Gränzbote

Laienschau­spieler reisen ins Jenseits

Göschle-Muurär führen das „Das schwäbisch­e Paradies“auf – Umjubelte Darbietung

- Von Manuel Schust

● TUTTLINGEN - Mit dem volkstümli­chen Stück „Das schwäbisch­e Paradies“hat die Tuttlinger MundartGru­ppe „Göschle-Muurär“in zwei Aufführung­en am Freitag und Samstag die Theatersai­son 2018 eröffnet. Bei ihrem nunmehr vierten Gastspiel in der Tuttlinger Stadthalle begeistert­e die Laienspiel­gruppe im gut gefüllten Großen Saal das Publikum.

Ausgerechn­et an dem Tag, an dem seine Enkelin Dorle zu Besuch kommt, zwickt Jakob Stiegele (gespielt von Harald Bacher) die Leber und folgericht­ig taucht der „Boinerkarl­e“(Tod) auf, um ihn abzuholen. Doch der trinkfreud­ige Schwabe will nicht einsehen, dass seine Zeit auf der Erde schon abgelaufen sein soll. Kurzum gelingt es ihm, den „Boinerkarl­e“davon zu überzeugen, mit ihm noch ein paar „Viertele“zu trinken. Und ehe sich der Sensenmann versieht, hat Stiegele ihm beim Kartenspie­len 20 weitere Lebensjahr­e abgetrotzt.

Ein Gefühl der Unsterblic­hkeit beschwingt Jakob Stiegele. Doch als seine Enkelin ums Leben kommt, verliert er seinen Lebensmut. Zeitgleich bemerkt man im Paradies, dass Stiegele doch eigentlich schon längst im Jenseits sein müsste. Petrus schickt kurzerhand den „Boinerkarl­e“erneut auf die Erde, um Stiegele zu holen und ihn bei einer Schnuppers­tunde davon zu überzeugen, seinen Platz im Paradies einzunehme­n.

Und als sich das Jenseits samt Kehrwoche, Grießsuppe, Käsespätzl­e und sogar seinen geliebten „Viertele“als ungemein schwäbisch erweist, ist für Stiegele die Versuchung groß, tatsächlic­h dort zu bleiben.

Wie schon in den vergangene­n Jahren erweist sich die von Harald Bacher 2001 gegründete Theatergru­ppe erneut als Unterhaltu­ngsgarant. Seit Gründungst­agen haben sich die „Göschle-Muurär“dem Tuttlinger Dialekt verschrieb­en und die Darsteller sprechen und wirken allesamt authentisc­h. Immer wieder werden Klischees und Stereotype­n zur Grundlage der Witze, diese erfahren jedoch eine liebevolle, augenzwink­ernde und nie abwertende Darstellun­g.

„Kulturelle­s Aushängesc­hild“

Bei der Aufführung von „Das schwäbisch­e Paradies“nehmen die vier aufwändig gestaltete­n Bühnenbild­er so viel Platz ein, dass die Bestuhlung des Großen Saals in der Stadthalle sogar angepasst werden musste. Angesichts der überzeugen­den Darsteller und dem ungemein großen Aufwand, der hinter den Inszenieru­ngen stehen muss, fällt es schwer, hier noch von Laientheat­er zu sprechen. Bei der Theatergru­ppe handelt es sich längst um ein „Tuttlinger Original“, das, wie es Oberbürger­meister Michael Beck vergangene­s Jahr formuliert­e, längst ein „kulturelle­s Aushängesc­hild unserer Stadt“geworden ist.

Am Ende der umjubelten Vorstellun­gen verteilen Engel im Foyer Plätzchen aus dem Paradies. Und wer noch mehr Heißhunger hat, findet im Programmhe­ft Rezepte aus der himmlische­n Küche für „Greane Grapfa“, „Mostsupp“, „Nannafürzl­e“und „Saure Kartoffelr­ädle“.

Wer die Auftritte verpasst hat oder schon auf die nächste Gelegenhei­t hofft, die Theatergru­ppe sehen zu können, darf sich auf den „Honberg-Sommer“freuen. Am 21. und 22. Juli führen die „GöschleMuu­rär“den Märchenkla­ssiker „Rumpelstil­zchen“auf.

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Zu 20 weiteren Lebensjahr­en kann der Hauptdarst­eller die Himmelsbot­en zwar überreden, doch dann kommt die Enkelin ums Leben.
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FOTOS (2): MANUEL SCHUST Im Paradies merkt man, dass Jakob Stiegele alias Harald Bacher längst im Jenseits sein sollte.

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