Die Ausstellung sollte man nicht verschlafen
Zum 30-jährigen Bestehen zeigt Neuhausen „Schätze aus dem Freilichtmuseum“
– In Neuhausen ob Eck hat die neue Ausstellung „Schätze aus dem Freilichtmuseum“ihre Pforten geöffnet. Eigentlich, so Landrat Stefan Bär bei der Vernissage im voll besetzten Schafstall, seien es ja zwei Ausstellungen, die eröffnet würden: Zum einen wird das zweite Haus des Jahres, die Stallscheune aus Haberstenweiler (HBW) bei Salem im Bodenseekreis, vorgestellt, und zum anderen das 30-jährige Bestehen des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck gefeiert, das sich von einem kleinen Museum zu einem Besuchermagneten gemausert habe.
Das Freilichtmuseum als kulturelles Bildungszentrum für die Region habe bei über einer Viertel Million Schülern und bei über zwei Millionen Besuchern bleibende Eindrücke hinterlassen, so Bär.
„Die Stallscheune Haberstenweiler ist der Startpunkt für die Ausstellung ,Schätze aus dem Freilichtmuseum’, die auf ungewöhnliche Art den Blick auf 30 Objekte lenkt, die alle eine besondere Geschichte zu erzählen haben“, erklärte Bär. Mit einer Schatzkarte könnten sich die Besucher auf „Schatzsuche“begeben und dabei bisher unbekannte Seiten des Museums kennenlernen.
Museumsleiterin Almut Grüner ging der Frage nach: „Was ist ein Schatz?“Der Blick durch 30 Goldrahmen führe die Besucher zu dem jeweiligen Objekt, das als Schatz für das Museum angesehen werden könne. Eigentlich seien es ja 31 Objekte, denn das Haus des Jahres, die HBW, müsse auch als Schatz betrachtet werden, so Grüner weiter. Einige Objekte stellte die Museumsleiterin detaillierter vor, darunter ihr Lieblingsobjekt, eine Flechtmaschine, bei der sich die Technik nicht verändert habe. Eine Trockenhaube, ein Nachttopf oder Isolatoren waren nur einige der Ausstellungsstücke, die vorgestellt wurden. Die Besucher sollten sich ja selbst auf „Schatzsuche“begeben und die Objekte erforschen.
Kulturwissenschaftler Christof Heppeler erklärte die Stallscheune Haberstenweiler aus baulicher und kulturgeschichtlicher Sicht. Das Haus des Jahres 2018 gehörte zum Stiefelhof, einem Lehensgut des Zisterzienserklosters Salem, und wurde von Johannes Baur 1796 erbaut. Heppeler bezeichnete die Stallscheune als „Bauern-Kathedrale“, die in ihrer Bauweise und schieren Größe fasziniere und Macht und Reichtum darstelle. Als erfahrbares Faszinosum bezeichnete Heppeler die ausgetüftelte Durchfahrt, die Knechtskammer sowie einen riesigen Stauraum. Das Fachwerk bis zum vierten Obergeschoss betrachtet, sähe aus wie eine Kathedrale, so Heppeler. Die Knechtskammer für die Knechte, Hüte- und Arbeiterkinder zeige auf, dass dem damaligen Bauern seine Kühe wichtiger waren als die rangniedrigsten Menschen, die über den Kühen und doch darunter hausten.
„Ein Museum zum Anfassen“
Die wissenschaftliche Volontärin Julia Brockmann hat sich zur Aufgabe gemacht, „ein Museum zum Anfassen“zu gestalten. Normalerweise seien Gegenstände und Einrichtungen nur für den Sehsinn der Besucher erlebbar. Brockmann wollte in einem Raum in der Stallscheune auch den Tastsinn aktivieren. In einer Sitzecke können die Besucher aus Büchern lesen, in einem Bett mit schwerer Daunendecke und Strohmatratze Probe liegen, aus einem Fundus von alten Kleidungsstücken sich verkleiden und sich an einer Foto-Station ablichten lassen. Sogar an Selfies mit Selbstauslöser hatte Brockmann gedacht. Das Schild „Mich kann man anfassen!“könne man überall im Raum finden, so Brockmann.
Nachdem das Bläserensemble des Städtischen Blasorchesters Tuttlingen unter der Leitung von Klaus Steckeler mit einer „Schottischen“und einer „Fidelen Bauernpolka“die zahlreichen Gäste musikalisch auf die Schatzsuche eingestimmt hatte, wurden die Besucher beim Backhäusle mit einem kleinen Imbiss verköstigt. Bei einem Rundgang durch die Stallscheune war der Kleiderschrank im Verkleidungsraum mit Fotostation stets umlagert und es wurden viele lustige Fotos geschossen.