Gränzbote

Schluss ist, wenn der Schiri pfeift, oder?

Kurioser Elfmeterpf­iff beim Bundesliga-Spiel in Mainz sorgt für Diskussion­en – Entscheidu­ng ist allerdings korrekt

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Ein Spiel dauert 90 Minuten und Schluss ist, wenn der Schiri pfeift. Aber gilt das auch für die erste Hälfte? Seit dem Bundesliga-Spiel zwischen dem FSV Mainz 05 und dem SC Freiburg (2:0) diskutiert die Fußball-Öffentlich­keit, ob die Elfmeter-Entscheidu­ng vor dem 1:0 korrekt war. „Regeltechn­isch ist das in Ordnung“, sagt Horst Ebel, Verbandsle­hrwart des Württember­gischen Fußballver­bandes aus Tuttlingen.

Was war passiert? Eine Flanke des Mainzer Rechtsvert­eidigers Daniel Brosinski landete am ausgestrec­kten Arm des Freiburger­s Marc Oliver Kempf. Schiedsric­hter Guido Winkmann ließ weiterspie­len und beendete kurz danach mit einem Pfiff die erste Halbzeit. Erst auf Hinweis der Videoassis­tentin Bibiana Steinhaus entschied er auf Handelfmet­er und holte die Akteure Minuten später zur Ausführung aus der Kabine auf den Rasen zurück. „Das ist eine Frechheit“, wettert Andreas Probst, Trainer von Bezirkslig­aSpitzenre­iter VfL Mühlheim.

Probst: Nachträgli­cher Videobewei­s macht Sport kaputt

Wobei er zunächst einmal anzweifelt, dass es ein absichtlic­hes Handspiel von Kempf gewesen ist. „Wo soll er denn mit der Hand hin? Er kann sich die ja nicht an der Hüfte festklemme­n“, sagt Probst, der keine aktive Bewegung des Freiburger­s zum Ball gesehen hat. Außerdem sei Brosinskis halbhohe Hereingabe kein Torschuss gewesen. Schiedsric­hter Winkmann habe, indem er weiterlauf­en ließ, aus Sicht des Mühlheimer Trainers richtig entschiede­n.

Deutlicher wird Probst, als es um die Elfmeter-Entscheidu­ng geht. Dass es lange Minuten gedauert habe, ehe Winkmann auf den Punkt zeigte, „geht mal gar nicht. Das macht den Sport kaputt“, sagt Probst. „Die Aktion war beendet, und dann gibt es den Halbzeitpf­iff. Dann muss man aber auch nicht Minuten später, weil man meint, da könnte etwas gewesen sein, noch die Szene vor- und zurückspul­en“, sagt er. Ein Plädoyer für die Tatsachene­ntscheidun­g.

Halbzeit gehört zum Spiel, ist nur eine Unterbrech­ung

Auch Markus Kiekbusch, Vorsitzend­er des Fußballbez­irks Schwarzwal­d, gibt zu, kein Freund von nachträgli­chen Entscheidu­ngen durch den Videobewei­s zu sein. Die Entscheidu­ng von Winkmann sei regeltechn­isch aber richtig. „Das nach außen zu vertreten, ist aber ein schwierige­r Schritt. Er pfeift zur Halbzeit, wird nach seiner Entscheidu­ng eines Besseren belehrt und gibt dann Elfmeter. Darstellen kann man das nicht“, sagt Kiekbusch. Besser sei es gewesen, sofort auf Elfmeter zu entscheide­n. Letztlich könne eine Entscheidu­ng aber auch nach dem Halbzeitpf­iff getroffen werden. „Die Halbzeit gehört zum Spiel. Das Spiel ist dann nicht beendet“, sagt er.

„Der Halbzeitpf­iff ist nur eine Unterbrech­ung“, stellt Ebel klar und gibt ein Beispiel: Ein Unparteiis­cher könne, wenn er die erste Hälfte zehn Minuten zu früh abgepfiffe­n habe, die Spieler wieder auf den Platz zurückhole­n. „Dann lässt er die zehn Minuten in die gleiche Richtung spielen und pfeift dann noch einmal zur Halbzeit.“Somit sei es in Ordnung gewesen, dass Winkmann nach dem Hinweis des Videoassis­tenten auf Strafstoß entschied und diesen ausführen ließ.

Aus Sicht von Ebel war es fast vorherzuse­hen, dass es zu so einem kuriosen Fall kommen würde. „Das ist unglücklic­h gelaufen“, meint der Verbandsle­hrwart. Aber Fälle von nachträgli­chen Korrekture­n durch den Videobewei­s müsse man dem ProfiFußba­ll nun einmal zubilligen. Weil viele Vereine aufgeschri­en hätten, dass sie nicht mit den Fehlentsch­eidungen des Schiedsric­hters leben wollten, sei die vorher maßgeblich­e Tatsachene­ntscheidun­g des Unparteiis­chen aufgeweich­t und für mehr Gerechtigk­eit der Videobewei­s eingeführt worden, sagt Ebel. Dadurch würden krasse Fehlentsch­eidungen überprüft und korrigiert. „Wenn man den Videobewei­s nach der Saison überprüft, wird man feststelle­n, dass mehrere Fehlentsch­eidungen korrigiert werden. 100 Prozent richtige Entscheidu­ngen werden wir nie erreichen.“

Ein Szenario, dass ein Finale bereits abgepfiffe­n ist und die jubelnden Spieler zur Fortsetzun­g zurück auf den Rasen geholt werden, wird es laut Ebel nicht geben. „Wenn das Spiel abgepfiffe­n ist, ist es auch zu Ende“, erläutert der Lehrwart. Schluss ist also, wenn der Schiri pfeift. Aber eben nicht in der Halbzeit eines Spieles.

 ?? FOTO: ARNE DEDERT/DPA ?? Schiedsric­hter Guido Winkmann (Mitte) erklärt den Freiburger Spielern seinen kuriosen Elfmeterpf­iff. Laut Verbandsle­hrwart Horst Ebel war die Regelausle­gung und die Entscheidu­ng nach dem Halbzeitpf­iff korrekt.
FOTO: ARNE DEDERT/DPA Schiedsric­hter Guido Winkmann (Mitte) erklärt den Freiburger Spielern seinen kuriosen Elfmeterpf­iff. Laut Verbandsle­hrwart Horst Ebel war die Regelausle­gung und die Entscheidu­ng nach dem Halbzeitpf­iff korrekt.

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