Integrationsmanager beginnen ihre Arbeit
Oberbürgermeister Michael Beck übt scharfe Kritik an mangelhafter Unterstützung vom Land
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TUTTLINGEN - Fünf sogenannte Integrationsmanager haben ihre Arbeit in Tuttlingen aufgenommen. Oberbürgermeister Beck hat bei der Vorstellung der neuen Mitarbeiter aber vor allem Kritik geübt: Und zwar am Land Baden-Württemberg.
Seit Anfang des Monats ist das Team komplett: Die fünf neuen Integrationsmanager Claudia Kreller, Dagmar Wolf, Carmen Neff, Lisa Heni, Felix Haller mit dem Integrationsbeauftragten der Stadt Ralf Scharbach haben ihre Arbeit bei der Stadt aufgenommen. Sie sollen in Zukunft mit den geflüchteten Menschen in Kontakt treten und feststellen, was diese noch für eine gelungene Integration benötigen. Dazu gehören beispielsweise der Abbau der Sprachbarriere durch Sprachkurse, Unterstützung bei der Ausbildungsplatzund Arbeitssuche oder die Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe. Dabei sollen sich die Integrationsmanager jeden einzelnen Fall ansehen und eine für die jeweilige Situation passende Strategie zusammenstricken. Dazu soll zum Beispiel auch gehören, den Kontakt zu spezifischen Beratungsstellen zu vermitteln – etwa bei Fragen rund um das Asylverfahren. In einem ersten Schritt geht es für die Sozialarbeiter nun aber zunächst darum, erst einmal Kontakt mit Betroffenen und Ehrenamtlichen zu knüpfen. Dazu haben die Manager bereits ein Anschreiben verschickt und sich in den Unterbringungen vorgestellt.
Hintergrund ist der sogenannte Integrationspakt des Landes BadenWürttemberg. Vom Sozialministerium fließen in einen Zeitraum von zwei Jahren zweimal 58 Millionen Euro in die Kommunen. Damit soll die Arbeit der Integrationsmanager finanziert werden. Der Anteil, der davon nach Tuttlingen fließt, entspricht dem Geld drei Vollzeitstellen. Die werden jetzt unter fünf Sozialarbeitern aufgeteilt.
Schlechter Betreuungsschlüssel
Das Problem: In Tuttlingen ist das Fünferteam für insgesamt 700 Menschen zuständig, die als Geflüchtete Menschen registriert sind. Hinzu kommt: Die Kosten für die anfallenden Verwaltungsaufgaben muss die Stadt selbst tragen. „Natürlich reicht das nicht“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck. Unter anderem kritisierte er die mit den Zuschüssen verbundenen Dokumentationspflichten. Auch die Begrenzung der Förderung auf zwei Jahre beanstandete Beck: „Die Aufgaben bleiben, auch wenn das Geld dann weg ist“.
Zuschüsse zu knapp berechnet
Grund für die zu knapp berechneten Stellen sei das Berechnungssystem. Das Land zog dabei die Flüchtlingszahlen im Zuständigkeitsbereich Tuttlingens zwischen Januar 2016 und Februar 2017 heran: Damals waren es lediglich 250. Daraus ergaben sich dann nur die jetzt finanzierten drei Vollzeitstellen. Im Fernsehen müsse man Interviews mit Politikern ertragen, die Vorschläge fernab der Realität machten, kommentierte Beck. Auch die großen Verbände, wie etwa DITIP, sieht Beck stärker in der Pflicht. „Ich möchte, dass sich die Verbände sich über ihre Verantwortung bewusst werden und nicht alles an der Stadt lassen“.
Ein Fokus wird bei der Arbeit der Integrationsmanager auch auf der Anschlussunterbringung Moltkestraße liegen. Hier war es in der Vergangenheit immer wieder zu Zwischenfällen mit Gewalt und Drogen gekommen. In einem ersten Schritt habe die Stadt damit begonnen, die Zahl der Bewohner zu reduzieren. Von ehemals 47 Bewohnern würden nun noch 30 Menschen in dem Gebäude leben. In den kommenden zwei Wochen sollen dort Renovierungsarbeiten, unter anderem die Bekämpfung von Wanzen und der Austausch der Teppiche, durchgeführt werden. „Wir gehen davon aus, dass wir dort dann vernünftig weiterarbeiten können“, so Beck.