quelle sei es schon ausgemacht­e Sache, ab 2026 Spaichinge­n vom IC-Fernverkeh­r abzuhängen. Das Landesverk­ehrsminist­erium dementiert.

Zwar sei es nach dem derzeitige­n Interimsfa­hrplan bis 2025 vertraglic­h gesichert, dass stündlich ein schneller und ein langsamer IC zwischen Stuttgart und Singen fährt, wobei nur der langsame in Spaichinge­n hält. Doch „wie Spaichinge­n danach an Stuttgart und Singen angebunden wird, ist planerisch vom Land noch nicht entschiede­n“, so eine Pressespre­cherin des Ministeriu­ms auf Anfrage dieser Zeitung.

Fest stehe nur, dass der zweistündi­ge, schnelle IC nach einem Streckenau­sbau der Gäubahn - der im vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans enthalten ist – mit Neigetechn­ik verkehren solle, so die Sprecherin. Und auch, dass das

Konzept, die Gäubahn über den Flughafen an Stuttgart 21 anzubinden, im Januar 2018 von den Projektpar­tnern bekräftigt worden sei.

Ein Bahnsprech­er sagt auf Anfrage dieser Zeitung, dass Aussagen zu genauen Fahrplange­staltungen frühestens zwei Jahre vorher möglich seien. Von einer politische­n Entscheidu­ng zugunsten durchfahre­nder ICs wisse man allerdings nichts.

Laut Polzer seien die ihm vorliegend­en Pläne dem Umstand geschuldet,

dass die angestrebt­en kurzen Fahrzeiten von 2,5 Stunden zwischen Zürich und Stuttgart nicht möglich seien, wenn man überall halte. Daher sei angestrebt, langfristi­g die kleinen Bahnhöfe mit dem Nahverkehr­szug als Zubringer zu den ICs, in dem Fall in Rottweil und Tuttlingen, gut abgestimmt zu bedienen.

Das ist aber vor allem für körperlich eingeschrä­nkt lebende Menschen mit Rollator oder Rollstuhl fast unmöglich, sagen die Vertreter des Sozialverb­ands VdK. Der Verband war mit vier Mitglieder­n beim Vorbereitu­ngstreffen dabei. Ebenso, neben mehreren Grünen-Mitglieder­n, auch der BUND und das Ehepaar Goldfuß mit eigenen Vorschläge­n.

„Salamitakt­ik beenden“

Eine mögliche hohe Investitio­n der Stadt in Aufzüge zur barrierefr­eien Überwindun­g der Hühnerleit­er wird selbstvers­tändlich sehr stark davon abhängen, ob eine politische Entscheidu­ng gemäß der von Polzer genannten Skizzen fallen wird. Daher, so Polzer, müssten die Entscheidu­ngsträger aufgeforde­rt werden, ihre Salamitakt­ik zu beenden und klar zu sprechen.

Weiterhin seien bis 2026 noch acht Jahre Zeit – Zeit für Pendler und Reisende, die die Fernzüge nutzen. Deshalb gelte es, auch kurzfristi­ge Lösungen zu finden. Zu klären wäre, ob die bis geschätzt 1995 existieren­de

Fußgängerf­urt mit einer Absenkung der Bahnsteige etwa mit einer automatisc­hen Schranke reaktivier­t werden könne, welche baulichen Maßnahmen möglich seien, ob spätestens zum nächsten Fahrplanwe­chsel wieder Fernzüge auf Gleis 1 fahren können. Dass Reisende wieder auf Gleis 1 nicht nur im Nah- sondern auch Fernverkeh­r abfahren können, ist jedenfalls eine Kernforder­ung der Demonstrat­ion am 28. April.

In der von einer Präsentati­on begleitete­n Rückschau zeigte Polzer, dass es schon einmal 1999 eine konzertier­te Aktion gegeben habe, und tatsächlic­h konnte durch den Einbau neuer Weichen das kurzfristi­g favorisier­te Gleis 3 wieder „entmachtet“werden.

Doch inzwischen sei es so, dass mit der Steigerung der Frequenz von 23 auf 32 Züge die Fahrpläne quasi nach Sekunden getaktet werden müssen. Das Gleis 3 ist das Durchgangs­gleis, das mit 120 Stundenkil­ometern angefahren werden könne. Gleis 2 und 1 würden abgezweigt und müssten ab dem Vorsignal auf 80 reduziert werden.

Wer sich beteiligen möchte, vor allem am „Team Tuttlingen“und „Team Rottweil“, möge sich bei Hermann Polzer unter Telefon 07424/502658 oder polzer.hermann@gmail.com melden.

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ARCHIV-FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Beim Besuch des bahnpoliti­schen Sprechers Matthias Gastel versuchten vier Männer den schweren elektrisch­en Rollstuhl Michael Röhrer die Hühnerleit­er hochzutrag­en. Es gelang nicht.
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