Freiburg hat den Blues
0:2 gegen Wolfsburg nach Doppelschlag von Didavi erhöht die Sorgen im Breisgau
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FREIBURG - Als das Spiel verloren war, ging für Christian Streich der Kampf weiter. Mit 0:2 hatte der SC Freiburg trotz mehr Spielanteilen dem VfL Wolfsburg die Punkte überlassen, mangelnde Torgefährlichkeit war der Grund, da grübelte der SCTrainer nach der Partie an einer Lösung für die entscheidenden Wochen der Saison. „Die Mannschaft hat in vielen Spielen Rückstände wettgemacht“, sagte Streich. „Aber das hat Substanz gekostet. Wenn dann von den langzeitverletzten Spielern keiner zurückkommt, kommst du an Grenzen. Wir müssen schauen, die Grenze so weit verschieben zu können, dass wir die Liga erhalten. Dann hätten wir die bisher schwierigste Saison gemeistert, seit wir zusammenarbeiten.“
Die Grenze verschieben – ein Kraftakt, und nach sechs sieglosen Spielen in Folge fehlt Freiburg der Rückenwind. „Bisher hatten wir ein relativ großes Polster. Nun wird die Situation auch für uns wesentlich schwieriger“, weiß Mittelfeldspieler Janik Haberer vor den Duellen mit den Kellerkindern Mainz, Hamburg und Köln. „Wir müssen das 0:2 schnell aus den Köpfen bekommen“, forderte Defensivmann Robin Koch. Mittelfeldspieler Vincent Sierro klagte: „Der letzte Pass hat gefehlt.“
Ohne letzten Pass konnte sich Stürmer Nils Petersen kaum in Szene setzen. Freiburgs Kapitän schien zudem die Diskussion um die Annullierung seiner gelb-roten Karte aus dem Schalke-Spiel zu belasten. „Es gibt bessere Spielvorbereitungen, doch das soll keine Ausrede sein“, sagte Petersen, der Mitte der Woche wegen der Anhörung das Training verpasste. Erstmals in dieser Saison vergab der 29-Jährige einen Elfmeter. Fünf hatte er bisher verwandelt, beim sechsten – nach einem Handspiel von Wolfsburgs Robin Knoche – scheiterte Petersen in der Nachspielzeit an VfL-Torhüter Koen Casteels. „Der Elfmeter passt zum Auftritt von heute. Wir hatten den Sieg nicht verdient“, meinte Petersen. „Wolfsburg war abgeklärt und hat zur richtigen Zeit die Tore gemacht.“
Verantwortlich für Wolfsburgs Wohlgefühl war Doppeltorschütze Daniel Didavi. Es lag an der Hartnäckigkeit von Trainer Bruno Labbadia, dass der Offensivakteur überhaupt zur Reisegruppe des VfL gehörte. Nach Problemen an den Adduktoren Freiburgs Stürmer Nils Petersen
hatte der Ex-Stuttgarter das Abschlusstraining nicht mitmachen können. „Ich gebe einen Spieler erst auf, wenn er sagt, dass er hundertprozentig nicht kann“, sagte Labbadia. „Wenn es beim Aufwärmen oder nach zehn Minuten im Spiel nicht mehr gegangen wäre, hätte ich das auf meine Kappe genommen.“92 Sekunden nach dem Anpfiff war von Didavi aber kein Schmerzens-, sondern ein Torschrei zu hören. Sein satter Linksschuss aus 20 Metern brachte das 0:1 (2.), seine Direktabnahme nach starker Vorarbeit von Divock Origi kurz vor Schluss das 0:2 (83.). „Am Freitag sah es nicht so aus, als ob ich hätte spielen können. Dann ging es doch. Man muss Schmerzen auch mal ertragen“, meinte Didavi, dem aufgefallen war: „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der nicht vor Selbstvertrauen strotzt.“
Freiburg hat den Blues. „Die Enttäuschung ist groß“, sagte Außenbahnspieler Christian Günter. Nur Tore bringen den Mut zurück. Streich erinnert seine Spieler an ihre Qualitäten: „Eine Zeitlang waren auch Standardsituationen unsere Stärke.“Auch für den gebürtigen Wangener Haberer ist klar: „Wir müssen nach Standards wieder gefährlicher werden.“Wenn das hilft, die Grenze zu verschieben, soll's Streich recht sein.
„Der Elfmeter passt zum Auftritt von heute. Wir hatten den Sieg nicht verdient.“