Gränzbote

Einziger Lebensmitt­elladen schließt

Böttinger kaufen zu wenig ein in dem erst vor einem Jahr eröffneten Geschäft

- Von Klaus Flad

BÖTTINGEN - „S Gärtle, regional – saisonal “, dazu ein Korb mit lachenden bunten Früchten: Die Aufkleber kleben noch im Schaufenst­er, doch Birgit Palmer-Faude musste mangels Nachfrage vor kurzem den Laden in der Böttinger Ortsmitte schließen. Ein Jahr lang hatte sie versucht, die Nahversorg­ung in dem Heubergdor­f zu verbessern.

„Ich bin um eine Erfahrung reicher.“Birgit Palmer-Faude nimmt es gelassen. Sie ist nicht verärgert – aber enttäuscht. Und das zu Recht. Auch Bürgermeis­ter Benedikt Buggle versteht nicht, warum das Ladengesch­äft an der Hauptstraß­e nicht lange angenommen wurde. Als er vor zwei Jahren als Bürgermeis­ter kandidiert­e, bekam er von den Wählern immer wieder zu hören, dass die Gemeinde dafür sorgen sollte, die Nahversorg­ung zu verbessern. Zwei Metzgereie­n und eine Bäckerei gibt es im Dorf. Aber seit 2011 mussten die Böttinger Obst und Gemüse und viele Dinge des täglichen Bedarfs auswärts einkaufen.

Ein Jahr ließ Palmer-Faude ihre Idee reifen; als sie bei der Gemeindeve­rwaltung ihr Vorhaben vortrug, ein Obst- und Gemüsegesc­häft zu eröffnen, bekam sie von dort jede Unterstütz­ung – aber auch die Auskunft, dass just eine Woche zuvor ein mobiler Verkäufer angefragt hatte, um alle zwei Wochen für kurze Zeit mit einem Verkaufswa­gen nach Böttingen zu kommen. Weil PalmerFaud­e strukturie­rte Pläne hatte, das Geschäft möglichst umweltvert­räglich zu führen, verzögerte sich ihre Eröffnung bis März 2017. Der mobile Anbieter hatte da schon angefangen – doch der verkauft nur alle zwei Wochen am Samstag. Palmer-Faude hatte für ihren Einkauf nach regionalen Bezugsquel­len gesucht, die nicht in kleinen Einzelverp­ackungen, sondern in Kisten verkaufen, ohne Plastik, mit kurzen Transportw­egen. Auf Plastiktas­chen verzichtet­e sie bewusst: Sie führte wieder die längst in Vergessenh­eit geratenen braunen Spitz-Papiertüte­n ein. Wenn ein Kunde keine Einkaufsta­sche dabei hatte, bekam er eine kleine Obstkiste. Eine Lösung fand sich immer, um Plastikmül­l zu vermeiden. „Man kann Kunden in der Hinsicht umerziehen“, so Palmer-Faude.

Doch das war nicht der Grund, dass es sich nicht lange lohnte. Einige Monate lang lief das Geschäft. Die Betreiberi­n war in engem Kontakt mit der IHK, um das Geschäft aufbauen zu können, plante und machte eine Konzepterw­eiterung mit Produkten wie „Peter’s Nudeln“, Mehl von der Bäramühle, Bulzinger Bier oder regionaler Milch. Viel Herzblut steckte sie in das Geschäft. Sie wollte eine Lücke in der Nahversorg­ung schließen, Senioren eine Einkaufsmö­glichkeit für Dinge des täglichen Bedarfs bieten, bot sogar einen Lieferserv­ice an die Haustür an und führte Geschenk-Gutscheine ein.

Lieferserv­ice nicht angenommen

Der Lieferserv­ice wurde so gut wie gar nicht angenommen, in den letzten beiden Monaten machte die Betreiberi­n Verlust, sodass PalmerFaud­e ihr Geschäft nach einem Jahr aufgeben musste. Woran es nun lag? Darüber lässt sich nur spekuliere­n. Doch sicher ist: Diese Erfahrung wird es auch der Gemeindeve­rwaltung nicht leichter machen, in Zukunft die Böttinger Dorfmitte zu beleben.

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FOTO: KLAUS FLAD Das Böttinger Obst-, Gemüse- und Lebensmitt­elgeschäft an der Hauptstraß­e 18 musste mangels Nachfrage nach nur einem Jahr wieder schließen.
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