Angst vor Anschlag beim Halbmarathon
Polizei nimmt sechs Islamisten fest – Hauptverdächtiger angeblich aus Amris Umfeld
BERLIN (AFP/dpa) - Wegen des Verdachts islamistischer Angriffspläne auf den Berliner Halbmarathon hat die Polizei am Sonntag sechs Verdächtige im Alter von 18 bis 21 Jahren festgenommen. Die Männer seien womöglich an der „Vorbereitung eines Verbrechens im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung beteiligt“, hieß es zunächst. Später teilte ein Polizeisprecher dann mit, es gebe keine konkreten Hinweise, dass der Halbmarathon das Ziel gewesen sei.
Medienberichten zufolge stammt der Hauptverdächtige aus dem Umfeld des islamistischen Weihnachtsmarktattentäters Anis Amri. Laut „Tagesspiegel“wurde er zwei Wochen lang dauerobserviert. Zuletzt habe es einen Hinweis eines ausländischen Geheimdienstes gegeben. Der „Welt“zufolge wollte er Amris Tod rächen. Am Halbmarathon nahmen am Sonntag gut 36 000 Sportler teil. Hunderttausende Zuschauer säumten die Strecke.
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BERLIN (dpa) - Sorge vor einem Terroranschlag während des Halbmarathons in der Hauptstadt: Die Polizei hat am Sonntag in Berlin sechs mutmaßliche Islamisten festgenommen und mehrere Wohnungen durchsucht. Vor dem Halbmarathon habe es „vereinzelte Hinweise darauf gegeben, dass die Festgenommenen im Alter von 18 bis 21 Jahren an der Vorbereitung eines Verbrechens im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung beteiligt gewesen sein könnten“, erklärte die Polizei.
Am Abend betonte die Polizei indes, man habe keine konkreten Hinweise, dass das Sportereignis Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte. „Für die Läufer und Teilnehmer und das Personal bestand zu keiner Zeit eine Gefahr“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei sei im Vorfeld des Halbmarathons „besonders aufmerksam gewesen“. Die Durchsuchungen hätten sich auf Personen bezogen, „die wir dem islamistisch-terroristischen Bereich zurechnen“. Die beschlagnahmten Beweismittel, darunter Handys und Computer, würden ausgewertet.
Auf Twitter teilte die Polizei mit, dass der Staatsschutz gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft Wohnungen und Fahrzeuge durchsucht habe. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, wollte auf Anfrage nicht bestätigen, dass es sich um einen geplanten Terroranschlag gehandelt haben könnte. Auch zu einer möglichen Verbindung der Verdächtigen zum Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri äußerte er sich nicht.
Die Zeitung „Die Welt“hatte zuvor berichtet, die Polizei habe einen Anschlag während des Halbmarathons vereitelt, zu dem am Sonntag nach Angaben der Organisatoren 36 000 Läufer und 250 000 Zuschauer in die Berliner Innenstadt gekommen waren. Der Hauptverdächtige soll dem Blatt zufolge geplant haben, mit Messern Zuschauer und Teilnehmer der Sportveranstaltung zu töten. Der Verdächtige soll zum privaten Umfeld des Terroristen Amri gehört haben, der den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt Ende 2016 verübt hatte.
Wohnung bereits 2016 durchsucht
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz. „Ob in Münster, Berlin oder anderswo – wir lassen uns unser friedliches Zusammenleben nicht nehmen“, schrieb Müller auf seiner FacebookSeite – auch mit Blick auf die Amokfahrt von Münster (siehe Seite 3).
Eine der jetzt durchsuchten Wohnungen im Westen der Stadt war der „Welt“zufolge auch nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt Ende 2016 durchsucht worden. Im Keller der Wohnung schlugen demnach speziell auf Sprengstoff trainierte Hunde an. Die Polizei twitterte am Abend, es sei kein Sprengstoff gefunden worden. Dazu zitierte die Zeitung einen „ranghohen Polizeiführer“, wonach eine konkrete Gefahr nicht bestanden habe, weil der Mann schon seit Längerem von den Sicherheitskräften beobachtet worden sei. Nach „Tagesspiegel“-Informationen war der Hauptverdächtige zuvor zwei Wochen dauerobserviert worden. Er sei den Behörden aus den Nachermittlungen zum Amri-Anschlag in Berlin bekannt gewesen, zitierte das Blatt aus Sicherheitskreisen. Zuletzt habe es offenbar einen Hinweis von einem ausländischen Geheimdienst gegeben, wonach der Mann einen Anschlag auf den Halbmarathon plane. Deshalb hätten die Sicherheitskräfte am Sonntag eingegriffen.
Der Halbmarathon ging nach Angaben der Veranstalter ohne außergewöhnliche Vorfälle an der Strecke zu Ende.