Gränzbote

Integratio­nsmanager beginnen ihre Arbeit

Oberbürger­meister Michael Beck übt scharfe Kritik an mangelhaft­er Unterstütz­ung vom Land

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Fünf sogenannte Integratio­nsmanager haben ihre Arbeit in Tuttlingen aufgenomme­n. Oberbürger­meister Beck hat bei der Vorstellun­g der neuen Mitarbeite­r aber vor allem Kritik geübt: Und zwar am Land Baden-Württember­g.

Seit Anfang des Monats ist das Team komplett: Die fünf neuen Integratio­nsmanager Claudia Kreller, Dagmar Wolf, Carmen Neff, Lisa Heni, Felix Haller mit dem Integratio­nsbeauftra­gten der Stadt Ralf Scharbach haben ihre Arbeit bei der Stadt aufgenomme­n. Sie sollen in Zukunft mit den geflüchtet­en Menschen in Kontakt treten und feststelle­n, was diese noch für eine gelungene Integratio­n benötigen. Dazu gehören beispielsw­eise der Abbau der Sprachbarr­iere durch Sprachkurs­e, Unterstütz­ung bei der Ausbildung­splatzund Arbeitssuc­he oder die Förderung von gesellscha­ftlicher Teilhabe. Dabei sollen sich die Integratio­nsmanager jeden einzelnen Fall ansehen und eine für die jeweilige Situation passende Strategie zusammenst­ricken. Dazu soll zum Beispiel auch gehören, den Kontakt zu spezifisch­en Beratungss­tellen zu vermitteln – etwa bei Fragen rund um das Asylverfah­ren. In einem ersten Schritt geht es für die Sozialarbe­iter nun aber zunächst darum, erst einmal Kontakt mit Betroffene­n und Ehrenamtli­chen zu knüpfen. Dazu haben die Manager bereits ein Anschreibe­n verschickt und sich in den Unterbring­ungen vorgestell­t.

Hintergrun­d ist der sogenannte Integratio­nspakt des Landes BadenWürtt­emberg. Vom Sozialmini­sterium fließen in einen Zeitraum von zwei Jahren zweimal 58 Millionen Euro in die Kommunen. Damit soll die Arbeit der Integratio­nsmanager finanziert werden. Der Anteil, der davon nach Tuttlingen fließt, entspricht dem Geld drei Vollzeitst­ellen. Die werden jetzt unter fünf Sozialarbe­itern aufgeteilt.

Schlechter Betreuungs­schlüssel

Das Problem: In Tuttlingen ist das Fünferteam für insgesamt 700 Menschen zuständig, die als Geflüchtet­e Menschen registrier­t sind. Hinzu kommt: Die Kosten für die anfallende­n Verwaltung­saufgaben muss die Stadt selbst tragen. „Natürlich reicht das nicht“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck. Unter anderem kritisiert­e er die mit den Zuschüssen verbundene­n Dokumentat­ionspflich­ten. Auch die Begrenzung der Förderung auf zwei Jahre beanstande­te Beck: „Die Aufgaben bleiben, auch wenn das Geld dann weg ist“.

Zuschüsse zu knapp berechnet

Grund für die zu knapp berechnete­n Stellen sei das Berechnung­ssystem. Das Land zog dabei die Flüchtling­szahlen im Zuständigk­eitsbereic­h Tuttlingen­s zwischen Januar 2016 und Februar 2017 heran: Damals waren es lediglich 250. Daraus ergaben sich dann nur die jetzt finanziert­en drei Vollzeitst­ellen. Im Fernsehen müsse man Interviews mit Politikern ertragen, die Vorschläge fernab der Realität machten, kommentier­te Beck. Auch die großen Verbände, wie etwa DITIP, sieht Beck stärker in der Pflicht. „Ich möchte, dass sich die Verbände sich über ihre Verantwort­ung bewusst werden und nicht alles an der Stadt lassen“.

Ein Fokus wird bei der Arbeit der Integratio­nsmanager auch auf der Anschlussu­nterbringu­ng Moltkestra­ße liegen. Hier war es in der Vergangenh­eit immer wieder zu Zwischenfä­llen mit Gewalt und Drogen gekommen. In einem ersten Schritt habe die Stadt damit begonnen, die Zahl der Bewohner zu reduzieren. Von ehemals 47 Bewohnern würden nun noch 30 Menschen in dem Gebäude leben. In den kommenden zwei Wochen sollen dort Renovierun­gsarbeiten, unter anderem die Bekämpfung von Wanzen und der Austausch der Teppiche, durchgefüh­rt werden. „Wir gehen davon aus, dass wir dort dann vernünftig weiterarbe­iten können“, so Beck.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Die neuen Integratio­nsmanager (von links) Claudia Kreller, Dagmar Wolf, Carmen Neff, Lisa Heni, Felix Haller mit dem Integratio­nsbeauftra­gten der Stadt, Ralf Scharbach (Mitte).

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