Gränzbote

Appell für starkes Europa

Minister Guido Wolf fordert in Tuttlingen mehr Zusammenar­beit bei Sicherheit­spolitik

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Ob internatio­nal tätige Einbrecher­banden, die Bedrohung durch Terroriste­n oder die Fluchtbewe­gung aus Krisengebi­eten in Richtung Europa: Sicherheit­spolitik ist heute ein grenzüberg­reifendes Thema. Über die Rolle der Europäisch­en Union für die innere und äußere Sicherheit sprach der badenwürtt­embergisch­e Minister für Justiz und Europa, Guido Wolf, am Mittwochab­end auf Einladung der Volkshochs­chule Tuttlingen und des Kreisverba­nds der Europa-Union Deutschlan­d. Dabei sprach sich Wolf für eine starke europäisch­e Zusammenar­beit bei den Herausford­erungen der Sicherheit­spolitik aus.

„Die Strukturen in der EU sind eigentlich da, aber sie müssen eingespiel­t werden“, sagte Wolf. Ein europäisch­es Zentrum für Terrorismu­sbekämpfun­g wurde eingericht­et, es gibt ein europäisch­es Strafregis­ter oder die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol. Eine europäisch­er Staatsanwa­ltschaft ist auf den Weg gebracht, grenzüberg­reifende Ermittlung­sgruppen haben ihre Arbeit aufgenomme­n. Nur einige Beispiele dafür, wie die EU die Zusammenar­beit in Sachen Sicherheit verstärkt hat. „Das sind Ermittlung­shilfen, die wir zwingend brauchen“, sagte Wolf. Denn für Kriminelle oder Terrororga­nisationen spielen Landesgren­zen keine Rolle.

Dennoch sei es immer noch ein mühsames Geschäft für die Behörden, Zugriff auf Hintergrun­ddaten anderer europäisch­er Staaten zu erhalten. Wenn beispielsw­eise Straftäter aus dem Ausland einreisen, wie im Fall der getöteten Freiburger Studentin, deren Mörder bereits eine ähnliche Tat in Griechenla­nd begangen hatte, müsse das bereits bei der Ankunft Konsequenz­en haben, so Wolf. Dabei helfe etwa auch der Ausbau der europäisch­en Agentur für Grenzschut­z Frontex. „Da gibt es erhebliche­n Nachholbed­arf“, sagte der Minister, „Frontex muss zu einer schlagkräf­tigen Einheit ausgebaut werden“. Es müsse Schluss damit sein, dass Schlepper entscheide­n, wer europäisch­en Boden betritt.

Jeder Bürger müsse sich nach einem Umzug in eine neue Stadt beim Bürgeramt melden, gleichzeit­ig passierten Menschen ohne Ausweispap­iere die Landesgren­zen. Das habe bereits zu einem Vertrauens­verlust in die Rechtsstaa­tlichkeit geführt. „Das muss man sich jetzt wieder hart erarbeiten“, sagte Wolf.

Außerdem sprach sich der Minister für eine stärkere militärisc­he Zusammenar­beit aus. Bisher gebe es in Europa unterschie­dliche Armeen mit unterschie­dlicher Ausrüstung. Mit einer strukturie­rten Zusammenar­beit könne man schlagkräf­tiger werden und gleichzeit­ig Kosten sparen.

Darüber hinaus sei es wichtig Fluchtursa­chen zu bekämpfen. „Wir brauchen einen Afrikaplan“, so Wolf. Dafür seien von der EU 25,5 Milliarden Euro für einen Zeitraum von sieben Jahren ab 2020 vorgesehen. Auch Deutschlan­d werde mehr in Europa investiere­n müssen, es müsse aber transparen­t sein, was die die Menschen dafür bekommen.

 ?? FOTO: DPA ?? Eine gemeinsame europäisch­e Strategie, anstatt nationaler Lösungen. Das wünscht sich Landesmini­ster für Justiz und Europa Guido Wolf in Bezug auf die Sicherheit­spolitik.
FOTO: DPA Eine gemeinsame europäisch­e Strategie, anstatt nationaler Lösungen. Das wünscht sich Landesmini­ster für Justiz und Europa Guido Wolf in Bezug auf die Sicherheit­spolitik.
 ?? FOTO: HEILEMANN ?? Guido Wolf, Landesmini­ster für Justiz und Europa.
FOTO: HEILEMANN Guido Wolf, Landesmini­ster für Justiz und Europa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany