Pläne für das letzte Stück der „Nelkenkultur“
Mehrere Wohnhäuser könnten entstehen – Wann und wie lässt Eigentümer noch offen
TUTTLINGEN - Der letzte unbebaute Teil der einstigen Nelkenkultur in der Tuttlinger Nordstadt könnte bald bebaut werden. Am Donnerstag stimmte der Technische Ausschuss dem Entwurf des Bebauungsplans zu. Geplant ist der Bau von sechs Wohnhäusern – doch noch möchte es sich der Besitzer offen lassen, was davon er tatsächlich verwirklicht.
Wo heute zwischen der Balinger Straße und Im Steinigen Tal bei Mutpol viele Menschen in Ein- und Mehrfamilienhäusern eine Heimat gefunden haben, war bis zum Jahr 1992 die Tuttlinger Nelkenkultur angesiedelt. Zuletzt betrieben von den Brüdern Herbert und Gunter König, wurden auf dem rund sieben Hektar großen Gelände in zahlreichen Gewächshäusern Edelnelken angebaut.
Doch 1992 war damit Schluss. Die Erzeugungskosten waren zu hoch geworden, „allein das Heizen wurde zu teuer“, erzählt Gunter König. Hinzu kam die Konkurrenz: Viele Blumen wurden aus dem Ausland importiert, „da konnten wir preislich nicht mehr mithalten“. Während sich der ältere Bruder Herbert zur Ruhe setzte, führte Gunter König noch eine Zeitlang einen Blumenhandel.
Ganzes Wohnviertel entstanden
Das nun brachliegende Gelände wurde verkauft. In der Folge entstand nach und nach ein ganzes Wohnviertel – für die wachsende Stadt ein Segen. Die Brüder selbst bewohnen bis heute den letzten unbebauten Teil der ehemaligen Nelkenkultur – zwei Wohnhäuser inmitten eines großen, parkähnlichen Geländes hinter dem Parkplatz des Supermarkts Treff.
Angrenzend an ihre Häuser könnte nun bald gebaut werden. Die öffentliche Auslegung der Pläne soll demnächst starten, wie Michael Herre vom Fachbereich Planung und Bauservice im Technischen Ausschuss mitteilte. „Eventuell kann vor den Sommerferien der Beschluss gefasst werden“, kündigte er an. Angedacht sind vier Ein- oder Zweifamilienhäuser, ein Mehrfamilienhaus sowie ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus. Die Zufahrt soll über eine neue Privatstraße erfolgen, die von der Balinger Straße abzweigt.
Dem vorausgegangen war eine Planungsphase, die länger gewesen sei, als bei anderen Aufstellungsbeschlüssen, wie Stadtsprecher Arno Specht sagte. Da inmitten eines bestehenden Wohngebiets gebaut werden soll, müsse sensibler geplant werden, als auf der grünen Wiese, so Specht. So ging es etwa um Schallschutz und Artenschutz sowie um den Erhalt der alten Bäume auf dem Grundstück. Rund 15 Bäume dürfen nicht gefällt werden, die Gebäude mussten im Plan dementsprechend platziert werden.
Doch: Während sich Stadt und Räte freuen, eine zentrale, brachliegende Fläche bebauen zu können, gibt sich Bauherr Michael König, Sohn von Herbert König, verhalten. Ob tatsächlich alles so realisiert wird, wie aktuell vorgesehen, lässt er noch offen. „Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich mich nicht äußern“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei einem Treffen mit Oberbürgermeister Beck Mitte Mai möchte er seine Vorstellungen präsentieren, die womöglich von den derzeit bekannten abweichen könnten. Sicher ist nur, dass man einen Bebauungsplan für das Gebiet haben möchte, für das es bisher noch keinen gab, so König.
Entschließt sich Bauherr König zum Bauen, entstünde in Herres Worten jedenfalls eines: ein „schöner Kompromiss zwischen Bauen und Park“.