Als Privatier kann sich den „Schaffer“keiner vorstellen
Amtszeit des IHK-Präsidenten Dieter Teufel endet am Mittwoch – Eine Frau als Nachfolgerin?
● TUTTLINGEN - Die IHK-Vollversammlung Region SchwarzwaldBaar-Heuberg wählt am morgigen Mittwoch einen neuen Präsidenten. Bislang gibt es mit Birgit HakenjosBoyd eine Kandidatin. Die Geschäftsführerin des Werkzeugherstellers Hakenjos aus VillingenSchwenningen könnte die erste Frau an der Spitze der Handelskammer werden. Damit endet die Amtszeit des bisherigen IHK-Präsidenten Dieter Teufel. Der 65-jährige Tuttlinger hatte das Amt 20 Jahre lang inne.
Als Dieter Teufel Ende der 1950er/ Anfang 1960er Jahre in Tuttlingen zur Schule geht, haftet der Stadt eher der Ruf des Provinziellen und des „hässlichen Entleins“an. Die Donau glich eher einem Rinnsal, erinnert sich Teufel. Zudem habe der noch aus Kriegszeiten stammende Tarnanstrich von Aesculap der Stadt ein „düsteres“Aussehen gegeben. Tuttlingen sei eben eine reine „Schafferstadt“gewesen.
Heute sieht Tuttlingen nicht nur optisch ganz anders aus. Moderne Bauten, die Erlebnisflächen am Donauufer, die neue Fußgängerzone, die vielfältigen Sport- und Freizeitmöglichkeiten machen die Stadt attraktiv und sichern insgesamt eine hohe Aufenthaltsqualität. Die „Schaffer“zieht die Stadt aber auch heute noch mehr den je an. Aktuell rangiert Tuttlingen im Bundesvergleich auf Platz 3 des Focus MoneyRankings. Dieter Teufel, der auf eine 20-jährige ehrenamtliche Arbeit bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg zurück blickt, ist stolz auf die Entwicklung seiner Heimatstadt. Tuttlingen sei heute eine „BoomTown“mit dem Alleinstellungsmerkmal, „Weltzentrum der Medizintechnik“zu sein. Hier „steppt der Bär“, sagt Teufel augenzwinkernd.
Verdienst des Mittelstandes
Er sieht darin vor allem ein Verdienst des hiesigen Mittelstandes. Dessen Innovationsbereitschaft, sein herausragendes Know-how, die ständige technische Weiterentwicklung mit hochgradig nachgefragten neuen Produkten für den Weltmarkt sind die Kernstücke des prosperierenden mittelständischen Wirtschaftens. Mit „Mittelstand“meint Dieter Teufel nicht nur die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, sondern auch die ‚Global Player’ der Region, wie beispielsweise Aesculap oder die traditionell familiengeführte Firma Karl Storz. „Hier in Tuttlingen denken auch die Großen mittelständisch“, so Teufel. Dies zeige sich nicht zuletzt im ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein der TopManager.
Volle Auftragsbücher und eine hohe Kapazitätsauslastung sind die positive Seite der Entwicklung. Jedoch: Es fehlt zunehmend an Fachkräften. Ein herausragendes Thema für Dieter Teufel, engagiert er sich doch im Rahmen seiner Ehrenämter nicht nur für die Regional- und Wirtschaftsförderung, sondern insbesondere für die Nachwuchsförderung im Bereich der dualen Ausbildung und durch breit angelegte Weiterbildungsangebote. So bieten die regionalen Unternehmen eine Vielzahl hochattraktiver Ausbildungsplätze. Zudem schaffen große Investoren wie Daimler mit dem Prüfzentrum in Immendingen und Thyssen-Krupp mit dem Testturm in Rottweil eine außergewöhnliche Wertschöpfungskette für die regionalen Dienstleister.
Mit der IHK-Akademie und der Beruflichen Bildungsstätte in Tuttlingen gebe es darüberhinaus vielfältige Qualifikationsmöglichkeiten. Die Hochschulstandorte VillingenSchwenningen, Tuttlingen und Furtwangen sorgten zudem für den akademischen Nachwuchs.
Konsequent und intensiv setzt sich Dieter Teufel mit seinem Team der Steuerberatungsgesellschaft gerade für die Begleitung von Existenzgründern und in der Nachfolgeberatung ein. Mit Elan und Erfolg. Seit über vierzig Jahren ist Dieter Teufel nun schon hauptberuflich als Steuerberater mit eigener Kanzlei tätig – und hat immer noch Freude am Beruf! Gerade langjährige Kunden zeigen ihm, dass im Laufe der Zeit ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis gewachsen sei. Ein Erlebnis, das ihn immer wieder aufs Neue bestätigt und beglückt.
Bis heute hat Dieter Teufel große Freude an der Begegnung mit Menschen – und er bleibt dennoch bodenständig. Auch wenn er bei den alljährlichen Neujahrsempfängen der IHK hochrangige Gäste aus Wirtschaft und Politik begrüßt. Aufregung sei dabei nicht sein Wesen, so betont er. Eine „stets sehr gute Vorbereitung“ist für ihn die Grundlage zum Erfolg.
Schuhfabrik übernommen
Dieter Teufel blickt zurück: In jungen Jahren war ihm ein ganz anderer Beruf als der des Steuerberaters zugedacht: Er sollte die seit fast einhundert Jahren bestehende Schuhfabrik des Vaters, der sich damals auch schon ehrenamtlich für das Gemeinwesen eingesetzt hat, in der vierten Generation übernehmen. In dieser Zeit machte er – ohne dass der Begriff damals existierte – eine duale Ausbildung und zwar im kaufmännischen Bereich.
Neben seiner Tätigkeit in der elterlichen Fabrik absolvierte er sein Steuerberater-Examen. Sein ökonomisches Gespür sagte ihm nach einigen Jahren, dass die deutsche Schuhbranche im globalen Wettbewerb keine Zukunft mehr haben würde. So gründete er 1976 gemeinsam mit seinem Bruder die „Teufel Steuerberatungsgesellschaft“. Eine maßgebliche Entscheidung.
Ein Lebensmotto der Teufel-Brüder lässt sich vor diesem biografischen Hintergrund sehr gut verstehen: „Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen!“So war der Verkauf der Firma rückblickend „eine dieser richtigen Entscheidungen“.
Eine weitere biografisch markante Entscheidung hat Dieter Teufel vor einigen Monaten getroffen: Er wird nicht mehr für das Amt des IHK-Präsidenten kandidieren. In der Kanzlei will er aber noch einige Jahre tätig bleiben, hat hier aber für seinen Nachfolger gesorgt. Beruf, Familie und Hobbys werden wohl in Zukunft eine Balance finden.
Dennoch: Als reinen „Privatier“kann man sich den „Schaffer“Teufel nicht so recht vorstellen. Wie lautet der Spruch im Eingangsbereich der Kanzlei? „Glück hilft manchmal – Arbeiten immer!“