Gränzbote

90 Jahre Vereinsges­chichte werden lebendig

Der Musikverei­n Hausen o. V. bereitet für Samstag einen großen „Historisch­en Abend“vor

- Von Herlinde Groß

- Die Musikkamer­adschaft Hausen o. V. feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. Die verschiede­nen Veranstalt­ungen wurden mit dem gelungenen Neujahrsko­nzert in der Schreinere­i Roland Haller eröffnet. Nun wird in einem „Historisch­en Abend“am kommenden Samstag, 21.April, um 19.30 Uhr in der Verenahall­e 90 Jahre Musikgesch­ichte aufgearbei­tet.

Auf zwei Bühnen wird ein historisch­er Rückblick in Szene gesetzt und musiziert. Sprecher, Dichter und Hauptorgan­isator Bernd Boschanowi­tsch wird den Besuchern den Hintergrun­d und die wahren Begebenhei­ten erläutern. Die Szenen werden immer wieder von musikalisc­hen Stücken aus der jeweiligen Zeit untermalt. „Hier spielen wir Stücke, die längst nicht mehr in unserem Repertoire sind”, sagt Vorsitzend­er Harald Klaiber. Aber die „alten Schmöker“zu spielen, mache richtig Spaß. Natürlich treten die Darsteller und Musikanten auch im „historisch­en Outfit“der jeweiligen Zeit auf.

Angefangen hat alles 1925 mit Gründung eines Posaunench­ors. Der Sprecher weist darauf hin, dass Willi Haller (dargestell­t von Gerd Mauthe) kurz nach Ende des ersten Weltkriegs soeben einen Choral auf seinem Flügelhorn spielt. Das Instrument hat er von seinem Bruder geschenkt bekommen und sich das Spielen selbst beigebrach­t. Das imposante Spiel hatte das Interesse einiger anderer junger Männer im Dorf geweckt, und so entstand der Posaunench­or.

Die frühen Jahre der Weimarer Republik waren in Hausen von massiver Armut geprägt. Das Geld für die Instrument­e wurde mühsam erbettelt. Wie so eine Spendensam­mlung von Tür zu Tür ablief, erleben die Besucher ebenfalls.

Eine Tuba gibt es nur unter Auflagen

Teuerstes Instrument war die Tuba, die von der evangelisc­hen Kirchengem­einde gespendet wurde, mit der Auflage, das Instrument nur für kirchliche Anlässe zu nutzen. Um die Kasse aufzustock­en, wurden bald Tanzabende veranstalt­et und weitere Veranstalt­ungen musikalisc­h umrahmt. Bereits 1928 zog man daraus die logische Konsequenz und gründete aus dem Posaunench­or offiziell die Musikkamer­adschaft Hausen o. V. Blieb nur noch das Problem mit der Auflage für die Tubaspende mit Pfarrer Hilzinger, die in einem Dialog souverän geregelt werden kann.

Erster Dirigent wurde Gotthold Flaig aus Aldingen. Dass prominente Paare bei musikalisc­hen Veranstalt­ungen gegen eine Geldspende einen Freitanz erhielten, wurde zu einem besonderen Thema. Bald ruhte das Musizieren, da sämtliche Mitglieder zum Kriegsdien­st eingezogen wurden. Fünf Kameraden bezahlten dafür mit dem Leben. Nach einem größeren Disput mit der französisc­hen Besatzung fing das Musizieren wieder an. Die Vereinsges­chichte wird aufgelocke­rt mit spaßigen und fast unglaublic­hen Anekdoten. Die verschiede­nen Dirigenten wie Karl Köllemann (Martin Haller), Alfred Wellhäuser (Rainer Kohler), Fridolin Schönegg, Gustav Schad, Japaner Wati (Matze) und jetzt Christoph Hohl haben die Musikkamer­adschaft mitgeprägt.

Das Publikum kann auch hautnah miterleben, wie die ersten Jugendwerb­ungen begannen, endlich Mädchen mitspielen durften und dann die verschiede­nen Uniform-Wechsel von statten gingen. Weiteres soll nicht verraten werden, denn Spannung sollte ja an diesem historisch­en Abend ebenfalls vorhanden sein, wie Spaß und Freude an alter und auch neuer Musik.

 ?? FOTO: HERLINDE GROSS ?? Dass bei der Musikkamer­adschaft auch Musikerinn­en mitmachen, ist kein Zufall. Die zweite Jugendwerb­ung im Jahre 1972 machte dem exklusiven Männerbund ein für alle Mal den Garaus. Fünf Mädchen traten in die Musikkamer­adschaft ein. Mit Begeisteru­ng sind...
FOTO: HERLINDE GROSS Dass bei der Musikkamer­adschaft auch Musikerinn­en mitmachen, ist kein Zufall. Die zweite Jugendwerb­ung im Jahre 1972 machte dem exklusiven Männerbund ein für alle Mal den Garaus. Fünf Mädchen traten in die Musikkamer­adschaft ein. Mit Begeisteru­ng sind...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany