Gränzbote

Mehr Respekt für die Opfer

- Von Ludger Möllers ●» l.moellers@schwaebisc­he.de

S● chwerstver­letzte rangen noch mit dem Tod, Chirurgen kämpften in den Krankenhäu­sern in Münster bei zahlreiche­n Notoperati­onen um das Leben ihrer Patienten, Ermittler standen noch ganz am Anfang ihrer Suche nach den Motiven des Täters – doch AfD-Spitzenpol­itikerin Beatrix von Storch meldete sich bereits beim Online-Kurznachri­chtendiens­t Twitter zu Wort: ganz bewusst und ohne Kenntnis des Sachstande­s verbreitet­e sie Andeutunge­n, dass Flüchtling­e den Anschlag von Münster verübt hätten. Sogar im Angesicht des Todes instrument­alisiert die Populistin der ersten Stunde die Opfer für ihre Zwecke.

Dabei ist von Storch in schlechter Gesellscha­ft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, auch er bar jeder Ahnung über die Abläufe im von Ankara weit entfernten Münster, bezichtigt seinen französisc­hen Kollegen Emmanuel Macron, Terror wie angeblich in Münster zu unterstütz­en. Zudem verwies er auf kurdische Terroriste­n. Was beiden gemeinsam ist: Sie wollen einfach nur provoziere­n.

Man könnte einfach schweigen, aber der Respekt vor den vielen Opfern des Terrors und des Anschlags in Münster gebietet es, vor allem der AfD-Großsprech­erin von Storch zuzurufen: Halten Sie doch endlich und dauerhaft Ihren dummen Mund! Halten Sie sich an die Fakten! Überlegen Sie sich, ob Sie den Schmerz der Angehörige­n und der Verletzten noch verschlimm­ern wollen! Ihren Parteifreu­nden Alice Weidel und Alexander Gauland, die sich als seriöse Politiker im Bundestag etablieren wollen, sei gesagt: Die bewusste Provokatio­n ist durchschau­t, sie gehört auf den Schrottpla­tz ausgedient­er politische­r Instrument­e.

Der Respekt gebietet noch mehr: einen genauen und dauerhafte­n Blick auf die Arbeit des Staates für die Opfer. Hier hat NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet am Sonntag großzügige Hilfe angekündig­t. An diesen Worten wird er sich messen lassen müssen. Denn während auch noch der letzte dunkle Winkel im Kopf der Amokläufer oder Terroriste­n ausgeleuch­tet wird, geraten die Opfer doch oft in Vergessenh­eit.

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