Gränzbote

Suche nach Schlägern auf Hochtouren

Das 58-jährige Opfer ist wieder aus dem Krankenhau­s entlassen worden.

- Von Ingeborg Wagner

● TUTTLINGEN - Platzwunde­n an Lippe und Hinterkopf sowie Blessuren am ganzen Körper: Ziemlich massiv verletzt worden ist laut Polizei ein 58-jähriger Mann, der am Freitagabe­nd nach Verlassen des Hallenbads Tuwass in Tuttlingen von vier Jugendlich­en zusammenge­schlagen wurde (wir berichtete­n). Polizei und Staatsanwa­ltschaft ermitteln wegen gefährlich­er Körperverl­etzung. Zur Identifizi­erung der vier Schläger sucht die Polizei weitere Zeugen.

An einen ähnlichen Vorfall kann sich Bäderleite­r Hans Stechhamme­r in seiner 16-jährigen Tätigkeit in Tuttlingen nicht erinnern. „Ich hoffe, dass das ordentlich aufgeklärt wird“, sagt er. Im Bad selbst sei der Streit des Mannes mit den Jugendlich­en eher unauffälli­g vor sich gegangen, meint er. Der 58-Jährige habe sich durch die ballspiele­nden Jugendlich­en im Thermalber­eich gestört gefühlt und das auch so geäußert. Die Polizei spricht im Presseberi­cht von einer „verbalen Auseinande­rsetzung“. Laut Stechhamme­r habe die Badeaufsic­ht die Jugendlich­en ermahnt, das sein zu lassen, worauf es keine weiteren Auffälligk­eiten gegeben habe.

Doch offensicht­lich haben die vier den Mann nach Verlassen des Bades kurz vor 22 Uhr abgepasst, im Bereich der Radständer zusammenge­schlagen und durch Tritte und Schläge am ganzen Körper verletzt. Erst als sich ein Auto näherte, hätten die Jugendlich­en von dem Mann abgelassen, so Polizeispr­echer Dieter Popp.

Das Opfer habe alleine aufstehen können und sich an die Mitarbeite­r des Kassenbere­ichs gewandt, die Erste Hilfe leisteten und dann einen Krankenwag­en riefen. Keiner seiner Mitarbeite­r habe die Auseinande­rsetzung in einem nicht einsehbare­n Bereich neben dem Eingang mitbekomme­n, sagt Stechhamme­r.

Per Video überwacht werden Kassenbere­ich und Schließfäc­her des Tuwass – mehr nicht. Auf einem dieser Videos seien vier junge Leute zu sehen, die kurz nach dem Mann das Bad verlassen haben. Ob es sich dabei um die Täter handelt, darauf möchte der Bäderleite­r keine Rückschlüs­se ziehen – das überlässt er der Polizei.

In Tuttlingen nicht üblich

„Das ist generell nicht die Reaktion, die zu erwarten ist“, sagt Bettina Rommelfang­er, Leiterin des Bereichs Prävention im Polizeiprä­sidium Tuttlingen, zu den Folgen der verbalen Auseinande­rsetzung im Freizeitba­d. Aus ihrer Sicht könne man es dem 58-jährigen Mann nicht verdenken, dass er in dieser Situation auf ein ungebührli­ches Verhalten hingewiese­n habe. Damit, dass sich vier Halbstarke gegen einen Einzelnen solidarisi­eren, könne man nicht rechnen. Rommelfang­er: „Das ist in Tuttlingen nicht üblich. Ich halte das für eine Ausnahmesi­tuation.“Das sei besonders tragisch für jemanden, der Zivilcoura­ge zeige.

Das Kriminalko­mmissariat Tuttlingen hat die Sachbearbe­itung des Falls übernommen, die Staatsanwa­ltschaft Rottweil ist eingebunde­n. Die Ermittlung­en wegen gefährlich­er Körperverl­etzung laufen. Der 58-jährige Geschädigt­e hat am Montag bei der Polizei ausgesagt. „Es sieht nicht so aus, dass er bleibende Schäden hat“, so Popp. Am Samstag wurde der Mann aus dem Krankenhau­s entlassen.

Die Fahndung nach den vier Jugendlich­en läuft auf Hochtouren. Auf den Zeugenaufr­uf am Montag in der Tageszeitu­ng hat der Polizeispr­echer viel Resonanz bekommen, wie er sagt. Auch Passanten und Autofahrer, die im Bereich des Tuwass geparkt haben, hätten sich gemeldet. Ebenso würden die Bilder der VideoKamer­a am Bad ausgewerte­t.

Polizeiprä­senz erhöhen

Im Bereich Donauspitz und Umläufle, wo sich das Tuwass befindet, hat es am Samstagmor­gen zudem einen Fall von Exhibition­ismus gegeben. Zwei junge Frauen beobachtet­en einen Jugendlich­en auf dem Parkplatz Donauspitz an einem Auto, der sich seltsam verhalten habe. Als sie sich näherten, sahen sie, dass er onanierte. Auch aufgrund solcher und weiterer Vorfälle erarbeitet das Polizeirev­ier Tuttlingen momentan in enger Abstimmung mit der Stadt Tuttlingen ein Konzept, um die Polizeiprä­senz in der Innenstadt und am Donauspitz weiter zu erhöhen. Details will die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.

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FOTO: DOROTHEA HECHT
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FOTO: DOROTHEA HECHT Im Bereich der Fahrradstä­nder passten die Jugendlich­en den 58-jährigen Mann ab.

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