Eurostärke bremst Aesculap
Der Medizintechnikhersteller will 2018 mit einem strikteren Kostenbewusstsein deutlich profitabler werden
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TUTTLINGEN - Die Wortwahl von Aesculap-Chef Joachim Schulz ließ Euphorie vermissen: „Es war ein befriedigendes Wachstum in einem anspruchsvollen Umfeld“, kommentierte der Manager das Abschneiden des Medizintechnikherstellers im vergangenen Geschäftsjahr. In Zahlen heißt das: Der Umsatz des Traditionsunternehmens aus Tuttlingen legte im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro zu. Währungsverluste durch den starken Euro hätten Aesculap rund ein Prozent des Umsatzes gekostet – ein Effekt, der auch im laufenden Jahr zu Buche schlage.
Explizite Angaben zum Gewinn machte Schulz nicht. Nur so viel: Von den vier Sparten des B.-Braun-Konzerns sei Aesculap bei den Erlösen zwar nur die zweitgrößte, liefere aber einen annähernd gleich großen Ergebnisbeitrag wie die größte Sparte Hospital Care ab.
Besonders gut lief das Geschäft den Angaben von Schulz zufolge in China, Deutschland und Japan. Produktseitig habe vor allem die Angioplastie (Produkte für die Gefäßmedizin wie Katheter und Stents) und das Kerngeschäft mit chirurgischen Instrumenten Freude bereitet. In diesen Bereichen habe das Umsatzwachstum deutlich über dem der anderen Aesculap-Sparten gelegen.
Als Meilensteine bezeichnete Schulz im vergangenen Jahr die Umstellung des gesamten DeutschlandVertriebs im B.-Braun-Konzern. Das Unternehmen mit seinen vier Sparten gehe nun mit einer Organisation auf die Kunden wie Krankenhäuser und Klinikketten zu – eine Strategie, die bereits erste Früchte trage. Für Aesculap sei es der weitere Ausbau des Nahtmaterial-Standorts in Spanien gewesen – eine der größten Investitionen in der Unternehmensgeschichte.
Höheres Innovationstempo
Für Schulz war es die erste Jahrespressekonferenz als Chef von Aesculap, seit er im April 2017 auf diesen Posten berufen wurde. Ludwig Georg Braun, Aufsichtsratschef der Aesculap-Mutter B. Braun und der mächtige Mann im Familienkonzern aus dem nordhessischen Melsungen, hatte Schulz damals den klaren Auftrag mitgegeben, die Innovationskraft von Aesculap zu stärken.
Entsprechend ausführlich berichteten Schulz und Marketing-Vorstand Jens von Lackum auf der Pressekonferenz am Dienstag über Innovationen. Aesculap nähert sich dem Thema sowohl intern – etwa im Rahmen des im April 2017 eröffneten Innovationslabors Werk 39 – als auch extern über Kontakte zu Universitäten, Existenzgründern oder jungen Unternehmen.
Interne Schwerpunkte des vergangenen Jahres waren laut Schulz die Themen Digitalisierung und Biologisierung. Während es bei Ersterem vor allem um Prozessverbesserungen in Krankenhäusern geht, entwickelt Aesculap im Bereich der Biologisierung unter anderem Beschichtungen, die mögliche Abstoßreaktionen des Körpers beim Einsatz von Prothesen verhindern sollen. 2018, versprach Schulz, wolle man etliche neue Produkte auf den Markt bringen.
Ertragsschub 2018
Das soll sich auch in den Finanzzahlen bemerkbar machen. Für das laufende Jahr plant Schulz mit einem Umsatzzuwachs auf Basis konstanter Wechselkurse „zwischen fünf und sieben Prozent“. Außerdem soll das Kostenvolumen „konstant gehalten werden“. Dabei gehe es nicht um harte Einsparungen sondern darum, Kostensteigerungen in einzelnen Bereichen in anderen aufzufangen. „Das Potential haben wir, auch wenn das angesichts des Tarifabschlusses in der Metall- und Elektroindustrie ein ambitioniertes Ziel ist“, sagte Schulz. Gehen die Planungen auf, dürfte Aesculap im laufenden Jahr ein zweistelliges Ergebnisplus nach Melsungen melden.
Spekulationen eines Personalabbaus trat der Aesculap-Chef explizit entgegen: „Die gibt es nicht“, sagte Schulz und verwies darauf, dass Aesculap schließlich nicht in einer Krisensituation sei. Um die Voraussetzungen für weiter profitables Wachstum zu schaffen, werde aber kein weiteres Personal aufgebaut. Aesculap, das im vergangenen Jahr sein 150–jähriges Bestehen feierte, beschäftigt weltweit rund 12 200 Mitarbeiter, gut 3600 davon in Tuttlingen.