Frühlingshafter Psychoterror
Allgemein heißt es, dass sich Naturgeräusche gut auf unsere mentalen Effekte auswirken. Sie sollen entspannen, Stress abbauen und sogar die Grundlage für Wohlbefinden und gute Ideen legen – und das alles auf einmal und gratis dazu. Prinzipiell nicht schlecht – wenn man nicht gerade morgens um halb 5 versucht, noch zwei Stündchen zu schlafen, ehe der Wecker einen ohnehin unbarmherzig aus dem Schlaf reißt. Denn kaum hat die Sonne ihre ersten zarten Strahlen in Richtung Erde geworfen, rotten sich Scharen von gefiederten Terroristen auf den Bäumen zusammen und beginnen ihr destruktives Tageswerk. Zwischen lautstarkem Tirilii und Tirilöö mischt sich hartnäckiges Gezettere, das eher Psychoterror gleicht, als das von Vogelfreunden angepriesene wunderschöne Morgenkonzert. Einige besonders gewitzte Burschen scheinen gar mit einem SingvogelMegaphon ihren Lärmpegel künstlich zu erhöhen.
Einige Frühlingstage und Augenringe später gelangt der unfreiwillige Konzertbesucher zu zwei Erkenntnissen: Endlich steht fest, woher der Ausdruck „tierisch genervt“stammt. Auch weiß er: Wer einen Garten hat oder auf dem Land wohnt, braucht morgens keinen Wecker. Es sei denn, man steht auf einen dieser modernen Lichtwecker mit integrierten Naturklängen – der neben Vogelgezwitscher wahlweise auch mit Hahnengeschrei oder Grillenzirpen weckt. (sz)