Im Sandkasten
Wer seine Zeit gelegentlich auf Spielplätzen verbringt, kann zum Beispiel mit Sandresten aus Kinderschuhen im Winter den Fußweg streuen. Oder hobby-soziologische Beobachtungen zu Mutter-Typen führen.
Da wäre zum Beispiel Typ „Laissez-faire“: Sitzt auf einer Bank neben dem Spielplatz, gern mit Sonnenbrille, lehnt sich zurück, lässt das Kind im Sandkasten alleine spielen. Schaut noch ein wenig zu, wie es über die Wiese stolpert und versucht, die Rutsche hochzuklettern. Kriegt nicht mit, wie zwei andere Kinder es umrutschen. Hört entferntes Geschrei. Denkt sich: „Ah, schon wieder so ein verwöhnter Bengel!“. Ist peinlich berührt, als eine andere Mutter das verheulte Kind anschleppt.
Typ „Helikopter“: Sitzt im Sandkasten immer genau hinter JustineMarie oder Noah-Pascal und bäckt 9 von 10 Sandkuchen selber. Hat die Apfelschnitze, Früchteriegel und Brezeln in der Tupperdose, mindestens drei Liter Wasser und eine Vorratspackung Feuchttücher immer griffbereit. Sagt alle paar Minuten „Das hast du aber fein gemacht“, besonders, wenn Sandkuchen Nummer 10 von einem ordentlichen Schaufelhieb plattgemacht wird.
Und dann gibt es noch den selten zu beobachtenden Typ „Aggro“: Steht wie eine Hyäne blickend und wie ein Panther zum Sprung bereit immer einen halben Meter hinter ihren Kindern. Faucht wie eine Katze, wenn sich andere Kinder nähern und bellt wie ein Hund, wenn andere Mütter das Wort erheben. Versucht man, ihr klarzumachen, dass man die kleine Dame im Prinessinnenrock nur davon abhalten wollte, dem eigenen Kind den zweiten Eimer Sand über den Kopf zu schütten, hat sie schon das Handy in der Hand und telefoniert mit ihrem Anwalt.
Anm. d. Red.: Hier mussten wir die soziologische Studie abbrechen. Die Verfasserin steht im Rechtsstreit, das Verfahren läuft. (dh)