Gränzbote

Kritik an Umweltausg­leich von Daimler

BUND-Vorsitzend­er Laufer ist bei Maßnahmen in Immendinge­n skeptisch.

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IMMENDINGE­N - Daimler hat in der vergangene­n Woche Ausgleichs­maßnahmen für sein Prüf- und Technologi­ezentrum in Immendinge­n vorgestell­t. Unser Volontär Simon Schwörer hat mit Berthold Laufer, dem Vorsitzend­en des Tuttlinger Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) über diese Ausgleichs­maßnahmen gesprochen.

Herr Laufer, der Staatssekr­etär zeigte sich bei der Präsentati­on vor Ort begeistert, was halten Sie von den Ausgleichs­maßnahmen?

Bei mir hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Wir waren zwar von Anfang an am Verfahren beteiligt und die Kartierung des Geländes durch Daimler im Jahr 2012 war sehr vorbildlic­h. Danach hat es aber etwas gehakt, weil Daimler versucht hat, einen großen Teil des Ausgleichs­bedarfs innerhalb des Geländes unterzubri­ngen. Die Planer haben uns zwar gefragt: Haben Sie Ideen? Ziel war es aber, möglichst viel ins Projektgeb­iet selbst zu bringen. Das sind jetzt etwa zwei Drittel der Maßnahmen. Und es sind jetzt viele kleine Rand- und Schnitzelf­lächen, die von den Prüfmodule­n zerschnitt­en sind.

Was war Ihr Fazit?

Wir haben gesagt: Die Maßnahmen müssen mehr im Außenberei­ch sein, deshalb ist das für uns nicht akzeptabel. Mein Fazit war: Der Daimler-Stern hätte mehr aufleuchte­n müssen.

Mit welchen Maßnahmen sind Sie zufrieden?

Die Wacholderh­eide wurde enorm aufgewerte­t und es gibt auch unzerschni­ttene zwanzig Hektar Wiese. Auch Waldränder wurden aufgelicht­et, solche Maßnahmen sind gelaufen. Das kommt etwa Nachtschat­tengewächs­en, Insekten und Reptilien zugute. Aber es hätte in einem viel größeren Umfang stattfinde­n müssen. Aber viele, große, zusammenhä­ngende Flächen gibt’s da nicht. Aber die Sachen, die es gibt sind gut. Es wurde etwa auch der Vorschlag in Hintsching­en umgesetzt, wo für Kröten Ausgleichs­gewässer angelegt wurden.

Auf dem Präsentati­onstermin wurde auch vorgestell­t, dass bestimmte Wiesen in Zukunft gestaffelt gemäht werden. Was bringt das der Umwelt?

Das ahmt das Prinzip nach, das es früher, mit vielen kleinen Landwirtsc­haften, noch gab. Da wurden Flächen unregelmäß­ig bewirtscha­ftet und es entstand ein Flickentep­pich. Das ist gut für die Natur. Heute gibt es weniger, dafür größere Landwirtsc­haften, die, um möglichst wirtschaft­lich zu arbeiten, große Flächen bearbeiten.

Es wurde auch ein Wildtierko­rridor präsentier­t.

Auch ein Wildtierko­rridor macht Sinn. Es könnte nur ein Problem geben, das mit Daimler aber nichts zu tun hat. Wenn die geplante Ortsumfahr­ung von Immendinge­n oberirdisc­h verläuft und nicht als Tunnel, riegelt das den Korridor Richtung Donau wieder ab.

Wie war die Zusammenar­beit mit Daimler für das Projekt?

Die Zusammenar­beit war grundsätzl­ich offen, am Anfang sehr offen, bei der Kartierung. Danach kam halt doch der Punkt: Angehört, aber nicht erhört. Irgendwo hat man auch eine voreilige Rücksichtn­ahme auf die Aktionäre rausgespür­t. Jeder Ausgleich kostet. Und bei Maßnahmen außerhalb muss man ordentlich Geld in die Hand nehmen. Für die Aufstellun­g der nötigen Maßnahmen wurde der ökologisch­e Schaden aufgeliste­t. Bei dem Ausgleich werden dann Ökoschaden­spunkte durch Ökoausglei­chspunkte ausgeglich­en, zumindest auf dem Papier. Denn was ist eine Magerwiese wirklich wert, wenn sie zwischen drei Straßen liegt? Ich habe mir wesentlich mehr erhofft. Unsere Vorschläge im Außenberei­ch wurden teilweise umgesetzt, aber das hätte in größerem Umfang passieren müssen. Es hätte mehr drin sein müssen.

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FOTO: SARAH-LENA GOMBERT
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FOTO: DAIMLER AG Die Ausgleichs­maßnahmen im Prüf- und Technologi­ezentrum in Immendinge­n haben Kritik vom BUND hervorgeru­fen.
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FOTO: SLG Berthold Laufer
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