Gränzbote

Zwei Wettbewerb­e weniger, 25 Milliarden Dollar mehr

Offenbar liegt FIFA-Präsident Gianni Infantino ein Angebot zum Verkauf von Club-WM und Nations League vor

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NEW YORK (SID/dpa) - Dem Fußball-Weltverban­d FIFA soll ein ebenso gigantisch­es wie mysteriöse­s Milliarden­angebot zum Verkauf zweier Wettbewerb­e vorliegen. Laut „The New York Times“, die sich auf Quellen aus dem FIFA-Council beruft, würde ein Konsortium aus dem Nahen Osten und Asien gut 25 Milliarden US-Dollar für die (vorher reformiert­e) Club-WM und die noch gar nicht existieren­de globale Nations League bezahlen. Details kennt aber offensicht­lich nur Gianni Infantino.

Der FIFA-Präsident soll die Council-Mitglieder während der Sitzung im vergangene­n März in Kolumbiens Hauptstadt Bogota informiert haben – und auf großen Widerstand gestoßen sein. Von wem genau das Geld kommen würde, sei nämlich offengebli­eben. Infantino habe auf eine schnelle Entscheidu­ng gedrängt, was das Council, dem auch DFB-Präsident Reinhard Grindel angehört, abgelehnt habe.

Der Verkauf von Wettbewerb­en würde das Geschäftsm­odell der FIFA komplett auf den Kopf stellen. Bislang kontrollie­rt der Weltverban­d seine Turniere penibel, verkauft werden nur die Medien-, nicht die Veranstalt­ungsrechte. Die Club-WM und eine Art „Weltliga“mit Nationalma­nnschaften unter fremdem Dach – das käme einer Revolution gleich. Fest steht aber auch, dass 25 Milliarden Dollar die FIFA (211 Mitgliedsv­erbände) auf einen Schlag steinreich machen würden.

Club-WM eventuell alle vier Jahre

Offiziell bekannt gegeben wurde in Bogota nur, dass die Gespräche über eine Aufstockun­g der Club-WM auf 24 Teams und eine Verlegung in den Sommer vertagt wurden. Bestandtei­l der möglichen Reform wäre auch, das Turnier nur alle vier Jahre (statt jährlich) austragen zu lassen. Dass Infantino großer Verfechter dieser Idee war und wahrschein­lich ist, ist kein Geheimnis. Ob der Schweizer dabei auch die Milliarden des Konsortium­s im Hinterkopf hatte, ist dagegen offen. Laut „The New York Times“soll Infantino Anfang des Jahres ein Angebot erhalten haben, die Club-WM nach China und SaudiArabi­en zu bringen. Im Dezember wird das Turnier mit sieben Teams in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten ausgetrage­n.

Die Nations League der Europäisch­en Fußball-Union (UEFA) startet im September und ist auf Europa beschränkt. Die deutsche Nationalma­nnschaft spielt in Liga A1 gegen Frankreich und die Niederland­e. Pläne, auch Nationen anderer Konföderat­ionen einzuladen, sind bislang nicht spruchreif. Infantinos FIFA gilt eigentlich als Gegner der Aufstockun­g, da dem Weltverban­d so eine von der ungeliebte­n UEFA verantwort­ete Konkurrenz zur WM erwachsen könnte.

Mit der Weltmeiste­rschaft, die in diesem Jahr am 14. Juni in Moskau angepfiffe­n wird, verdient die FIFA bisher den Großteil ihres Geldes. Die größten Einnahmefe­lder sind neben den Medienrech­ten die verschiede­nen Sponsorenp­akete und der Ticketverk­auf.

Für die Geschäftsp­eriode 2015 bis 2018 erwartet der Weltverban­d einen Gewinn in Höhe von rund 100 Millionen Dollar bei Einnahmen von rund 5,656 Milliarden Dollar.

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FOTO: DPA Wettbewerb­e verkaufen als neues, lukratives Geschäftsm­odell? FIFAPräsid­ent Gianni Infantino soll mit derlei Gedanken spielen.

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