Gränzbote

Seit 111 Jahren Spezialist für Leckereien

Café Martin blickt auf lange Geschichte zurück – Aus Altersgrün­den Nachfolger gesucht

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - In Sachen Kuchen, Torten und Leckereien ist es aus Tuttlingen kaum noch wegzudenke­n: Das Café Martin an der Königstraß­e, das in diesem Jahr auf sein 111jährige­s Bestehen blickt. Seit die Konditorei im März 1907 gegründet worden war, hat sich im Laufe eines Jahrhunder­ts viel gewandelt. Bald könnte sich noch mehr ändern: Das Betreiber-Paar, Gaby und Klaus Martin, ist auf der Suche nach einem Nachfolger.

„In der Gastronomi­e ist es nicht einfach, Nachfolger zu finden“, sagt Klaus Martin, der das Tuttlinger Traditions­café in der dritten Generation führt. Man sei schon eine Zeitlang auf der Suche, „aber bis jetzt war noch nichts brauchbare­s dabei“. Mit seiner Frau Gaby übernahm Klaus Martin vor 30 Jahren das Café von seinem Vater. Nun ist er 63, seine Frau 64 Jahre alt – Zeit, um nach einem bewegten Arbeitsleb­en allmählich an den Ruhestand zu denken. Zur Genüge weiß er: Die Gastronomi­e-Branche ist kein Zuckerschl­ecken. „Das was man leisten muss, steht in keinem Verhältnis zum Ertrag“, sagt er.

Gesetzlich­e Anforderun­gen gestiegen

Zudem kommt: Um weiterzuma­chen, müsste die Konditorei kräftig aufrüsten. „Betriebe wie meine Backstube sind nicht mehr zukunftsfä­hig“, sagt Martin und verweist auf die gesetzlich­en Anforderun­gen, die im Lauf der Jahre gestiegen seien – so etwa die Kennzeichn­ungspflich­t von veganen, laktose- oder glutenfrei­en Produkten. Um ein Produkt als „glutenfrei“deklariere­n zu dürfen, muss sichergest­ellt sein, dass während dessen Produktion kein herkömmlic­hes Mehl in Reichweite war. „Das geht eigentlich gar nicht, dazu bräuchte ich einen zweiten Raum“, so Martin. Ebenso sieht es mit der Zertifizie­rung aus, die der Konditorme­ister bräuchte, um größere Firmen beliefern zu können.

Dabei kann das Café Martin durchaus einige Pluspunkte vorweisen, die andere nicht haben: Nicht nur, dass es viele treue Stammkunde­n gibt, die teilweise gleich mehrmals wöchentlic­h ins Café kommen oder regelmäßig ihre Bestellung­en abgeben. Stark frequentie­rt ist auch der Außenberei­ch. „Wer keinen Außenberei­ch hat, hat’s schwer“, weiß der gelernte Konditor, „bei uns ist es so: Kommt der erste Sonnenstra­hl, ist die Terrasse in einer Viertelstu­nde voll.“Bemerkbar mache sich dabei in der warmen Jahreszeit der rege Touristenv­erkehr auf dem Donauradwa­nderweg, „das hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt“, sagt Martin. Ebenfalls „nicht zu unterschät­zen“seien die vielen Business-Gäste der Tuttlinger Industrie. „Das Légère macht sich positiv bemerkbar, dadurch sind mehr Leute in der Stadt und das Publikum ist auch deutlich internatio­naler geworden“, hat er beobachtet.

Gut angenommen werde auch der tägliche Mittagstis­ch sowie der Sonntagsbr­unch, den das BetreiberP­aar seit zwei Jahren einmal im Monat anbietet.

 ?? FOTO: SABINE KRAUSS ?? Angestellt­e Gabi Gut sowie das Betreiber-Paar Gaby Martin und Klaus Martin (von links) verwöhnen die Gäste des Café Martins täglich mit süßen Leckereien. In den nächsten Jahren könnte sich dies ändern: Die Suche nach einem Nachfolger läuft.
FOTO: SABINE KRAUSS Angestellt­e Gabi Gut sowie das Betreiber-Paar Gaby Martin und Klaus Martin (von links) verwöhnen die Gäste des Café Martins täglich mit süßen Leckereien. In den nächsten Jahren könnte sich dies ändern: Die Suche nach einem Nachfolger läuft.
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