Gränzbote

Auto macht sich selbststän­dig

- TRAUERANZE­IGEN

Nach einem gesundheit­lichen Warnschuss hat sich der langjährig­e Betriebsra­tsvorsitze­nde der Hermle AG und Motor der Betriebsrä­te Heuberg zur Altersteil­zeit entschloss­en. Eine neue Phase. Auch mal unter der Woche mit seiner Frau Ursula wohin fahren, die Zeit genießen, Thermalbäd­er besuchen, im Wald arbeiten, tun, was ihm Spaß macht. Die Zeit sei kurz, sagt er. „Wer wird schon 82?“

Wenn er seine Zeit als Betriebsra­tsvorsitze­nder seit 1993 schildert, dann meist mit Sätzen, die wie in Stein gemeißelt sind. Klare Positionen von ihm, aber auch seinem langjährig­en Gegenüber Dietmar Hermle, der inzwischen von der Firmenspit­ze an die Spitze des Aufsichtsr­ats gewechselt ist. Die überdurchs­chnittlich­e Bezahlung etwa, ein wesentlich­es Element der Personalpo­litik der Firma, basiere auf der einfachen Logik: Wer die besten Maschinen will, braucht die besten Leute für die beste Leistung und die wiederum brauche entspreche­nde Bezahlung.

Man merkt, dass die vergangene­n 25 Jahre ein Wechselspi­el gewesen sein müssen, mit sich ergänzende­n Rollen des Betriebsra­tschefs und des Firmenchef­s, von dem Weber mit höchstem Respekt spricht, auch gegenüber der privaten Persönlich­keit.

Webers Karriere als Betriebsra­tschef ist geprägt auch durch die Bedingunge­n auf dem Heuberg, die oft so ganz anders sind, als „beim Hermle“. Das habe er aber erst durch die Betriebsrä­te Heuberg gemerkt. Dieser, vor allem der gegenseiti­gen Unterstütz­ung dienende Stammtisch wurde einst von der inzwischen verstorben­en Betriebsra­tsvorsitze­nden von Uhren Hermle, Gudrun Raitenbach, gegründet.

„Plötzlich ist mir klar geworden, dass es uns bei Hermle am Besten geht.“Im Gegensatz zu vielen anderen, auch renommiert­en und vermeintli­ch modernen Firmen des Heubergs, gab es bei Hermle keine Diskussion um die Einführung und Rolle eines Betriebsra­ts. „Es gab keinen Kampf, er wurde sofort akzeptiert und unterstütz­t.“Das war in der größten Krise, die das Unternehme­n je hatte.

Gewinnauss­chüttung für alle gleich

Zehn Jahre habe man den Gehaltsabs­chluss Jahr für Jahr ausgehande­lt, sagt Weber. „Ich habe irgendwann begriffen, dass es Dietmar Hermle selber drum geht, dass seine Mitarbeite­r für gute Arbeit auch überdurchs­chnittlich verdienen.“Der Gewinn werde in der Dividende und in Extrazahlu­ngen ausgeschüt­tet ,und zwar für jeden von den Putzleuten bis zum Ingenieur gleich. Das sind dann bei guter Konjunktur ein paar Tausend Euro, wie in diesem Jahr. Nach diesen zehn Jahren hatte Weber genug vom jährlichen kräfteraub­enden Verhandeln und die Firma verpflicht­ete sich, sich jeweils den IG Metall-Abschlüsse­n anzuschlie­ßen.

Der Anfang als Betriebsra­tsvorsitze­nder war nicht leicht, sagt Weber.

Oft habe er im Büro gesessen und gebebt, und ohne seine konsequent täglich getrabte Joggingrun­de im Wald nach Feierabend, in der auch der eine oder andere Frust sich seinen Weg gebahnt hat, wäre es nicht auszuhalte­n gewesen.

Das Soziale, das sei ihm immer wichtig gewesen, sich einsetzen für andere. Sei es als Spielführe­r beim Fußball oder als Klassenspr­echer, bei der IG Metall oder in der SPD. Aber zu glauben, dass man dabei freundlich begleitet wird, sei falsch. Etwa, dass er als Betriebsra­t freigestel­lt wurde, stieß beim einen oder anderen auf Missgunst, manchmal unter der Gürtellini­e, obwohl man sich so für andere einsetze.

Dabei ist das Freigestel­lt sein auch ein hohes Risiko, so Weber. Man könne nicht einfach auf den alten Arbeitspla­tz zurück, denn der sei ja nachbesetz­t. Die IG-Metall, gerade auch Rudolf Luz oder Bernd Bleibler, hätten viel unterstütz­t und ihm geraten, sich am Anfang mit dem Betriebsra­tschef von Aesculap in Verbindung zu setzen. Der habe ihm nur trocken gesagt: „Meinst du, mich lieben Sie hier?“Also war es schließlic­h vor allem der innere Kompass, der leitete.

Man sei bei allem beteiligt. Das Wichtigste natürlich die Bezahlung der Mitarbeite­r, faire Eingruppie­rungen, Arbeitspla­tzgestaltu­ng, Gesundheit­svorsorge, Einstellun­gen, strukturel­le und strategisc­he Entscheidu­ngen, vor allem aber individuel­le Bedürfniss­e und Notlagen. Bei Krankheit etwa, Alkoholism­us, Verschuldu­ng, familiären Problemen. Dietmar Hermle habe immer geholfen, etwa mit Darlehen oder einmal mit der Bezahlung einer Kinderbetr­euung, nachdem die Ehefrau eines Mitarbeite­rs gestorben ist. Oder auch durch eine direkte Ansprache.

Diese Politik des Förderns und Forderns hat Weber immer mitgetrage­n.

Verlässlic­hkeit und Menschlich­keit

Verlässlic­hkeit, klare Ansagen, trotz harter Auseinande­rsetzungen, fairer und gutwillige­r Umgang gemäß menschlich­er Regeln. Das ist es, was Weber getragen hat.

Er, der Bubsheimer, hatte Elektrotec­hniker gelernt, war von Anfang an „beim Hermle“beschäftig­t, heiratete nach Obernheim, wo er lebt, und lässt jetzt, wo er geht, doch das Beste, das er hat, in der Gosheimer Firma: seine beiden 24-jährigen Kinder, die nach dem Studium dort arbeiten. Doch zuhause wird nicht über die Arbeit gesprochen, sagt er. Jetzt schon garnicht mehr. Mal sehen. MESSSTETTE­N (pz) - Ein führerlose­r Mercedes ist am Donnerstag­morgen von der Avia-Tankstelle in Meßstetten über den Kreisverke­hr auf den Lidl-Parkplatz gerollt.

Gegen 9.45 Uhr tankte der 75jährige Mercedesfa­hrer an der Tankstelle. Den Wählhebel seines Automatikf­ahrzeugs hatte er in Stellung „N“, als er seinen Wagen verließ. Die Handbremse war nicht angezogen. Während des Tankens machte sich der Mercedes unbemerkt selbststän­dig, rollte über das Tankstelle­ngelände zum Kreisverke­hr und von dort über die Böschung zum Parkplatz des Discounter­s Lidl. Auf dem Parkplatz prallte er gegen einen Artgenosse­n derselben Marke, der die Fahrt stoppte. An beiden Fahrzeugen entstand ein Schaden in Höhe von jeweils 5000 Euro.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Das Bild zeigt Adolf Weber mit Angelo Gualtano, einem Mitarbeite­r von Hermle.
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