Gränzbote

Freiburg hat den Blues

0:2 gegen Wolfsburg nach Doppelschl­ag von Didavi erhöht die Sorgen im Breisgau

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Als das Spiel verloren war, ging für Christian Streich der Kampf weiter. Mit 0:2 hatte der SC Freiburg trotz mehr Spielantei­len dem VfL Wolfsburg die Punkte überlassen, mangelnde Torgefährl­ichkeit war der Grund, da grübelte der SCTrainer nach der Partie an einer Lösung für die entscheide­nden Wochen der Saison. „Die Mannschaft hat in vielen Spielen Rückstände wettgemach­t“, sagte Streich. „Aber das hat Substanz gekostet. Wenn dann von den langzeitve­rletzten Spielern keiner zurückkomm­t, kommst du an Grenzen. Wir müssen schauen, die Grenze so weit verschiebe­n zu können, dass wir die Liga erhalten. Dann hätten wir die bisher schwierigs­te Saison gemeistert, seit wir zusammenar­beiten.“

Die Grenze verschiebe­n – ein Kraftakt, und nach sechs sieglosen Spielen in Folge fehlt Freiburg der Rückenwind. „Bisher hatten wir ein relativ großes Polster. Nun wird die Situation auch für uns wesentlich schwierige­r“, weiß Mittelfeld­spieler Janik Haberer vor den Duellen mit den Kellerkind­ern Mainz, Hamburg und Köln. „Wir müssen das 0:2 schnell aus den Köpfen bekommen“, forderte Defensivma­nn Robin Koch. Mittelfeld­spieler Vincent Sierro klagte: „Der letzte Pass hat gefehlt.“

Ohne letzten Pass konnte sich Stürmer Nils Petersen kaum in Szene setzen. Freiburgs Kapitän schien zudem die Diskussion um die Annullieru­ng seiner gelb-roten Karte aus dem Schalke-Spiel zu belasten. „Es gibt bessere Spielvorbe­reitungen, doch das soll keine Ausrede sein“, sagte Petersen, der Mitte der Woche wegen der Anhörung das Training verpasste. Erstmals in dieser Saison vergab der 29-Jährige einen Elfmeter. Fünf hatte er bisher verwandelt, beim sechsten – nach einem Handspiel von Wolfsburgs Robin Knoche – scheiterte Petersen in der Nachspielz­eit an VfL-Torhüter Koen Casteels. „Der Elfmeter passt zum Auftritt von heute. Wir hatten den Sieg nicht verdient“, meinte Petersen. „Wolfsburg war abgeklärt und hat zur richtigen Zeit die Tore gemacht.“

Verantwort­lich für Wolfsburgs Wohlgefühl war Doppeltors­chütze Daniel Didavi. Es lag an der Hartnäckig­keit von Trainer Bruno Labbadia, dass der Offensivak­teur überhaupt zur Reisegrupp­e des VfL gehörte. Nach Problemen an den Adduktoren Freiburgs Stürmer Nils Petersen

hatte der Ex-Stuttgarte­r das Abschlusst­raining nicht mitmachen können. „Ich gebe einen Spieler erst auf, wenn er sagt, dass er hundertpro­zentig nicht kann“, sagte Labbadia. „Wenn es beim Aufwärmen oder nach zehn Minuten im Spiel nicht mehr gegangen wäre, hätte ich das auf meine Kappe genommen.“92 Sekunden nach dem Anpfiff war von Didavi aber kein Schmerzens-, sondern ein Torschrei zu hören. Sein satter Linksschus­s aus 20 Metern brachte das 0:1 (2.), seine Direktabna­hme nach starker Vorarbeit von Divock Origi kurz vor Schluss das 0:2 (83.). „Am Freitag sah es nicht so aus, als ob ich hätte spielen können. Dann ging es doch. Man muss Schmerzen auch mal ertragen“, meinte Didavi, dem aufgefalle­n war: „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der nicht vor Selbstvert­rauen strotzt.“

Freiburg hat den Blues. „Die Enttäuschu­ng ist groß“, sagte Außenbahns­pieler Christian Günter. Nur Tore bringen den Mut zurück. Streich erinnert seine Spieler an ihre Qualitäten: „Eine Zeitlang waren auch Standardsi­tuationen unsere Stärke.“Auch für den gebürtigen Wangener Haberer ist klar: „Wir müssen nach Standards wieder gefährlich­er werden.“Wenn das hilft, die Grenze zu verschiebe­n, soll's Streich recht sein.

„Der Elfmeter passt zum Auftritt von heute. Wir hatten den Sieg nicht verdient.“

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FOTO: IMAGO Ein gebrauchte­r Tag für den SC Freiburg und Nils Petersen.

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