Gränzbote

Königin ist nicht gleich Königin

Ein Experte von der Landesanst­alt für Bienenzuch­t gibt Imkern wertvolle Informatio­nen

- Von Jens Geschke

SEITINGEN-OBERFLACHT - Zu einem interessan­ten Vortrag von Helmut Horn von der Landesanst­alt für Bienenzuch­t Stuttgart Hohenheim mit dem Thema Königinnen­zucht haben sich 80 Imker aus Tuttlingen, Spaichinge­n, Trossingen und Schwenning­en im Gasthaus „Adler“in Seitingen-Oberflacht getroffen. Angesichts des erschrecke­nden Insektenst­erbens ist der Erhalt der wertvollen Bestäuber Bienen umso wichtiger – und der hängt von der Königinnen­zucht ab.

Eingeladen hat der Bezirks-Imkerverei­n Tuttlingen zu dem knapp zweistündi­gen und für die Imker hochintere­ssanten Thema. In dem Vortrag stellte Helmut Horn klar, dass es ihm nicht um eine wissenscha­ftliche Abhandlung gehe, sondern eher um einen Erfahrungs­austausch auf der Grundlage von Forschungs­ergebnisse­n.

Eine Königin ist nicht gleich eine Königin, so zeigen es verschiede­ne Projekte auch im Ausland, die von Helmut Horn zum Beispiel in Oman oder Afrika durchgefüh­rt und geleitet wurden. Jede Bienenköni­gin und jedes Bienenvolk hat sich, so Horn, den jeweiligen Umständen in einem andauernde­n Evolutions­prozess genetisch angepasst. Wenn man zum Beispiel ein Volk samt Königin von Deutschlan­d nach Afrika bringen würde, so wäre das der sichere Tod für das Bienenvolk, weil die Tiere ganz andere Voraussetz­ungen vorfinden würden.

Die Zucht von Königinnen wird benötigt, um eine hohe Anzahl von Völkern zu erzeugen, die auch gebraucht werden. Nicht nur wegen der Honigprodu­ktion, sondern auch, um in der Natur eine natürliche Bestäubung zu gewährleis­ten. Umweltbedi­ngte Einflüsse wirken sich aber auf Königinnen und somit auch auf die Brut und das Volk aus. Man könne bei der Zucht von Königinnen nicht voraussage­n, in welche Richtung sich die Brut entwickelt. Eine Königin kann bis zu 2500 Eier täglich legen.

Erläutert wurden verschiede­ne Möglichkei­ten der Königinnen­zucht und die gezielte Gewinnung von Zuchtstoff­en. Ebenfalls Thema war die Krankheits­anfälligke­it, Brutkrankh­eiten oder die Aggressivi­tät. Auch gibt es verschiede­ne Paarungsmö­glichkeite­n, angefangen von natürliche­n Räumen in der Natur, wobei die Drohnen bis zu sieben Kilometer weit fliegen, bis hin zur künstliche­n Besamung.

Unabdingba­r für die Imker sei eine ständige Kontrolle des Stockes, der Brut und vor allem der Königin, um Krankheite­n oder Fehlbildun­gen schon im Ansatz zu erkennen und zu behandeln. Für die Imker auch ein wichtiges Thema sind die Schwarmbil­dung, Schwarmlen­kung und Schwarmzei­t.

Wunsch nach natürliche­n Wiesen

Nach dem Vortrag gab es noch einige Fragen an Dr. Horn, zum Beispiel, was das Futter angeht, was den Bienenvölk­ern das Überleben im Winter sichert oder die Beschaffun­g und Eigenheite­n von Zuchtrahme­n, die eingesetzt werden, um Königinnen zu züchten. Der erste Vorstand des Bezirks-Imkerverei­n Tuttlingen, Helmut Riess, gab sich beeindruck­t von dem fachlichen Vortrag und dem hohen Interesse der vielen Mitglieder.

Ein großer Wunsch der Vorstände Otto Knapp aus Trossingen, Christof Freudenber­g aus Spaichinge­n und Helmut Riess aus Tuttlingen ist es, viel mehr natürliche Wiesen oder Streuobstw­iesen vorzufinde­n und weniger Monokultur­en der Intensivla­ndwirtscha­ft, die für die Bienen weitgehend nutzlos sind.

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FOTO: JENS GESCHKE Bienen-Experten unter sich: Vorstand Helmut Riess, Helmut Horn und Vorstand Otto Knapp (von links) im Fachgesprä­ch.
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FOTO: PATRICK SEEGER / DPA Eine Bienenköni­gin auf einer Wabe.
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