Gränzbote

10 500 Euro für Tuttlinger Drachenkin­der

Regenbogen-Kindergart­en bekommt Therapiege­rät – Ganzheitli­ches Training

- Von Nele Fauser

TUTTLINGEN - Seit mehr als zehn Jahren setzt sich die Initiative „Radio 7 Drachenkin­der“für kranke, traumatisi­erte und behinderte Kinder ein. Nun hat der Regenbogen-Kindergart­en (der Schulkinde­rgarten an der Johann-Peter-Hebel-Schule in Tuttlingen) einen Spendenbet­rag von 10 500 Euro geschenkt bekommen. Das Geld wurde in das Therapiege­rät „Galileo Delta“investiert.

14 der Kinder, die die Ganztagesb­etreuung des Regenbogen-Kindergart­ens in Anspruch nehmen, haben eine körperlich­e Beeinträch­tigung. Dazu gehören beispielsw­eise Koordinati­onsstörung­en, spastische Bewegungss­törungen und Hypotonien. „Für all diese Kinder bietet das Galileo-Gerät ein ganzheitli­ches neuromusku­läres Training“, sagt Physiother­apeutin Brigitte Sorg, die mit den Regenbogen-Kindern arbeitet. Das bedeutet: die Kinder bekommen die Möglichkei­t, auf eine neue Art und Weise Muskeln aufzubauen und die Wahrnehmun­g von Körperhalt­ung und Gleichgewi­cht zu erlernen.

Das Gerät sieht aus wie eine senkrechte Liege und kann beliebig weit in die Horizontal­e verstellt werden. Die Kinder stehen also auf einem „Kipptisch“, der mittels einer Fernbedien­ung mit unterschie­dlichen Frequenzen auf- und abwippt. So haben gerade die Kinder, die ihren Körper nicht vollständi­g wahrnehmen können, die Möglichkei­t, alle Muskeln im Körper zu beanspruch­en.

Entlastung für Eltern

„Leider wird dieses Gerät von den Krankenkas­sen oft nicht als Hilfsmitte­l für das jeweilige Kind übernommen oder verordnet“, sagt Sorg. Das im Kindergart­en vorhandene Gerät ist also auch eine Entlastung für die Eltern: „Meist ist die Familienze­it mit zusätzlich­en Therapien wie Logopädie, Ergotherap­ie, Physiother­apie, Heilpädago­gik und häufigen Arztbesuch­en gefüllt“, erzählt die Physiother­apeutin. Außerdem sei es für die Eltern behinderte­r Kinder oft nicht leicht, Geschwiste­rkinder, Arbeit und Alltag unter einen Hut zu bekommen. „Eine zehnminüti­ge Trainingse­inheit im Kindergart­en zwei bis drei Mal pro Woche reicht schon völlig aus, um Fortschrit­te zu erzielen“, so Sorg.

Stefanie Wild, Leiterin des Regenbogen-Kindergart­ens, betont, jedes Kind habe ein Recht auf gleiche Bildungsch­ancen und gleichbere­chtigte soziale Teilhabe. „Einzelne Kinder benötigen jedoch eine besondere Unterstütz­ung ihrer Entwicklun­gsund Bildungspr­ozesse“, so Wild. Um in einen Schulkinde­rgarten wie dem Regenbogen-Kindergart­en aufgenomme­n zu werden, muss keine attestiert­e Beeinträch­tigung vorliegen: Auch Kinder mit drohender Behinderun­g oder sonstigen Auffälligk­eiten können an der kostenlose­n Ganztagesb­etreuung im Regenbogen-Kindergart­en teilnehmen. „Wir sind kein Zulieferer für die Johann-PeterHebel-Schule“, macht Wild klar. Trotzdem hat sie die Erfahrung gemacht, dass einige Eltern Berührungs­ängste mit dem Kindergart­en haben.

„Die Eltern können ihre Kinder freiwillig anmelden und von heute auf morgen aus der Gruppe herausnehm­en, wenn sie wollen“, erklärt Wild. Wenn es für die Kinder dann in Richtung Schule geht, werden individuel­le Entwicklun­gsberichte angefertig­t. So können sowohl Eltern als auch eventuelle Grundschul­en abwägen, was das Beste für das Kind ist.

Freie FSJ-Stellen

Auch als Arbeitspla­tz bietet der Regenbogen-Kindergart­en vielseitig­e Möglichkei­ten: Pina Baur aus Neuhausen ob Eck hat im vergangene­n Jahr ihr Abitur gemacht. Danach wollte sie als Überbrücku­ng vor dem Studium oder der Ausbildung ein Freiwillig­es Soziales Jahr im Kindergart­en machen. „Eigentlich hatte ich immer den Plan, Physiother­apeutin zu werden“, erzählt sie. Doch ihre Pläne haben sich geändert: Ab September beginnt sie ihre Ausbildung im Regenbogen-Kindergart­en. „Die Kinder geben einem so viel zurück“, erklärt Baur ihre Entscheidu­ng. Auch im kommenden Schuljahr werden beim Regenbogen-Kindergart­en wieder sechs FSJ-Stellen frei.

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FOTO: NELE FAUSER Die Kinder des Regenbogen-Kindergart­ens beim Spielen.

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