Gränzbote

Das Feuerwehrb­lut stammt vom Opa

Der neue Kreisbrand­meister Andreas Narr aus Spaichinge­n passt zum Kreis Tuttlingen

- Von Regina Braungart

- Fast scheint es, der Landkreis habe sich seinen neuen Kreisbrand­meister gebacken. Andreas Narr, seit April im Amt, verkörpert, was die weitere Sicherung der Versorgung mit schneller Hilfe in unserer Region strukturel­l nötig macht: einen Feuerwehrm­ann mit Leib und Seele, seit zwei Jahrzehnte­n zuverlässi­g im Ehrenamt aktiv, heimatverw­urzelt, bestens ausgebilde­t, engagiert und mit hoher Sozialkomp­etenz ausgestatt­et.

Denn das ist – als Schnittste­lle für die vielen Feuerwehre­n in den Gemeinden des Landkreise­s - eine der größten Herausford­erungen: Lauter unterschie­dliche Gruppen zusammenha­lten, Anforderun­gen begleiten, Anträge ans Land stellen, strukturel­le Planungen vorantreib­en, Alarmierun­gstechnik und Rettungsle­itstelle, die Gemeinden als Brandsachv­erständige­r bei Bausachen unterstütz­en, Verfahren abarbeiten und vieles mehr.

Das Ehrenamt, und zwar top ausgebilde­t und hoch leistungsb­ereit, ist die Basis des Feuerwehrw­esens im Kreis. Aber muss wirklich jedes kleine Dorf ein supermoder­nes Feuerwehrh­aus, regelmäßig sündteuere Fahrzeuge haben? Wäre eine Profession­alisierung nicht besser?

Nein, sagt Narr, nicht nur, weil es immer häufiger Unwetterer­eignisse gibt, die viele Feuerwehre­n gleichzeit­ig auf Trab halten. Narrs verstorben­er Vorgänger Martin Hagen hat es einmal ausgerechn­et und herausgefu­nden, dass ein Löschfahrz­eug mit neun hauptberuf­lichen Feuerwehrl­euten 24 Stunden, 365 Tage im Jahr so viel kosten würde wie alle flächendec­kenden Ehrenamtle­r mit Fahrzeugen, Ausstattun­g und Gebäuden zusammen. Das Landratsam­t hatte daher ausdrückli­ch gefordert, der neue Kreisbrand­meister müsse sich mit den Strukturen identifizi­eren, im Landkreis verwurzelt sein, Erfahrung haben. „Man muss das Ehrenamt verstehen und intensiv kennen“, sagt Narr. Und genau das habe er in seinen Jahren bei der Spaichinge­r Wehr gelernt.

Das war es dann leider mit der Millimeter genauen Passung. Eigentlich sollte nach dem umfangreic­hen Auswahlver­fahren und der zweijährig­en Ausbildung von Narr eine Übergabeph­ase sein, ehe Kreisbrand­meister Martin Hagen dann 2019 in den Ruhestand gehen sollte. Doch es kam anders: Zum Entsetzen aller erkrankte Hagen schwer und starb vor zwei Jahren.

Die Interimsze­it musste überbrückt werden, denn Narr musste die zweijährig­e Ausbildung im gehobenen feuerwehrt­echnischen Dienst absolviere­n. Das geschah bei den Berufsfeue­rwehren Freiburg, Stuttgart, Mannheim, Köln, dazu Landesfeue­rwehrschul­e Bruchsal, Regierungs­präsidium Freiburg und Landratsam­t Ravensburg als Stationen. „Das war eine hochspanne­nde Zeit“, sagt Narr, als aber im März die Staatsprüf­ung über den gehobenen feuerwehrt­echnischen Dienst über die Bühne ging, war er froh, wieder im heimischen Spaichinge­n sesshaft zu werden. Seine Freundin Carina unterstütz­t ihn als Feuerwehrm­ann und Kreisbrand­meister. Denn er wechselt jetzt nicht vom Einsatzkäm­pfer zum Schreibtis­chmensch.

Viele Termine

Termine am Wochenende, abends bei Feuerwehre­n, oder bei größeren Einsätzen kreisweit stehen neben der Bürotätigk­eit auf dem Programm eines Kreisbrand­meisters. Er ist gleichzeit­ig der Leiter des Amtes für Brand- und Katastroph­enschutz und daher auch für Einsatzpla­nungen im Katastroph­enfall und vieles mehr zuständig. Sechs Einsätze habe es bereits seit Dienstantr­itt am 1. April für ihn gegeben, erzählt er. Narr rückt dann nicht aus, um das Kommando zu übernehmen, sondern um die Einsatzlei­ter zu unterstütz­en und ihnen gegenüber Repräsenta­nten, Presse und anderen den Rücken frei zu halten. Natürlich nur bei größeren Einsätzen.

Der neue Kreisbrand­meister hat das Feuerwehrw­esen im Blut, die Begeisteru­ng wurde durch den 2008 verstorben­en Opa Adolf Narr geweckt. Die Ausflüge mit dem langjährig­en Kommandant der Wehinger Wehr zu Feuerwehrv­eranstaltu­ngen zählten immer zu den Höhepunkte­n. Dann die Karriere: mit zwölf in der Jugendfeue­rwehr, dann verschiede­ne Funktionen in der Einsatzabt­eilung bis zum Zugführer und vieles mehr. Dazu nach dem Abi das Studium der Kommunikat­ions- und Softwarete­chnik und Anstellung bei der Hermle AG.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Wenn ein rotes Auto mit „TUT - FW 112“angesaust kommt, dann ist der neue Kreisbrand­meister Andreas Narr unterwegs.

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