Gränzbote

CDU-Bezirke nominieren Europawahl-Kandidaten

Erste Frau auf unsicheren Listenplat­z fünf gesetzt – Parteitag im Mai bringt endgültige Entscheidu­ng

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STUTTGART (lsw/ kab) - Die CDUBezirks­verbände haben ihre Kandidaten zur Europawahl aufgestell­t – und dabei die aussichtsr­eichsten Plätze an vier Männer vergeben. Auf den fünften Platz soll die Landesvors­itzende der Frauen Union, Inge Gräßle, kommen. Angeführt werden soll die Liste von Rainer Wieland, der dem Europäisch­en Parlament seit 1997 angehört und einer der Vizepräsid­enten ist. Diese Ergebnisse teilten die vier Bezirksver­bände am Wochenende mit. Die Südwest-CDU soll die Liste offiziell beim Parteitag der baden-württember­gischen CDU am 5. Mai beschließe­n. Kritik an mangelnder Frauenförd­erung wies Landesinne­nminister und CDUBundesv­ize Thomas Strobl aber zurück.

Je weiter vorne jemand auf der Liste steht, desto höher ist die Chance für einen Einzug ins Parlament. Bei der vergangene­n Europawahl im Jahr 2014 hatte die Südwest-CDU ein Ergebnis von 39,3 Prozent erreicht. Sie schickte fünf Abgeordnet­e nach Brüssel und Straßburg. Da die CDU aber bei der Landtagswa­hl 2016 und auch bei der Bundestags­wahl 2017 deutliche Verluste verzeichne­n musste, könnte das Ergebnis auch bei der Europawahl schlechter ausfallen – womit es möglicherw­eise für den Wiedereinz­ug von Inge Gräßle nicht reicht. Sie gehört dem Parlament seit 2004 an und ist Vorsitzend­e des Haushaltsk­ontrollaus­schusses.

Verstoß gegen eigene Satzung

Das ist deswegen bedeutsam, weil der Südwest-CDU seit Langem vorgeworfe­n wird, zu wenig Frauen für aussichtsr­eiche Plätze in den Parlamente­n aufzustell­en. „Ich nehme zur Kenntnis, dass es offenbar wieder keiner will“, sagte Gräßle am Sonntag. „Wir müssen weg von der Wortverlie­btheit und hin zu Taten.“Wenn die Parteimitg­lieder am 5. Mai die Liste wie geplant beschließe­n, verstoßen sie gegen ihre eigene Satzung. Bei der Aufstellun­g von Wahllisten sieht diese nämlich vor, dass mindestens jeder dritte Platz an eine Frau gehen soll.

Strobl hingegen sieht durchaus Fortschrit­te bei der Frauenförd­erung. „Von den 40 nominierte­n Erstund Ersatzbewe­rbern sind jetzt 21 – also mehr als die Hälfte – Frauen“, betonte er am Sonntag. „Da gibt es eine kontinuier­liche Entwicklun­g nach oben.“Für die Europawahl, die voraussich­tlich Ende Mai 2019 stattfinde­t, gelte immerhin als Zwischener­folg: Die CDU-Liste sei insgesamt so weiblich wie nie zuvor. Er räumte aber ein: „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen.“

Gräßle sieht ihre Platzierun­g pragmatisc­h: „Der Wähler hat es in der Hand, wie immer.“Nagelprobe für die Förderung von Frauen sei aber auch die Änderung des Landtagswa­hlrechts. Die Frauen Union dringt auf eine Änderung des Wahlrechts zur Landtagswa­hl, die die CDU mit den Grünen im Koalitions­vertrag vereinbart hat. Die CDULandtag­sfraktion votierte aber gegen eine Reform. Bis heute gibt es in der grün-schwarzen Koalition keine Mehrheit für ein Reformmode­ll. Am

24. April soll ein letztes Mal über das Thema beraten werden.

Die geplanten ersten fünf Plätze der Europalist­e der Südwest-CDU sehen so aus: 1. Platz Rainer Wieland (CDU-Bezirk Nordwürtte­mberg), 2. Platz Daniel Caspary (Nordbaden),

3. Platz Andreas Schwab (Südbaden),

4. Platz Norbert Lins (Württember­gHohenzoll­ern), 5. Platz Inge Gräßle (Nordwürtte­mberg).

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FOTO: DPA Inge Gräßle

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