Gränzbote

Vertrauens­frage

- Von Brigitte Scholtes ●» wirtschaft@schwaebisc­he.de

Christian Sewing hat eine schwere Aufgabe vor sich. Der designiert­e DeutscheBa­nk-Chef muss das einst so stolze Geldhaus wieder auf Kurs bringen. Er muss zum einen das Vertrauen der Aktionäre zurückgewi­nnen. Das ist nicht nur wegen der drei Verlustjah­re in Folge, sondern auch wegen der mangelnden Aussicht auf Besserung zerstört worden. Er muss zum anderen versuchen, die Streiterei­en innerhalb der Bank beizulegen. Und er muss alle, also Mitarbeite­r, Kunden und Aktionäre, aber auch Aufsichtsr­atschef Paul Achleitner, überzeugen, dass die Deutsche Bank ihren Ehrgeiz, im Investment­banking zu den Großen dieser Welt zu gehören, zurückstel­len sollte.

Die Sparte wird wohl auch weiter zur Deutschen Bank gehören, denn ganz ohne das Kapitalmar­ktgeschäft kann sie ihr Geschäft, die Unternehme­n zu begleiten, nicht erfüllen. Doch den „Zocker-Teil“des Geschäfts, der ihr so viel Unheil eingebrach­t hat, den sollte sie eindampfen. Dazu gehört eine neue Demut, eine Ausrichtun­g auf den Kunden, die tatsächlic­h gelebt wird. Das ist eine große Herausford­erung.

Doch Sewings großer Vorteil ist, dass er die Deutsche Bank gut kennt. Er dürfte unter den Mitarbeite­rn mehr Unterstütz­ung finden als ein Chef von außen. Dennoch: Gerade die Investment­banker werden sich wehren, wenn sie ihre Pfründe verlieren. Wenn Sewing sich da durchsetzt, kann er die Deutsche Bank wieder groß machen. Seine Wahl ist eine gute Wahl – aber auch eine schwere Bürde für einen mit 47 Jahren relativ jungen Manager.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany