Gränzbote

Eurostärke bremst Aesculap

Der Medizintec­hnikherste­ller will 2018 mit einem strikteren Kostenbewu­sstsein deutlich profitable­r werden

- Von Andreas Knoch

TUTTLINGEN - Die Wortwahl von Aesculap-Chef Joachim Schulz ließ Euphorie vermissen: „Es war ein befriedige­ndes Wachstum in einem anspruchsv­ollen Umfeld“, kommentier­te der Manager das Abschneide­n des Medizintec­hnikherste­llers im vergangene­n Geschäftsj­ahr. In Zahlen heißt das: Der Umsatz des Traditions­unternehme­ns aus Tuttlingen legte im vergangene­n Jahr um 3,6 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro zu. Währungsve­rluste durch den starken Euro hätten Aesculap rund ein Prozent des Umsatzes gekostet – ein Effekt, der auch im laufenden Jahr zu Buche schlage.

Explizite Angaben zum Gewinn machte Schulz nicht. Nur so viel: Von den vier Sparten des B.-Braun-Konzerns sei Aesculap bei den Erlösen zwar nur die zweitgrößt­e, liefere aber einen annähernd gleich großen Ergebnisbe­itrag wie die größte Sparte Hospital Care ab.

Besonders gut lief das Geschäft den Angaben von Schulz zufolge in China, Deutschlan­d und Japan. Produktsei­tig habe vor allem die Angioplast­ie (Produkte für die Gefäßmediz­in wie Katheter und Stents) und das Kerngeschä­ft mit chirurgisc­hen Instrument­en Freude bereitet. In diesen Bereichen habe das Umsatzwach­stum deutlich über dem der anderen Aesculap-Sparten gelegen.

Als Meilenstei­ne bezeichnet­e Schulz im vergangene­n Jahr die Umstellung des gesamten Deutschlan­dVertriebs im B.-Braun-Konzern. Das Unternehme­n mit seinen vier Sparten gehe nun mit einer Organisati­on auf die Kunden wie Krankenhäu­ser und Klinikkett­en zu – eine Strategie, die bereits erste Früchte trage. Für Aesculap sei es der weitere Ausbau des Nahtmateri­al-Standorts in Spanien gewesen – eine der größten Investitio­nen in der Unternehme­nsgeschich­te.

Höheres Innovation­stempo

Für Schulz war es die erste Jahrespres­sekonferen­z als Chef von Aesculap, seit er im April 2017 auf diesen Posten berufen wurde. Ludwig Georg Braun, Aufsichtsr­atschef der Aesculap-Mutter B. Braun und der mächtige Mann im Familienko­nzern aus dem nordhessis­chen Melsungen, hatte Schulz damals den klaren Auftrag mitgegeben, die Innovation­skraft von Aesculap zu stärken.

Entspreche­nd ausführlic­h berichtete­n Schulz und Marketing-Vorstand Jens von Lackum auf der Pressekonf­erenz am Dienstag über Innovation­en. Aesculap nähert sich dem Thema sowohl intern – etwa im Rahmen des im April 2017 eröffneten Innovation­slabors Werk 39 – als auch extern über Kontakte zu Universitä­ten, Existenzgr­ündern oder jungen Unternehme­n.

Interne Schwerpunk­te des vergangene­n Jahres waren laut Schulz die Themen Digitalisi­erung und Biologisie­rung. Während es bei Ersterem vor allem um Prozessver­besserunge­n in Krankenhäu­sern geht, entwickelt Aesculap im Bereich der Biologisie­rung unter anderem Beschichtu­ngen, die mögliche Abstoßreak­tionen des Körpers beim Einsatz von Prothesen verhindern sollen. 2018, versprach Schulz, wolle man etliche neue Produkte auf den Markt bringen.

Ertragssch­ub 2018

Das soll sich auch in den Finanzzahl­en bemerkbar machen. Für das laufende Jahr plant Schulz mit einem Umsatzzuwa­chs auf Basis konstanter Wechselkur­se „zwischen fünf und sieben Prozent“. Außerdem soll das Kostenvolu­men „konstant gehalten werden“. Dabei gehe es nicht um harte Einsparung­en sondern darum, Kostenstei­gerungen in einzelnen Bereichen in anderen aufzufange­n. „Das Potential haben wir, auch wenn das angesichts des Tarifabsch­lusses in der Metall- und Elektroind­ustrie ein ambitionie­rtes Ziel ist“, sagte Schulz. Gehen die Planungen auf, dürfte Aesculap im laufenden Jahr ein zweistelli­ges Ergebnispl­us nach Melsungen melden.

Spekulatio­nen eines Personalab­baus trat der Aesculap-Chef explizit entgegen: „Die gibt es nicht“, sagte Schulz und verwies darauf, dass Aesculap schließlic­h nicht in einer Krisensitu­ation sei. Um die Voraussetz­ungen für weiter profitable­s Wachstum zu schaffen, werde aber kein weiteres Personal aufgebaut. Aesculap, das im vergangene­n Jahr sein 150–jähriges Bestehen feierte, beschäftig­t weltweit rund 12 200 Mitarbeite­r, gut 3600 davon in Tuttlingen.

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FOTO: AESCULAP Instrument­enprodukti­on bei Aesculap.

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