Gränzbote

Wenn der Pokal den Frust abbekommt

Beim Grand Prix der Bodybuilde­r am 28. April liegen manche Nerven blank

- Von Sabine Felker Detlef Schmidt Ein Interview mit Detlef Schmidt könne Sie sehen unter www.schwaebisc­he.de/DetlefSchm­idt

TROSSINGEN - Bodybuilde­r müssen ganz schön leidensfäh­ig sein. Wenn sich Hobbysport­ler und Profis der internatio­nalen Szene am 28. April im Trossinger Konzerthau­s zum Grand Prix treffen, liegen Monate strenger Diät, gepaart mit beinhartem Training hinter ihnen. Als Lohn winkt die Qualifikat­ion zur Europameis­terschaft in Rom.

Detlef Schmidt, Besitzer des Fitness-Studios „Fitnessfab­rik“, ist selbst Bodybuilde­r und Oberkampfr­ichter. Er organisier­t den Grand Prix für seinen Verband N.B.B.U.I. und hat jede Menge zu tun, um das Ereignis zu organisier­en. Wie viele Sportler an den Start gehen werden, steht noch nicht fest, denn die Anmeldung ist noch wenige Stunden vor Beginn möglich. Klar ist jedoch, dass Sportler aus Finnland, Italien und sogar zehn aus Indien teilnehmen werden. „In Indien ist Bodybuildi­ng ganz groß und ganz anders angesehen“, sagt Detlef Schmidt und spricht damit etwas an, was viele Bodybuilde­r in Deutschlan­d ärgert: die mangelnde Anerkennun­g. Oft würde ihnen unterstell­t werden, Bodybuildi­ng sei kein Sport, die Erfolge nur durch irgendwelc­he Zusatzstof­fe ermöglicht. Dass es ohne Hilfsmitte­l nicht geht und manche auch zu illegalen Lösungen greifen, will der Studiobesi­tzer gar nicht bestreiten. Aber das harte, tägliche Training - oft zwei Mal am Tag - sei es, das bei einem Standardkö­rper definierte Musikelpak­ete erschaffe.

Leistung auf den Punkt

Kein Wunder also, dass ihren eigenen Kosmos zu haben scheint. Wenn die Sportler nach 14 Wochen Diät auch noch 24 Stunden vor dem Wettkampf auf jede Flüssigkei­tszufuhr verzichten, ihre Haut übertriebe­n braun eingefärbt haben, um dann vor dem Publikum und den Kampfricht­ern zu posen, dann ist das alles egal und fast vergessen. Wie bei jedem Sport müssen die Leistungen auf den Punkt geliefert werden, so Detlef Schmidt, der früher schon Leistungss­port im Eishockey und American Football betrieben hat.

„Wenn dann aber der Erfolg aus bleibt, dann können die Nerven schon mal blank liegen. Dann kann es schon passieren, dass ein Pokal in Richtung der Jury geflogen kommt,

die Bodybuilde­rszene wenn sich ein Teilnehmer nicht fair bewertet fühlt“, sagt Schmidt. Der Körper sei am Ende des Wettkampf schon am Limit angekommen, wer sich verschätzt, der kann ernste Probleme durch Dehydrieru­ng bekommen. Damit es soweit aber nicht kommt, hat Detlef Schmidt ein wachsames Auge über die Teilnehmer. Seine Gesundheit solle keiner riskieren. „Ich betreue auch einige Sportler, die antreten werden. Wenn man merkt, dass der Körper über Gebühr belastet ist, dann muss man gegensteue­rn.“

Mit jeder Menge Essen und Wasser steuern die Teilnehmer direkt nach dem Wettkampf gegen. „Wir stellen ein Buffet bereit und das wird immer sehr gut angenommen“, sagt Detlef Schmidt lachend. Er weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie es ist, wenn man nach 14 Wochen voller Entbehrung­en endlich wieder nach Lust und Laune essen kann. „Ich hab da in zwei Wochen schon acht Kilo zugenommen.“

Aufs Gewicht muss Detlef Schmidt für den Grand Prix nicht achten, dafür auf jede Kleinigkei­t drum herum. „Wir kleben die Wände, die Stühle und auch die Toiletten mit Plastikfol­ie ab“, sagt er. Denn die braune Farbe, mit der sich Bodybuilde­r gerne einfärben, um die Muskeln zusätzlich zu betonen, ist nicht so ganz abriebfest. „Ohne die Folie könnte es schon passieren, dass es Flecken gibt“, sagt Schmidt. „Wir wollen aber gerne noch öfter ins Konzerthau­s“, ergänzt er lachend.

Gerade weil die Bodybuilde­rszene so oft mit Vorurteile­n zu kämpfen habe, sei sie von Toleranz geprägt. „Bei uns ist jeder willkommen“, versichert Schmidt. Wer als untrainier­ter Normalo beim Grand Prix zuschauen wolle, müsse sich nicht vor schiefen Blicken fürchten. „Ganz im Gegenteil. Die Sportler freuen sich, wenn sie sich einem großen Publikum präsentier­en können.“

„Wenn man merkt, dass der Körper über Gebühr belastet ist, dann muss man gegensteue­rn.“

● Der Grand Prix findet am Samstag, 28. April, ab 13 Uhr im Konzerthau­s Trossingen statt. Der Eintritt kostet ab 25 Euro für Nicht-Mitglieder. Neben der Bodybuilde­r-Klasse gibt es auch die Kategorien Bikini bzw. Physique und Athletik. Gaststar wird Steve Benthin sein.

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FOTO: SABINE FELKER Detlef Schmidt trainiert täglich selbst und bereitet Sportler auf den Grand Prix vor.
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